Sandra Schuberth
· 21.07.2023
Am kommenden Sonntag, 23. Juli, startet nicht nur die Tour de France Femmes, ein paar Stunden später startet ein weiteres Radsportevent - das Transcontinental Race. Die Profi-Frauen starten in Clermont-Ferrand ihre erste von acht Etappen. Das Transcontinental Race besteht nur aus einer Etappe, die in Geraardsbergen, Belgien, auf der berühmten Koppelmuur startet und je nach Routenwahl rund 4000 Kilometer später in Thessaloniki, Griechenland endet. Vom Start an sind alle Teilnehmenden auf sich allein gestellt. In Zweiterteams darf Windschatten gefahren werden und sich gegenseitig geholfen werden, Leute, die solo starten, dürfen nicht vom Windschatten anderer profitieren.
Strassers bisherige Saison kann sich sehen lassen. Sieg beim Race Across Italy, der Österreich-Durchquerung außer Konkurrenz und Rang zwei beim B-Hard unsupported Rennen rund um Bosnien. Jetzt steht das Saisonhighligt an: Titelverteitigung beim Transcontinental Race (TCR).
Teilnehmende des Transcontinental Races müssen selbst ihre Strecke planen. Vorgegeben sind lediglich Start, Ziel, vier Kontrollpunkte (Checkpoints) und vorgegebene Streckenabschnitte (Parcours). Zudem gibt es verbotene Straßen. Die Checkpoints und Parcours 2023 liegen in der Schweiz, Italien, Slowenien, Albanien und Griechenland. Über die Routenplanung sagt Christoph Strasser aka Straps folgendes:
Nach der Anfangsphase durch Frankreich und die Schweiz warten viele hohe Alpenpässe. Es gibt einige Möglichkeiten, wie man die ganz hohen umrundet, aber dafür stellen sich wieder andere Anstiege in den Weg. Nach dem Kontrollpunkt 1 in Livigno hat man zum Beispiel die Wahl: Gavia oder Stilfserjoch? Beide sind keine leichten Berge.
Immer dabei: Schotterpassagen. Die Veranstalter des Transcontinental Race lassen sich nicht lumpen und geben anspruchsvolle Parcours vor, wie etwa eine 40 Kilometer lange Gravelpassage in den albanischen Bergen oder der letzte Parcours nördlich des Zielorts Thessaloniki in Griechenland. Gerade in Südosteuropa war Strasser noch nicht heufig unterwegs, deshalb werden die meisten Streckenabschnitte für ihn neu sein - “ich habe sehr großen Respekt davor” sagt er. Die Herausforderungen seien neben der hochsommerlichen Hitze die vielen Höhenmeter im Landesinneren. Hinzu kommen Unsicherheiten bei der Versorgungssituation - gibt’s in kleinen griechischen Bergdörfern Essen und Trinken? Auch streunende Hunde können ein Problem sein. Dennoch bleibt er frohen Mutes:
Aber das ist das TCR: eine Kombination aus Radrennen und purem Abenteuer, das macht für mich auch die Faszination aus
Insgesamt werden über 300 Solo-Starterinnen und Solo-Starter das TCR in Angriff nehmen. Strasser, sechsfacher RAAM (Race Across America) Gewinner, analysiert die Situation 2023 wie folgt: "Der Deutsche Robert Müller, der mich beim B-Hard geschlagen hat und auch das 900 Kilometer lange unsupported Rennen “Rund um Sachsen” gewann, zählt sicher zu den härtesten Gegnern. Wie auch der Schweizer Robin Gemperle, der im Vorjahr beim TCR lange in Führung war. Nach gesundheitlichen Problemen musste er eine eintägige Stehzeit einlegen, was ihn um alle Siegchancen brachte.
Im vergangenen Jahr war Strasser noch ziemlich unerfahren im unsupported Bereich. Wir haben nach seinem Sieg beim TCR 2022 mit ihm gesprochen, im Interview wird die Thematik deutlich.
Gepäcktransport, technische Ausrüstung am Rad, Routenplanung, Pausengestaltung und Versorgung - um all das muss er sich allein kümmern.
Mittlerweile hat er schon mehr Erfahrungen sammeln können, will sich aber gleichzeitig nicht selbst zu sehr unter Druck setzen.
Ja, ich bin Titelverteidiger, aber das bedeutet nicht, dass ich automatisch der Favorit bin und um den Sieg mitfahren kann. Natürlich ist das mein Ziel, aber das kann ich nur erreichen, wenn ich mit Lockerheit an die Sache herangehe und nicht verkrampft versuche, unterwegs alles perfekt zu machen. Denn bei so einem langen und abenteuerlichen Rennen kann es niemals perfekt laufen, da gehören immer Improvisation und die nötige Portion Glück dazu! - Christoph Strasser
Natürlich wird am 23. Juli erst einmal täglich die Tour de France Femmes geschaut, aber vor und nach jeder Etappe ist noch ausreichend Zeit für Dotwatching - die Punke der Teilnehmenden auf einer Karte live verfolgen.
>> Jetzt dotwatchen unter https://dotwatcher.cc/race/transcontinental-race-2023