Dirk Zedler
· 13.01.2022
Laufräder funktionieren als Teamwork: Nur wenn alle Speichen gleichmäßig gespannt sind, dreht sich der Felgenring dauerhaft ohne Seiten- oder Höhenschlag um die Nabenachse. TOUR zeigt, wie das Zentrieren am Rennrad geht.
Schwierigkeitsgrad: für begabte Hobbymechaniker
Werkzeug
Hilfsstoffe
1. Spannen Sie das Laufrad mittig in die Zentrierhilfe, stellen Sie den oder die Zentrierzeiger mit einem Millimeter Abstand zur Felge ein. Drehen Sie das Laufrad und beobachten Sie den Lichtspalt. Ist dieser im Bereich, an dem die Felge dem Zeiger am nächsten kommt, noch groß, führen Sie den Zeiger weiter heran, bis er an dieser Stelle nahezu streift.
2. Schieben Sie eine Messuhr heran, bis der Taster ca. in die Mitte seines Messbereichs eingeschoben ist. Suchen Sie die Stelle, die mittig zwischen den großen Ausschlägen nach links und rechts liegt. Den größten Ausschlag erkennen Sie daran, dass die Nadel danach ihre Richtung ändert. Drehen Sie die Nullposition der Messuhr auf diese Zeigerposition.
3. Drehen Sie die Felge an die Stelle des größten Ausschlags. Mehrere Ausschläge markieren Sie entsprechend. Unterteilen Sie die Ausschläge in solche, die nach rechts und solche die nach links gehen. Nur in eine Richtung zu zentrieren, kann dazu führen, dass die Felge aus der Mitte wandert und nicht mehr mittig in Rahmen oder Gabel steht.
4. Ziehen Sie mit einem Finger eine Speiche nach außen oder drücken Sie zwei Speichen einer Seite zusammen und beobachten Sie den Spalt am Zeiger. Bewegt sich die Felge in die gewünschte Richtung, haben Sie die Seite gefunden, deren Speichen Sie etwas mehr spannen müssen.
5. Umfassen Sie die Speiche so, dass der Daumen zur Nabe zeigt. Die Finger der halb geschlossenen Hand weisen in die Drehrichtung, der Daumen in die Richtung, in die sich der Nippel bewegen will. Da er von der Felge festgehalten wird, zieht er stattdessen die Speiche stramm.
6. Wo die Felge am nächsten zum Zeiger steht, müssen Sie die Speiche der Gegenseite nachspannen – maximal eine halbe Umdrehung. Die benachbarten Speichen dieser Seite werden ebenfalls etwa eine viertel Umdrehung nachgespannt. Prüfen Sie anschließend den Rundlauf des gesamten Laufrads.
7. Zentrieren ist ein Geduldspiel; tasten Sie sich in kleinen Schritten allmählich heran und achten Sie darauf, dass Sie die Spannung aller Speichen einer Seite im Bereich des Seitenverzugs erhöhen. Vermeiden Sie es, eine einzelne Speiche stark anzudrehen, dies könnte zu einem Höhenverzug führen.
8. Kontrollieren Sie immer wieder das gesamte Laufrad. Stellen Sie die Zeiger dabei immer enger. Arbeiten Sie an allen Seitenschlägen gleichmäßig, um das Laufrad in die Mitte zwischen die Zeiger zu bekommen. Spannen Sie die Speichen so nach, bis der Ausschlag nur noch maximal bei ein bis zwei Zehntel Millimeter zu jeder Seite beträgt.
9. Durch das Nachspannen verdrehen sich die Speichen in sich. Drehen Sie vorbeugend bei der abschließenden Zentrierrunde die Nippel eine Achtel- bis Viertelumdrehung mehr als nötig und dann wieder eine Viertelumdrehung zurück. Alternative: Drücken Sie reihum gegenüberliegende Speichen paarweise zusammen (Bild).
Diese Speichen sollten beim Zentrieren strömungsgünstig ausgerichtet bleiben und nicht unnötig verdreht werden. Mit einer Zentrierhilfe in Form eines geschlitzten Blocks sichern Sie die Speichen gegen Verdrehen.
Einige Mavic-Laufräder haben eine spezielle Nippelspannart, bei der eine Überwurfschraube in die Felge gedreht ist. Verwenden Sie zum Zentrieren das beiliegende Originalwerkzeug. Die Zentrierrichtung bleibt wie gewohnt. Bei manchen Shimano-Laufrädern muss die Überwurfschraube anders herum gedreht werden.
Bei einigen Systemlaufrädern liegen die Nippel versteckt im Inneren der Felge. Hier müssen Reifen und Felgenband abgezogen werden, dann kommt man mit einem Steckschlüssel vom Felgenbett her an die Nippel. Das Zentrieren funktioniert dann wie bei konventionellen Laufrädern, das Werkzeug wird im Uhrzeigersinn gedreht.
Speiche oder Lager?
Kontrollieren Sie zuerst ein mögliches Lagerspiel in der Nabe. Fixieren Sie das Rad im Montageständer und drücken Sie die Felge an mehreren Stellen quer zur Laufrichtung hin und her. Leichtes Ruckeln stammt von Spiel in den Lagern. Fühlt sich das Laufrad insgesamt nachgiebig an, sind die Elastizität von Felge und Speichen die Ursache.
Passgenau
Benutzen Sie nur hochwertiges Werkzeug – das gilt auch für ein so vermeintlich simples Teil wie Nippelspanner. Grob gestanzte Blechwerkzeuge, Schlüssel mit zu kleinen Auflageflächen oder zu großer Schlüsselweite können den Vierkant des Speichennippels beschädigen.
Messbar
Mit einer Messuhr aus dem Werkzeugmarkt, die mittels Magnetfuß am Zentrierständer angebracht wird, erleichtern Sie sich die Zentrierarbeit. Wer häufig zentriert oder Laufräder einspeicht, für den lohnt sich ein Zentrierständer mit Schleppzeiger-Uhren, die feine Ausschläge vergrößert zeigen.
Ausbalanciert
Kontrollieren Sie Laufräder auf mögliche Unwuchten, indem Sie sie im Zentrierständer wiederholt auspendeln lassen, bis die schwerste Stelle im unteren Totpunkt ruht. Montieren Sie dann im höchsten Punkt den Speichenmagneten des Tachos, dann läuft das Rad bei hohen Geschwindigkeiten ruhiger.