Pflegemittel fürs RennradÖl, Wachs, Fett - was Rennräder lieben

Dirk Zedler

 · 24.06.2016

Pflegemittel fürs Rennrad: Öl, Wachs, Fett - was Rennräder liebenFoto: Heinz Käfer
Service: Pflegemittel fürs Rennrad

Schmieren und Salben hilft allenthalben, so das Sprichwort. Das ist zwar ursprünglich nicht aufs Rennrad gemünzt, trifft auf Teile und Stellen am Rad aber besonders zu. Wir sagen, welches Öl, Fett und Wachs wo und wann ans Rennrad gehört.

Die transparente, offenliegende Technik des Rennrades ist für viele Radfahrer Teil der Faszination, hat jedoch Nachteile: Züge, ­Ketten und Federn, auch Lager und Schrauben sind äußeren Einflüssen meistens ungeschützt ausgesetzt – dazu zählt neben Regen und Straßenschmutz auch der eigene Schweiß, der auf Lenker, Vorbau und Rahmen tropft. So hat der Schutz durch Öl ­und Fett zwei Ziele: den leichten Lauf des Renners zu erhalten und das Rad vor Korrosion zu bewahren. Ob es dafür all die teuren Pflege-Substanzen braucht, von denen die Hersteller oft wahre Wunder­dinge versprechen, sei dahin­gestellt. Viel wichtiger ist, das richtige Mittel an die passende Stelle zu bringen – denn nicht ­jeder Schmierstoff darf auf jedes Teil gelangen. Im Folgenden ­stellen wir die fünf wichtigsten Schmier- beziehungsweise ­Pflegemittel zur Montage und Pflege des Rennrads vor und zeigen wo Öl, Fett und Wachs* am Rennrad hingehört und wo nicht.

  Kriechöl löst Schrauben am Fahrrad ohne GewaltaktionenFoto: Heinz Käfer
Kriechöl löst Schrauben am Fahrrad ohne Gewaltaktionen

Kriechöl zur Rennrad-Pflege

Beim Neuaufbau eines Rennrads oder ­typischen Fahrrad-Reparaturen ist Kriechöl nicht notwendig – man braucht es in der ­Regel erst während des Betriebs. An unzugänglichen Stellen und bei Knackgeräuschen kann es wertvolle Dienste leisten, zum Beispiel am Sattelgestell, an den Federn und Gelenken von Schalt­bremsgriffen, Schaltwerk, Umwerfer, Bremsen und Schnellspanner. In den Felgen knarzende Speichen­nippel können damit ebenso beruhigt werden wie Zughüllen in den Anschlagsockeln.

Auch für festsitzende Schrauben kann Kriechöl die Rettung bringen. Bevor Sie mit rohen Kräften die Werkzeugaufnahme runddrehen oder die Schraube gar abreißen, sollten Sie ­lieber Kriechöl aufsprühen und sich ein wenig in ­Geduld üben. Durch die Kapillarwirkung dringt das Öl ein, löst und schmiert ­zugleich. In schwierigen Fällen wiederholen Sie die Prozedur – eventuell auch mehrmals. Wichtig ist, das Öl ­zielgenau ­aufzusprühen und gegebenenfalls ­den Sprühnebel mit einem Lappen einzufangen, damit kein Öl auf Bremsflächen oder zu klemmende Carbon­teile gelangt.

  Öl dringt in die kleinsten Ritzen am Rennrad (wie die Gelenke am Schaltwerk im Bild) und löst sanft, was fest sitzt.Foto: Heinz Käfer
Öl dringt in die kleinsten Ritzen am Rennrad (wie die Gelenke am Schaltwerk im Bild) und löst sanft, was fest sitzt.

Kettenschmierstoff zur Rennrad-Pflege

Nirgendwo sonst am Fahrrad ist der Schmier­stoff so schnell verbraucht wie an der Kette. Wasser, Staub und Schmutz nagen kontinuierlich am frei laufenden Gliederstrang. Die Schmierwirkung ist schnell dahin, der Schmierstoff von der schnell drehenden Kette weggeschleudert. Daher ist regelmäßiges Säubern und Schmieren der Schlüssel für ein möglichst langes Kettenleben – weit mehr als eine erlesene Rezeptur der Wirkstoffe. Grund­sätzlich gibt’s zwei Klassen: Öle und Schmierstoffe mit ­Zusätzen. Vorteil der Öle ist deren Ehrlichkeit, denn ein be­stehender Ölfilm ist sichtbar. Wird die ­Kette trocken und läuft lauter, sieht und hört man das – und weiß, es ist Zeit nach­zuschmieren.

Anders bei den sogenannten Trockenschmierstoffen (die zwar flüssig aus der Flasche kommen, aber nach dem Verflüchtigen der Lösungsmittel eben aus trockenen, wachsartigen Substanzen ­bestehen): Damit sollte man je nach Herstellerempfehlung, zumindest aber etwa alle 200 Kilometer, nachschmieren. Am Aussehen und am Laufgeräusch kann man den Unterschied zwischen ­geschmiert und ungeschmiert nämlich nicht festmachen.

Mit der richtigen Pflege zur sauberen Rennradkette

Der Wunsch nach einer sauberen Rennradkette ist vermutlich so alt wie die Antriebsart. Dem kommen besonders Silikon-Schmier­stoffe nach, die aber nur mäßig schmieren. Unnötig sind Kettenreinigungsbäder. Sie lösen zwar den verbrauchten Schmierstoff ab – aber das tun sie sowohl außen wie innen; und wenn die innere Schmierung zwischen Bolzen, Rollen und Laschen erst einmal herausgewaschen ist, lässt sie sich von außen nicht mehr erneuern. Besser ist ein saugfähiger Lappen, mit dem Sie die Kette vor dem Schmieren gründlich abreiben und nach dem Einziehen des Schmierstoffs überschüssiges Öl abwischen.

  Die Fahrradkette kriegt am meisten Schmutz ab und braucht daher besonders viel Schmierstoff.Foto: Heinz Käfer
Die Fahrradkette kriegt am meisten Schmutz ab und braucht daher besonders viel Schmierstoff.

Fett: Diese Teile am Rennrad werden gefettet

Fett ist im Vergleich zu Öl zäher. Dadurch bleibt es an Ort und Stelle und läuft – aus Lagern zum Beispiel – nicht aus. Klar, im Vergleich mit geölten fühlen sich gefettete Bau­teile deutlich schwergängiger an. Während der Radfahrt ist dieser geringfügig höhere Widerstand jedoch ver­nachlässigbar. Daher ist hochwertiges Fett erste Wahl für Lenkungslager, Innenlager, Nabenlager sowie für die ­Kettenspann- und -führungsrolle.

  Fett ist zäher als Öl, bleibt dafür aber am Platz wie beispielsweise auf Pedalachsen am Rennrad.Foto: Heinz Käfer
Fett ist zäher als Öl, bleibt dafür aber am Platz wie beispielsweise auf Pedalachsen am Rennrad.

Seine Zähigkeit prädestiniert Fett auch dafür, Geräusche und Reibung zu mindern und Korrosion zu hemmen. Daher kann Fett zwischen Kettenblättern und Kurbel, wechsel­barem Schaltauge und Rahmen, Lagerschalen und Rahmen echte Wunder wirken. Auch klar: Verschraubungen am Fahrrad sollten gefettet werden, sofern der Hersteller keine Schraubensicherungsmasse aufgebracht hat. Fett schafft konstante Reibbedingungen und vermeidet Festfressen der Schrauben und Korrosion, insbesondere unter dem Schraubenkopf, wo die Flächenpressung am höchsten ist.

  Gut gefettet – leise auf TourFoto: Heinz Käfer
Gut gefettet – leise auf Tour

Carbon-Montagepaste für Rennrad-Teile nutzen

An Rahmen, Gabel und andere Teile aus Carbon passt und gehört kein Fett. Die häufig geäußerte Vermutung, dass Fette den Verbundwerkstoff aus Epoxydharz und Kohlefasergewebe angreifen könnten, ist allerdings falsch – ausgehärtete chemische Verbindungen sind stabil. Das Problem ist, dass sich Fett an der Oberfläche anlagern kann, die dadurch sehr glatt wird. Bei Klemmverbindungen, z. B. an Sattelstütze, Lenker oder Vorbau, wird dann der Reibwert so weit reduziert, dass enorm hohe Kräfte zur festen Klemmung notwendig werden. Hohe Klemmkräfte wiederum belasten stark auf Druck – wofür Carbonteile typischer­weise nicht geschaffen sind: Das Teil wird regelrecht zerquetscht und kann, derart vorgeschädigt, kaputt ­gehen. ­Abhilfe schafft eine spezielle Carbon-Montagepaste*, die durch feste Kunststoffpartikel in der Emulsion den Reibbeiwert stark erhöht. So lassen sich die vorgegebenen Drehmomente an den Schrauben mit Sicherheit einhalten, oft genug sogar deutlich unterschreiten.

  Carbon braucht eine Sonderbehandlung mit spezieller Montagepaste wie im Bild am Rennradlenker.Foto: Heinz Käfer
Carbon braucht eine Sonderbehandlung mit spezieller Montagepaste wie im Bild am Rennradlenker.

Extra-Tipp: Hartwachs

Keine Lackschicht ist hundert­prozentig dicht, kein Fahrrad frei von Metall. Flüssig aufgebrachtes Hartwachs auf lackierten oder ­eloxierten Flächen dringt in Poren oder Schlitze und baut beim ­Abtrocknen eine Schutzschicht auf. Einmal ­drüberpoliert – und die ­Attacken von Nässe, Schmutz und Streusalz werden ebenso glänzend wie erfolgreich pariert!

  Hartwachs schützt lackierte Flächen an teuren Rennradrahmen.Foto: Heinz Käfer
Hartwachs schützt lackierte Flächen an teuren Rennradrahmen.

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