Dirk Zedler
· 31.10.2022
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Rennrad-Kette verschlissen? Dann sollte man die Kette wechseln. Neue Übersetzung? Dann muss die Kette verlängert oder gekürzt werden - und zuverlässig verschlossen! Bei den modernen, sehr schmalen Rennradketten, die geschmeidig über bis zu elf Ritzel klettern müssen, keine einfache Sache.
Schwierigkeitsgrad: für erfahrene Schrauber
Werkzeug
• Spezifische Kettennietwerkzeuge
• Speiche als Haltehilfe
Hilfsmittel
• Kettenschmierstoff
• Fett
• Lappen
Kettenreinigungsmaschinen und spezielle Fettlöser schaden der Kette mehr als sie nutzen. Das Fett im Inneren der Gelenke wird durch die Reiniger gelöst, der Schmutz nicht vollständig herausgespült. Neues Öl oder Fett kann selbst bei abgetrockneter Kette nicht ausreichend nachfließen. Auf diese Art gereinigte Ketten sind zwar äußerlich sauber, aber schlecht geschmiert.
Ohne das zur Kette passende Werkzeug wird die neu montierte Kette zum Sicherheitsrisiko. Wer den Kauf des Spezialwerkzeugs scheut, lässt die Kette besser beim Händler montieren.
Zu lange Ketten laufen lauter und können abspringen. Zu kurze Ketten können dazu führen, dass das Schaltwerk in die Speichen gerät oder die Kette bei ungünstigem Kettenlauf reißt - Sturzgefahr!
Zur Ermittlung der Kettenlänge und Montage hilft eine zurechtgebogene Speiche, mit der man die Kette in Position halten kann.
An der Stelle des Verbindungsstiftes darf eine Kette nicht wieder geöffnet werden! Die Kette wäre nach dem erneuten Vernieten unsicher. Das sichere Wiedervernieten gelingt nur mit einem neuen Shimano-Elffach-Niet bzw. dem Campagnolo-Ultra-Link. Die Zehn- und Elffach-Kettenschlösser von SRAM können nicht mehr geöffnet werden. Soll die Kette demontiert werden, drücken Sie mit dem Nietwerkzeug einen Stift am Verschlussglied heraus. Das Wiederverschließen gelingt beim Kette wechseln mit einem neuen Kettenschloss.
Campagnolo hat am Kettenende mit den Außenlaschen einen Warnhinweis angebracht. Diese Außenlaschen sind für das Vernieten vorbereitet, dort darf nicht gekürzt werden.
1. Messen Sie zuvor die Längung der Kette mit der Wippermann- bzw. Shimano-Lehre* oder dem Rohloff-Caliber*. Ist die Kette verschlissen, sollten Sie sie wechseln, um Zahnkranz und Kettenblätter zu schonen. Das Putzen können Sie sich dann sparen.
2. Ist die Kette noch gut, umfassen Sie sie unten mit einem Baumwolllappen hinterm Kettenblatt. Ziehen Sie den Lappen nach hinten. Kurbel eine halbe Umdrehung rückwärts drehen, wieder wischen. Wiederholen Sie das, bis die Kette weitgehend sauber ist.
3. Schaben Sie verharztes und verschmutztes Öl mit einem Kunststoffschaber (z. B. einem Reifenheber*) von den Kettenblättern; Stahl (z. B. Schraubenzieher) verursacht Kratzer. Wischen Sie anschließend die Kettenblätter und die Kurbeln mit einem Lappen sauber.
4. Entfernen Sie auf die gleiche Weise Schmutz und verbrauchtes Öl und Fett von der Spann- und der Führungsrolle des Schaltwerks. Wischen Sie Schaltwerk und vorderen Umwerfer ebenfalls sauber.
5. Schalten Sie auf das kleinste Ritzel und bauen Sie das Hinterrad aus. Reinigen Sie den Zahnkranz, indem Sie einen gefalteten Lappen zwischen jeweils zwei Ritzel fädeln und vor und zurück ziehen; dabei wird der Zahnkranz immer ein Stück weitergedreht - so lange, bis er sauber ist.
6. Wer eine besonders saubere Kette will, legt sie auf das große Kettenblatt und streift Glied für Glied von innen nach außen ab.
1. Die Wahl des Schmierstoffs ist für viele eine Glaubensfrage. Am verlässlichsten ist spezielles Kettenöl*. Es benetzt die Kette mit einem Film, der Geräusche mindert und deutlich sichtbar macht, ob noch Schmierstoff vorhanden ist. Trockenschmierstoffe halten die Kette sauber, müssen aber erfahrungsgemäß häufiger aufgebracht werden.
2. Drehen Sie die Kurbel rückwärts und tragen Sie auf die durchlaufende Kette dünn das Kettenöl auf, so dass sich der Schmierstoff gleichmäßig verteilt. Kurbeln Sie danach noch einige Umdrehungen weiter und lassen Sie dem Öl anschließend eine halbe Stunde Zeit, um zwischen Laschen und Rollen einzuziehen.
3. Wischen Sie abschließend überschüssiges Öl mit einem Baumwolltuch ab, damit es keinen Schmutz anziehen kann und keine Spritzer auf Reifen und Felge geschleudert werden - was nicht nur ungepflegt aussieht: Öl auf der Felgenflanke schwächt die Bremswirkung.
1. Legen Sie die neue Kette vorne über das große Blatt, hinten über das kleinste Ritzel und führen Sie sie durch das Schaltwerk. Achten Sie darauf, dass die Kette nirgends streift. Die Schrauben der Schaltwerksrollen müssen senkrecht übereinander stehen.
2. Kontrollieren Sie beim Kette wechseln, ob die Länge wirklich passt, indem Sie die Kette über das kleine Blatt und das kleinste Ritzel laufen lassen. Die Führungsrolle des Schaltwerks muss dann 5 bis 15 Millimeter Abstand vom unteren Kettenstrang haben.
3. Gegenprobe: Legen Sie die Kette über das große Blatt und das größte Ritzel. Der Führungskäfig darf dann nicht vollständig gespannt sein. Er muss sich noch leicht nach oben bewegen lassen; die Kette soll dabei Spannung verlieren.
1. Shimanos asymmetrische Elffach-Ketten haben eine festgelegte Laufrichtung. Auf der Außenseite erkennen Sie Einprägungen an den Laschen. Legen Sie die Kette so auf, dass die eingeprägte Schrift nach außen zeigt.
2. Kürzen Sie die Kette beim Kette wechseln mit dem Kettennieter TL-CN 28* oder 34 an dem Ende der Kette, das mit der Innenlasche endet. So bleiben die Außenlaschen im Originalzustand. Legen Sie die Kette ins Werkzeug und drehen Sie die Spindel gleichmäßig, bis der Niet vollständig aus der Kette gedrückt ist.
3. Legen Sie die Kette auf das kleine Kettenblatt, hinten auf das kleinste Ritzel und führen Sie sie durch den Schaltungskäfig. Hängen Sie den selbst gebauten Haltebügel ein, wie im Bild zu sehen. Schieben Sie den gefetteten Verbindungsstift von außen durch die zusammengeschobene Kette.
4. Legen Sie die Kette beim Kette wechseln in das 5 Nietwerkzeug. Sie muss sauber geführt werden und die Spitze passgenau in die Senkung des Nietstifts laufen. Drehen Sie die Spindel des Werkzeugs gleichmäßig, bis der Niet fühl- und hörbar einrastet. Die Kraft, mit der die Spindel gedreht werden muss, lässt dann sofort nach. Nicht weiterdrehen!
5. Setzen Sie den Nietendrücker ab. Kontrollieren Sie, ob sich das vernietete Glied frei bewegen lässt, indem Sie die Glieder von Hand zusammenschieben, und ob der Niet (ohne Einführhilfe) auf beiden Seiten gleich weit übersteht. Die Kette muss von der Spannung des Schaltwerks vollständig auseinandergezogen werden.
6. Ist dies nicht der Fall, müssen Sie die Kette etwas bewegen oder gegebenenfalls den Niet etwas nachdrücken. Brechen Sie abschließend den Führungsstift am Niet mit einer Zange ab. Hängen Sie zum Schluss beim Kette wechseln das Fahrrad in den Montageständer, damit Sie alle Gänge durchschalten und so die korrekte Funktion des Antriebs testen können.
1. Kürzen Sie die Kette mit dem 2 Werkzeug UT-CN 300 von Campagnolo*. Ziehen Sie den Sicherungssplint aus dem Werkzeug heraus und schwenken Sie den kleinen Riegel nach außen. Legen Sie die Kette in den Nieter und sichern Sie sie mit dem Splint. Drehen Sie die Spindel, bis der Niet vollständig hinausgedrückt ist.
2. Führen Sie die Kette über kleines Kettenblatt und kleinstes Ritzel und hängen Sie den Haltebügel ein. Schieben Sie den gefetteten Kettenniet mit Einführhilfe von innen nach außen durch die zusammengefügte Kette. Stimmt die Kettenlänge? Dann Kettennieter von innen nach außen mit geöffnetem Riegel ansetzen.
3. Sichern Sie die Kette, indem Sie den Splint in das Werkzeug schieben. Drehen Sie die Spindel gleichmäßig, bis der Niet einrastet. In diesem Moment lässt die Kraft etwas nach. Sofort aufhören! Setzen Sie den Nietendrücker ab und kontrollieren Sie: Der Kettenniet muss außen einen Zehntelmillimeter herausragen.
4. Passt alles beim Kette wechseln - und das Glied ist noch beweglich -, schieben Sie die überstehende Einführhilfe des Niets in das Werkzeug und brechen Sie diese ab. Schwenken Sie den Riegel in das Kettenniet-Werkzeug und setzen Sie es von außen wieder an, also in Gegenrichtung zu vorher.
5. Sichern Sie die Kette mit dem Splint. Achten Sie darauf, dass die konische Spitze genau in den Nietstift läuft. Drehen Sie die Spindel mit etwas Kraft weiter: Der Niet wird etwas aufgeweitet, der Überstand von 0,1 Millimetern bleibt bestehen! Kontrollieren Sie die Leichtgängigkeit der Nietstelle, indem Sie die Glieder von Hand zusammenschieben.
6. Die Kette muss von der Spannung des Schaltwerks vollständig auseinandergezogen werden. Ist dies nicht der Fall, biegen Sie die Kette gefühlvoll quer zur Laufrichtung hin und her, bis das Glied nicht mehr klemmt. Schalten Sie dann alle Gänge durch, um die korrekte Funktion des Antriebs zu testen.
1. Zur Montage des Kettenschlosses müssen zwei Innenlaschen die zu schließenden Enden der Kette bilden. Kürzen Sie daher die Kette um ein halbes Glied, also eine Außenlasche mehr als zur optimalen Länge nötig.
2. Die Lücke zur optimalen Länge wird vom Kettenschloss überbrückt. Das Schloss hat eine festgelegte Laufrichtung und muss so ausgerichtet werden, dass der Pfeil auf der nach außen gerichteten Lasche in Kettenlaufrichtung zeigt, der Pfeil auf der inneren Lasche entgegen der Laufrichtung.
3. Führen Sie die passend gekürzte Kette über das kleinste Ritzel, das kleine Kettenblatt und durch das Schaltwerk. Hängen Sie den Haltebügel ein. Fetten Sie die Bolzen der beiden Teile des Kettenverschlusses.
4. Schieben Sie die Verschlussteile gegengleich in das vordere und das hintere Kettenende ein. Dann die Enden zusammenführen und die Bolzen mit den Nuten in die gegenüberliegenden Außenlaschen einhängen. Drücken Sie etwas und ziehen Sie das Glied auseinander.
5. Passt alles, drehen Sie die Kette so lange rückwärts, bis das Verschlussglied im oberen Kettenstrang steht. Kontrollieren Sie nochmals die Kettenlänge und die Orientierung des Verschlussglieds.
6. Treten Sie auf das Pedal, um die Kette zu verschließen, was ein Klickgeräusch dokumentiert. Kontrollieren Sie, ob das Glied leichtgängig ist. Hängen Sie zum Schluss das Fahrrad in den Montageständer, damit Sie alle Gänge durchschalten und so die korrekte Funktion des Antriebs testen können.
Weitere Werkstatt-Tipps gibt es im Standardwerk “Die Rennradwerkstatt” VK 24,90 Euro.
TOUR-Autor Dirk Zedler ist u.a. Inhaber des Zedler-Instituts für Fahrradtechnik und -Sicherheit GmbH. Die Zedler - Institut für Fahrradtechnik und -Sicherheit GmbH widmet sich dem Prüfen von Fahrrädern und Bauteilen im eigenen Prüflabor. Zudem entwickelt und baut das Unternehmen Prüfsysteme und stattet damit Testlabore für Fahrradhersteller aus.