Patrick Kunkel
· 09.12.2016
Welliges Terrain zum Einrollen, Passstraßen, Strände und gutes Wetter: Wer im Frühjahr entpannt an der Form feilen will, ist an der andalusischen Atlantikküste bestens aufgehoben.
April in Deutschland: Wind, Regenschauer, Kälte – ein Jammertal für Rennradfahrer. Dem wollen mein Kumpel Börje und ich entfliehen. Aber nicht nach Mallorca. Nach wenigen Flugstunden landen wir im südspanischen Jerez de la Frontera und treten aus dem Flughafengebäude. Die Sonne brennt. Zugleich kühlt eine sanfte Brise die bleiche, mitteleuropäische Gesichtshaut. Börje grinst und blinzelt in die Sonne. "Wurde auch Zeit", meint er, "endlich wieder Rennrad fahren!"
Tags drauf: Westwind. Wir rasen nur so dahin. Die Straße zwischen dem Küstenstädtchen Conil de la Frontera und dem Fischerort Zahara de los Atunes windet sich durch welliges Terrain. Links liegen Kuhweiden und frisch gepflügte Felder. Rechts rauscht das Meer, kräftige Wellen rollen heran. Es duftet angenehm nach feuchter Erde und salzigem Atlantik.
Costa de la Luz, Küste des Lichts, so heißt der Landstrich zwischen Gibraltar und Cádiz an der Westküste Andalusiens. Hinter endlosen Sandstränden breitet sich saftig-grünes Hügelland aus, und am Horizont ragen Zacken aus dem Dunst: die Höhenzüge der Sierra de Grazalema. Dorthin wollen wir in ein paar Tagen. Heute lassen wir uns vom Rückenwind über die Hügel und durch verschlafene Badeorte treiben. Es ist Nebensaison. Auf den Straßen wenig bis gar nichts los, auch die Strände sind wie leergefegt. Der erste ernsthafte Anstieg des Tages mündet schnell wieder in eine ebenso kurze Abfahrt. Wir rauschen bergab durch den Naturpark "La Breña y Marismas de Barbate", zwischen Pinien hindurch, deren Kronen aussehen wie grüne Pilzköpfe und neben denen Wacholder wächst und gelb der Ginster blüht. Kurz darauf blitzt es azurblau zwischen den Stämmen, eine Kurve später öffnet sich das Panorama: Atlantik, so weit das Auge reicht – und dort, wo der Strand in schroffe Steilküste übergeht und sich die Wellen an den Felsen brechen, tummeln sich etliche Surfer im Wasser.
• Tour 1: Küste des Lichts (86 Kilometer, 750 Höhenmeter, max. 15 % Steigung)
• Tour 2: Ins Hinterland (107 Kilometer, 850 Höhenmeter, max. 8 % Steigung)
• Tour 3: Karstige Sierra de Grazalema (126 Kilometer, 2.600 Höhenmeter, max. 15 % Steigung)
• Tour 4: Ausblick bis Afrika (92 Kilometer, 2.100 Höhenmeter, max. 12 % Steigung)