Sven Bremer
· 09.02.2024
Die meisten Schriftzüge mit den Namen der Rennfahrer sind schon verblasst. Den Namen “Herrada” auf dem Asphalt kann man gerade noch so entziffern, andere nicht mehr. Jener Rennfahrer namens Herrada scheint aber jedenfalls eine stattliche Anzahl an Fans zu haben. Gleich mehrfach haben sie seinen Namen auf die Straße am Coll d’Estenalles gepinselt. Rundherum, im Naturpark Sant Llorenç del Munt i l’Obac, ragen von Wind und Wetter gerundete Felsen aus einem Meer von Steineichen, ein Adler zieht seine Bahnen am wolkenlosen Himmel, nur das Gebimmel von Kuhglocken durchbricht die Stille.
Viel häufiger und so deutlich, als hätte jemand gestern gerade noch einmal nachgepinselt, liest man auf der Straße den Schriftzug “Independencia”. Dabei handelt es sich keineswegs um einen Radsport-Kontrahenten von Herrada, sondern um die Forderung nach “Independencia” – der Unabhängigkeit Kataloniens von Spanien. So wenig, wie Herrada die 2. Etappe der Spanien-Rundfahrt gewonnen hat, die über den Coll d’Estenalles führte, so wenig konnten die Katalanen nach dem umstrittenen Referendum der Regionalregierung und den Massenprotesten im Herbst 2017 den Kampf um ihre Unabhängigkeit gewinnen.
Aber die Schriftzüge auf den Straßen und an den Häuserfassaden sowie die gelb-roten Flaggen Kataloniens sieht man noch überall, vor allem die “Esteladas”, die gelb-roten Flaggen mit dem zusätzlichen weißen Stern auf blauem Dreieck, der für die Unabhängigkeit der Region steht. Katalonien ist eine der drei historisch autonomen Gemeinschaften in Spanien, aber viele Katalanen wollen mehr: einen eigenen Staat. Auch wer eigentlich nur hierhergekommen ist, um Rad zu fahren, kommt um dieses Unabhängigkeitsthema nicht herum – es ist allgegenwärtig.
Im Naturpark ragen von Wind und Wetter gerundete Felsen aus einem Meer von Steineichen, ein Adler zieht seine Bahnen im wolkenlosen Himmel. - Sven Bremer
Zum Beispiel treffe ich mich in Vic mit Anna Ramirez auf der Plaça Major, um mit der zweimaligen Spanischen Meisterin im Straßenrennen über den Radsport bei ihr zu Hause zu sprechen und sie nach den schönsten Routen rund um ihre Heimatstadt zu fragen. Aber kaum steht der Café con leche auf dem Tisch, geht über uns ein Fenster auf und zu den zahlreichen Esteladas an den Balkonen gesellt sich eine weitere. Anna Ramirez lächelt, auch sie spricht sich klipp und klar für die Unabhängigkeit von Spanien aus. Inzwischen arbeitet sie als Polizistin und wird plötzlich ernst, als sie von den Demonstrationen im Jahr 2017 erzählt.
“Für mich war es keine Frage, dass ich auf den Demos meine Leute verteidige”, sagt sie mit funkelnden Augen. Wenn sie nicht gerade “ihre Leute” vor den Prügeln der spanischen Polizei schützt, sitzt Anna Ramirez auf dem Rad, immer noch um die 16.000 Kilometer pro Jahr, obwohl sie ihre Profikarriere bereits vor einigen Jahren beendet hat. Und noch immer gerne so um die 150 Kilometer pro Ausfahrt. “Wir haben es wirklich gut hier”, sagt sie und ihre Augen leuchten genauso wie beim Thema “Independencia”. “Du kannst dir vor jeder Trainingsrunde mit Start in Vic überlegen: Welcher Naturpark soll es denn heute sein? Einer ist schöner als der andere.”
Und weil die inzwischen 48-Jährige immer noch unglaublich fit ist, dürfen es auch mal zwei dieser grandiosen Naturparks pro Tour sein. Ihre Empfehlung, 150 Kilometer inklusive mehr als 4000 Höhenmeter abzureißen, lehne ich dann doch dankend ab. “No, merci”, wie man in Katalonien sagt, statt “No, gracias”. Mir genügt ein Naturpark pro Ausfahrt und die Hälfte an Höhenmetern. Anna lächelt milde und sagt zum Abschied: “Okay, aber gib mir hinterher mal Bescheid, wo es dir am besten gefallen hat.”
Na klar! Und gleich meine erste Route, die in den Parc Natural de la Zona Volcánica de la Garrotxa führt, bekommt locker vier von fünf Sternen. Zunächst dominieren die schroffen und senkrecht aufragenden Felsen des Carbrera-Gebirges die Kulisse, später dichte Wälder aus Eichen und uralten Buchen, die teils an den Hängen der knapp 40 Vulkankrater wachsen oder an dem, was an Resten von den ehemaligen Vulkanen noch übrig ist. Vor etwas mehr als 11.000 Jahren brach hier letztmals der Croscat aus, erzählt der Wirt der Saüll-Taverna während einer Pause in Sant Esteve d’en Bas.
Er stellt die vielleicht leckersten grünen Oliven der Welt auf den Tisch und empfiehlt die für die Region typischen Patatas Olot – frittierte und mit Hack gefüllte Kartoffelscheiben. Sensationell lecker, aber nicht die schlaueste Idee, wenn man noch ein paar Rampen jenseits der 15-Prozent-Marke zum 1132 Meter hohen Coll de Bracons vor sich hat. Wenigstens schleppe ich kein Gepäck am Rad mit wie die beiden Bikepacker, die sich auf der Passhöhe völlig ausgepumpt am Straßenrand ins Gras plumpsen lassen.
Auch vor den Anstiegen im Parc Natural del Montseny, von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet, hatte Anna mich gewarnt. Spätestens dort, wo das Schild den Anfang des Naturparks markiert, weiß ich auch, warum. Drei Kilometer lang steigt die Straße mit zehn Prozent im Schnitt an. Ich wuchte mich hinauf in Richtung des Coll de Bordoriol (1089 Meter) – nur eine Zwischenstation auf dem Weg über den Coll de Sant Marçall (1106 Meter) zum höchsten Punkt des schmalen Sträßchens auf rund 1300 Meter im Herzen des Naturparks. In den Serpentinen kann ich weit nach Norden zurückschauen: Über endlos erscheinenden Wäldern tauchen im Dunst die Gipfel der Pyrenäen auf.
Kahle, graue Riesen jetzt, Mitte September, aber schon bald werden sie für einige Monate eine hübsche weiße Haube tragen. Bis auf einige nervige Motorradfahrer hat mich bislang niemand überholt. Dann zischt plötzlich ein rotes Trikot an mir vorbei und behauptet keuchend: “¡Hombre, estoy morto!” Das ist ausnahmsweise kein Katalanisch, sondern Spanisch und bedeutet übersetzt so viel wie “Mann, bin ich tot”. Kein Wunder, so wie er den Anstieg hinaufrast, denke ich mir und kurble in meinem Tempo weiter. Ein paar Meter hinter der Passhöhe wartet der inzwischen wieder quicklebendige Kollege, stellt sich als Paco vor und verspricht: “Pass auf, gleich kommt das Tollste auf der ganzen Tour.”
Er ignoriert die Fragezeichen in meinem Gesicht, schwingt sich mit einem “¡vamos, vamos!” aufs Rad und prescht mit einem Affenzahn davon. Kurz darauf höre ich vor mir noch eine Art Jodler und zwei Kurven weiter weiß ich, dass Paco nicht zu viel versprochen hat. Hinter einem kurzen Tunnel öffnet sich urplötzlich die Landschaft und gibt den Blick frei aufs Mittelmeer, das in der Ferne glitzert. Aber Paco hat nicht nur wegen des Panoramas geschwärmt, sondern auch wegen der Abfahrt. Die katalanischen Straßenbauer haben sich wirklich alle Mühe gegeben, Radsportler in höchste Verzückung zu versetzen. Die zahlreichen Serpentinen sind wie Steilkurven geraten. Ich lasse es richtig krachen und bergab hole ich, nun ebenfalls laut juchzend, Paco wieder ein.
Mit ihm, der aus der Nähe von Madrid stammt, in Köln studiert hat und nun in Barcelona lebt, rede ich ausnahmsweise mal nicht über das Thema Unabhängigkeit. “Das geht mir am Arsch vorbei”, sagt er schmatzend und ein wenig abschätzig während unseres Mittagessens und widmet sich wieder seiner stattlichen Portion “Botifarra amb Mongetes”, jener typischen katalonischen Schweinebratwurst mit weißen Bohnen. Weil mir am Tag zuvor die frittierten Patatas Olot lange im Magen lagen, bleibe ich bei Salat und ein paar Nudeln, denn die Kletterei ist heute noch lange nicht zu Ende.
Auf der weiteren Runde durch den Montseny-Nationalpark warten noch gut 1000 Höhenmeter am Coll Formic, ehe es via Seva zurückgeht durch die Hügel am Rande der Ebene von Vic. Ich beschließe, dass bei der Tourenbewertung auch halbe Sterne erlaubt sind und vergebe heute 4,5 von 5 Sternen. Auch Joel Collell von Osoning Bikes, einer Organisation zur Förderung des Radtourismus in der Region, fährt am liebsten die Runde durch den Naturpark Montseny unweit seines Heimatortes Taradell.
“Weißt du”, sagt er, als ich ihn in seinem Büro besuche, “wir haben eine Stunde bis Barcelona, eine Stunde an die Costa Brava und eine Stunde in die Pyrenäen. Alles schön und gut, aber hier schlägt das Herz Kataloniens, hier findest du das echte, das wahre Katalonien. Und massenhaft tolle Strecken.” Dann schiebt er den Ärmel seines Shirts hoch und zeigt stolz ein Tattoo auf dem Oberarm: die Silhouette der höchsten Gipfel des Naturparks Montseny. Berühmter wären die Zacken des nahen Montserrat-Massivs gewesen, aber am Thema Tätowieren scheiden sich nun mal die Geister…
Und zum Montserrat will ich am nächsten Tag. Nach einem Autotransfer von einer guten halben Stunde sitze ich gerade einmal fünf Minuten auf dem Rad, als mir der Atem stockt. Angestrahlt von der Morgensonne türmen sich die rund 1200 Meter hohen Zacken des Sandsteingebirges in der Ferne auf. “Gesägter” oder auch “zersägter Berg”, heißt Montserrat übersetzt aus dem Katalanischen und einen passenderen Namen für die Gebirgskette mit dem markanten Sägezahnprofil konnte man kaum finden.
In rund 700 Metern Höhe liegt das weltberühmte gleichnamige Kloster, errichtet bereits vor rund tausend Jahren. Die Schwarze Madonna, Unsere Liebe Frau von Montserrat, von den Katalanen “La Moreneta” (Die kleine Braune) genannt, ist die Schutzheilige Kataloniens und die gigantische Klosteranlage, eingeklemmt zwischen den Felsen, ein Ziel für Abertausende von Pilgern und Touristen. So grandios die Ausblicke auf die Gebirgskulisse auch sein mögen, am Kloster selbst geht es zu wie auf dem Oktoberfest am Eröffnungswochenende. Also schnell wieder rauf aufs Rad und zurück auf der 5-Sterne-de-luxe-Tour an den Startort.
Kurz vor Manresa – in dem Wissen, dass keine Berge mehr den Heimweg erschweren – kehre ich ein, um nun doch noch eine Botifarra-Wurst zu probieren, von der Paco so geschwärmt hatte. Paco hatte außerdem noch gesagt: “Stell dir mal vor, die Bayern oder die Sachsen würden plötzlich ihre Unabhängigkeit von Deutschland fordern.” Da ist schon was dran. Und man muss bedenken, was für ein Signal es für andere Regionen gewesen wäre.
Hätte es sezessionistische Konflikte beispielsweise im Baskenland, in Schottland oder in Siebenbürgen nicht befeuert und den Zusammenhalt Europas gefährdet? Eine gewisse Sympathie hegt man trotzdem für die so freundlichen und stolzen Katalanen, auch weil rechtsextremes Gedankengut so gut wie keine Rolle spielt bei den Unabhängigkeitsbestrebungen. Aber egal wie man zu all dem steht, eines ist so sicher wie das Amen in der Klosterkirche von Montserrat: Zum Rennradfahren ist diese Region ein Traum, egal ob spanische oder katalonische Flaggen auf den Balkonen im Wind flattern.
Die besten Monate zum Radfahren sind neben April, Mai und Anfang Juni der Spätsommer und frühe Herbst. Ab April fährt man bei Temperaturen um 18 Grad rund um Vic mit ein bisschen Wetterglück schon “kurz-kurz”, in den nahen Bergen ist es aber noch einige Grade kühler. Juli und August kann es extrem heiß werden – in Vic klettern die Temperaturen dann tags im Schnitt auf 29 Grad.
La Cuina Catalana, die Katalanische Küche, ist vielfältig, abwechslungsreich und einfach großartig, die Preise in Restaurants und Bars sind moderat. Eine der Spezialitäten rund um Vic sind die Patatas d’Olot, frittierte, mit gemischtem Hack gefüllte Kartoffelscheiben. In den Tapas-Bars bekommt man Klassiker wie Patatas Bravas, aber auch moderne Leckereien wie Ceviche mit Avocado, Mango und Süßkartoffelchips. Nach dem Essen trinkt man in der Region einen Ratafia, einen Kräuter-Walnusslikör. Vics kulinarische Spezialität schlechthin ist die salamiartige Wurst Llonganissa. Wichtig: Restaurants öffnen selten vor 20 Uhr und dann is(s)t man meist noch allein – die anderen Gäste trudeln frühestens um 21 Uhr zum Essen ein.
Catalonia Bike Tours: Rennräder der katalonischen Marke Megamo kosten ab 250 Euro pro Woche (Carbonrahmen mit Shimano 105 Di2).
Vic (auf Katalanisch “Bik” ausgesprochen) ist die Hauptstadt der Comarca Osona in der Provinz Barcelona, wobei eine Comarca mit einem deutschen Landkreis vergleichbar ist. Die 47.000-Einwohner-Stadt mit der grandiosen Plaça Major liegt im Herzen Kataloniens in einer Ebene (La Plana de Vic), knapp 500 Meter über dem Meer. Von Vic braucht man mit dem Auto jeweils eine Stunde nach Barcelona, in die Pyrenäen oder an die Costa Brava.
Aber für Traumtouren in einer grandiosen Landschaft muss man weder an die Küste noch in die Pyrenäen. Vic ist umgeben von Naturparks: dem Parc Natural de la Zona Volcánica de la Garrotxa, dem Parc Natural del Montseny, dem Parc Natural de Sant Llorenç del Munt i l’Obac und dem Parc Natural de la Muntanya de Montserrat mit der berühmten Benediktinerabtei. Die höchsten Gipfel der weithin bewaldeten Region sind knapp über 1700 Meter hoch.
80 Prozent der Menschen in der bekanntlich nach Unabhängigkeit von Spanien strebenden Region sprechen Katalanisch, Speisekarten sind häufig zweisprachig gehalten, Straßenschilder nur in Katalanisch. Aber man muss sich keinesfalls sorgen, dass es nicht gut ankommt, wenn man beispielsweise auf Spanisch im Restaurant bestellt. Statt “gracias” für “danke” sagt man in Katalonien übrigens “merci” wie in Frankreich.
Nach dem Start in Vic kann man in der Ebene erst mal locker dahinrollen. Den Rand der Hochebene umfassen aber in allen Richtungen Mittelgebirge. Zwei unserer Touren sammeln auf etwas mehr als hundert Kilometern mehr als 2000 Höhenmeter. Mal schlängeln sich die Sträßchen mit moderaten Steigungsprozenten hinein in die Berge, bisweilen kosten Rampen jenseits der 15-Prozent-Marke auch viele Körner. Aber für die Kraxelei wird man mit wunderbaren Abfahrten belohnt. Der Zustand der Straßen reicht von gut bis grandios. Überall stehen große Schilder, die Autofahrer daran erinnern, mindestens eineinhalb Meter Abstand zu Rennradlern zu halten – die überwältigende Mehrheit hält sich daran und fährt sehr rücksichtsvoll. Insbesondere an den Wochenenden muss man sich aber mit zahlreichen Motorradfahrern arrangieren, die ebenfalls die kurvenreichen Straßen in den Naturparks lieben.
Von Vic aus nordwärts in die zunächst kahle Hügellandschaft der Comarca (vergleichbar einem Landkreis) Osona, die beeindruckenden Klippen der bis knapp über 1300 Meter hohen Serra de Cabrera stets im Blick. Ganz so hoch klettern wir nicht, erreichen nach 27 Kilometern am Coll de Bac 1004 Meter und nach 40 Kilometern den 1017 Meter hohen Coll de Condreu. Einsame Sträßchen führen uns weiter in den bewaldeten Naturschutzpark Vulkane der Garrotxa, auf Spanisch: Parc Natural de Zona Volcánica de la Garrotxa.
Immer wieder tauchen hinter den Vulkankegeln im Norden die Gipfel der Pyrenäen auf, ehe sich die Runde nach 54 Kilometern nach Westen und Süden wendet. Gleich nach dem Richtungswechsel folgt ab Joanetes der zweite knackige Anstieg dieser Tour: 660 Höhenmeter am Stück führen kurven- und aussichtsreich auf den Col de Bracons (1132 Meter) und damit von der Provinz Girona in die von Barcelona. Ebenso kurvig führt die schmale Straße hinab in die Ebene, dort geht es vorbei an Torelló und durch Manlleu wieder südwärts nach Vic.
Eine beliebte Hausrunde der Radsportler aus Vic. Hinaus aus der Stadt in Richtung Osten, auf einer winzigen Straße durch Pinien- und Steineichenwälder zum Stausee Pantà de Sau. Einzige (moderate) Hürde dorthin ist der Coll Sesvinyes, dessen Scheitel ein kurzer Tunnel auf rund 750 Meter Höhe durchschneidet. Es folgt eine acht Kilometer lange, kurvige Sause hinab zum See, dessen Südufer wir folgen. Die Ausblicke sind genial, auf die steilen Klippen am gegenüberliegenden Ufer, aber auch auf die Kirche des versunkenen Dorfes Sant Romà de Sau, deren Turm stets ein wenig aus dem Stausee herausschaut.
Tipp: Bei Kilometer 25 lohnt ein vier Kilometer langer Abstecher zum Monestir de Sant Pere de Casserres, ein ehemaliges Benediktinerkloster aus dem 11. Jahrhundert, das auf einem schmalen Felssporn über dem Stausee liegt. Nach 40 Kilometern verlassen wir hügeliges Terrain, um in der Ebene mit einem nördlichen Schlenker und mit Schwung über Roda de Ter und Manlleu zurück nach Vic zu fahren.
Schon wenige Kilometer nachdem wir Vic Richtung Südosten verlassen, führt die Strecke in den Parc Natural del Montseny, dessen höchste Gipfel sich knapp über 1700 Meter hoch übers nahe Mittelmeer erheben. Trotz dieser Höhen ragen nur selten ein paar Felsen aus diesem Meer aus Wald. Das Gebiet wurde von der UNESCO als Biosphärenreservat ausgezeichnet und ist ein beliebtes Ausflugsziel der Barceloneser.
Unsere Runde erreicht nach 36 Kilometern hinter dem Coll de Sant Marçall (1106 Meter) an einer bewaldeten Bergflanke der Les Agudes (1705 Meter) ihren höchsten Punkt auf etwa 1300 Metern. Von dort führt eine mit regelrechten Steilkurven gespickte, grandiose Abfahrt ins Tal bei Campins, die immer wieder mit Blicken aufs Mittelmeer überrascht. Weiter geht es nach einem kleinen Zwischenanstieg via Montseny (Km 66) hinauf zum Coll Formic (1144 m), von dem aus man ins Tal nach Selva rast und schließlich durch welliges Gelände nach Vic zurückkehrt.
Ein halbstündiger Autotransfer führt zum Kloster Sant Benet de Bages, südlich der Stadt Navarcles. Schon wenige Kilometer nach dem Start, auf der Anfahrt zum Coll d’Estenalles (873 Meter), sieht man im Südosten in der Ferne die markanten Zacken und Zinnen des rund zehn Kilometer langen und fünf Kilometer breiten Montserrat-Gebirges. Für Katalonien ist das Montserrat-Massiv nicht zuletzt wegen des Klosters Montserrat und dessen Geschichte von hoher kultureller und symbolischer Bedeutung.
Nach einem leichten, neun Kilometer langen Anstieg hinter Terrassa über das Pässchen Collada de l’Obac (644 Meter) kann sich jeder selbst überlegen, ob er noch die Körner hat für den weiteren Anstieg (rund 250 Höhenmeter und hin und zurück acht Kilometer) zur weltberühmten Benediktinerabtei Santa Maria de Montserrat – und ob er Lust hat, sich dort unter die Massen an Touristen zu mischen. Ansonsten geht es auf kleinen Straßen nach Manressa, dort einmal quer durch die Stadt, und zurück zum Parkplatz bei Navarcles.