Reisereport MallorcaSchöne Rennradtouren auf Mallorca: Inselerkundung auf zwei Rädern

Gero Günther

 · 17.01.2025

Treffpunkt: Am Cap Formentor sammeln sich Scharen von Rennradlern.
Foto: Peter Neusser
Viele Mallorquiner stöhnen inzwischen unter der Last des Tourismus. Nun sind Radsportler auch Touristen – aber stören die auch auf der Insel? Unser Autor – zum ersten Mal mit dem Rennrad auf Mallorca – hat sich das mal angesehen.

Gefühlt bin ich der vermutlich letzte Rennradfahrer des Planeten, der noch nie auf Mallorca trainiert hat. Es hat sich einfach nie ergeben. Na ja, vielleicht habe ich mich auch ein wenig gesträubt. Zu groß der Hype um das Radlerparadies und dann noch das Thema „Übertourismus“, das auf der Insel zunehmend kontrovers diskutiert wird. Warum ich trotzdem hier gelandet bin? Die Redaktion fand es wohl lustig, ausgerechnet mich loszuschicken: den Anti. Also los. Das Hotel ist gebucht, ein geniales Leihrad steht bereit – und nun? Nun regnet es. Es ist Markttag in Alcúdia, das Pflaster ist rutschig. Hinter den römischen Säulen der Ausgrabungsstätte sehe ich Radfahrer im Sprühregen vorbeiziehen. Scharenweise. Bis auf die Knochen durch­nässt. Nein, so weit geht meine Liebe zum Pedalieren nun doch nicht. Ich habe jahrelang auf Mallorca ge­pfiffen, da kommt es auf die paar Stunden auch nicht mehr an. Lieber bestelle ich noch einen Cortado und lese weiter in meinem Buch über die vielen Schriftsteller und Musiker, die sich seit fast hundert Jahren immer wieder in den mallorqui­nischen Bergen eingenistet haben.

Pflichtprogramm: Sa Calobra ist der berühmteste Spot der ­Insel. Hier wollen alle runter und müssen ­anschließend alle ­wieder hoch.Foto: Peter NeusserPflichtprogramm: Sa Calobra ist der berühmteste Spot der ­Insel. Hier wollen alle runter und müssen ­anschließend alle ­wieder hoch.

Von den ästhetischen Reizen einer Künstlerkolonie ist der Küstenstreifen hier im Norden maximal weit entfernt. An der von Palmen gesäumten Playa de Muro, wo ich unter­gebracht bin, siedeln Hotels, Restaurants, Supermärkte und Rennrad-Verleihstationen. Weiße Kästen mit Palmen stehen darum herum. Bei grauem Himmel und regennass glänzend ist das kein besonders schöner Anblick. Ich gestehe: Meine Laune war schon mal besser. Am frühen Nachmittag lässt wenigstens der Regen nach und ich schwinge mich endlich in den Sattel. Knapp zwei Stunden später schraube ich mich zur Ermita Santa Magdalena hinauf. Eine Kuppe nur, aber ein schöner kleiner Aufstieg. Auf einem Internet-Portal wird der Puig de Inca, auf dem die Einsiedelei liegt, als Geheimtipp eingestuft, aber das ist wohl Geschichte.

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Inselberge: Sieht höher aus als es ist: Die meisten Gipfel des küstennahen Tramuntana-Gebirges sind nur knapp über 1.000 Meter hoch.Foto: Peter NeusserInselberge: Sieht höher aus als es ist: Die meisten Gipfel des küstennahen Tramuntana-Gebirges sind nur knapp über 1.000 Meter hoch.

Neben mir steht ein gutes Dutzend Radfahrer um die verschlossene Kapelle herum. Und trotzdem, langsam geht es mir besser. Meine erste Tour ist ein sanftes Auf und Ab. Gerade richtig, um mich einzugrooven und an die schmalen Straßen zu gewöhnen. Die Autofahrer sind überraschend rücksichtsvoll. Vermutlich können sie angesichts der Massen von Rennradlern auch nicht anders.

Wechsel in den Genießermodus

Ich mag die von Trockensteinmauern gesäumten Asphaltwege, hinter denen Schafe und Pferde weiden, und das wogende Getreide, die Zypressen, Olivenbäume und Kakteen. Ich mag die verschachtelten Dörfer und setze mich vor dem Supermarkt in Moscari neben zwei alte Herren, die mir freundlich zunicken. „Bones tardes.“ Endlich habe ich mich abgeregt. „Jetzt bist du hier“, sage ich zu mir selbst, „genieß es einfach.“ Schließlich kommt sogar die Sonne heraus und taucht das Gebirge in versöhnliches Abendlicht. Beim Abendessen lässt sich Daniel Knyss an meinem Tisch nieder.

Plauschplatz: Auch in Pollença ist man als Radfahrer selten alleine. Wer sich hier keine Pause gönnt, ist selber schuld.Foto: Peter NeusserPlauschplatz: Auch in Pollença ist man als Radfahrer selten alleine. Wer sich hier keine Pause gönnt, ist selber schuld.

Der ehemalige Rennfahrer verbringt seit 1997 einen Großteil seiner Zeit auf der Balerareninsel und ist heute Sportlicher Leiter des Radreisen-Anbieters Philipps Bike Team. „Es gab Jahre, in denen ich fünf-, sechsmal hier war“, erzählt er. Beim Thema Übertourismus zuckt er mit den Schultern: „Ist schon voll hier“, gibt er zu, „aber ich finde es wunderbar, wenn mehr Rad- als Autofahrer unterwegs sind.“ Man müsse eben Rücksicht aufeinander nehmen.

"Ist schon voll hier. Aber ich finde es wunderbar, wenn mehr Rad- als Autofahrer unterwegs sind." - Daniel Knyss, Sportlicher Leiter Philipps Bike TeamFoto: Peter Neusser"Ist schon voll hier. Aber ich finde es wunderbar, wenn mehr Rad- als Autofahrer unterwegs sind." - Daniel Knyss, Sportlicher Leiter Philipps Bike Team

Derzeit, meint er, seien tatsächlich besonders viele Radsportler unterwegs. Er verweist auf diverse Events an den kommenden Wochenenden, das ziehe noch mehr Leute an. Daniel kennt Hunderte von Kilometern kleiner Wege und versorgt mich mit Tipps und GPS-Daten. Vermutlich könnte er mich tagelang auf obskuren Nebenrouten durch die Pampa schicken, aber als Mallorca-Greenhorn komme ich um die Klassiker natürlich nicht herum. Am nächsten Tag ist der 1. Mai. Kaum ein Wölkchen am Himmel, 22 Grad. Kein Wunder, dass sich gefühlt halb ­Europa vorgenommen hat, zum Cap Formentor hinauszukurbeln.

Kurbeln zum Cap: Die schönste Sackgasse der Welt? Zum Cap ­Formentor muss auf ­Mallorca jeder mal ­ge­radelt sein.Foto: Peter NeusserKurbeln zum Cap: Die schönste Sackgasse der Welt? Zum Cap ­Formentor muss auf ­Mallorca jeder mal ­ge­radelt sein.

Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viele Rennradfahrer auf einmal gesehen. Velo-Clubs, Cliquen, Pärchen und Einzelkämpfer aus aller Welt sind unterwegs. Erstaunlich viele Frauen sind dabei, dazu junge Hipster und drahtige Senioren. Überall hört man es surren, klicken und klackern, überall strahlen fröhliche Gesichter unter Kappen und Helmen. Und natürlich lasse auch ich mich von den Schönheiten der legendären Stichstraße überwältigen. Vom unwirklichen Blau des Meeres, mal indigo, mal türkis. Von den zerklüfteten Felsen, die aussehen, als hätte sie jemand aus Eierkarton gebastelt. Ein neues Spektakel wartet hinter jeder Kurve. Kurz vor Schluss passiert das Unvermeidliche: Ein Stau bildet sich, ein Kuddelmuddel aus Autos, Rädern, Reisebussen. Alle wollen hinauf zum Leuchtturm. Eine regelrechte Belagerung.

Schon schön hier: Fühlt sich nach Urlaub an: Blick über die Bucht von ­Pollença.Foto: Peter NeusserSchon schön hier: Fühlt sich nach Urlaub an: Blick über die Bucht von ­Pollença.

Und dann bin auch ich angekommen am nördlichsten Zipfel der Insel, der einem gigantischen Instagram-Post gleicht. „Wärst du so nett, ein Bild von uns zu machen?“, werde ich gefragt. Na klar! Leider ist auch die Schlange im Café so lang, dass ich die Idee, ein Heißgetränk zu mir zu nehmen, sofort verwerfe. Übertourismus, aber hallo! Nur muss ich zugeben, dass er sich gerade gar nicht so schlimm anfühlt. Oder, um es in der Sprache meiner Söhne zu sagen: Gönn dir!

Schafe gehören zum Inselinventar ebenso wie Touristen und Radfahrer.Foto: Peter NeusserSchafe gehören zum Inselinventar ebenso wie Touristen und Radfahrer.

Unerwartet einsam auf Mallorca

Dass es auf Mallorca auch anders geht, beweist meine nächste Tour. Sie führt mich in den Nordosten der Insel. Nein, ein Geheimtipp ist auch diese Region schon lange nicht mehr, aber doch ein starker Kontrast zum Vortag.

Nix los: Einsam geht auch mal. Unterwegs nach Artà.Foto: Peter NeusserNix los: Einsam geht auch mal. Unterwegs nach Artà.

Auch in der hübschen Kleinstadt Artà sitzen eine Menge Radfahrer auf der Plaça herum, aber in den Serres de Llevant, einer Reihe kleinerer Bergmassive und Hügelketten im Osten, verläuft sich der Tourismus aufs Angenehmste. Und das, obwohl es die Straße zur Ermita de Betlem mit den besten Strecken der Insel aufnehmen kann. Auch hier stockt einem vor lauter Steilküste der Atem. Außerdem gibt es blumenübersäte Wiesen, Zitrus- und Mandelbäume und kühle Bachbetten. In der Gegend westlich von Sant Llorenç des Cardassar begegnet mir eine ganze Stunde lang nur ein einziger anderer Radfahrer. Vielleicht sind es auch zwei oder drei, jedenfalls fühlt sich die Region richtig einsam an.

Meerblick: In zahlreichen Kehren windet sich die Straße zur Ermita de Betlem.Foto: Peter NeusserMeerblick: In zahlreichen Kehren windet sich die Straße zur Ermita de Betlem.

Die Straße führt kilometerlang kerzengerade durch die Hügel. Blökende Schafe zupfen an dem wenigen Grün, das aus der rostroten Erde sprießt. Und dann wird mitten auf dem Asphalt eine Gruppe Pferde an mir vorbeigetrieben. Die Luft ist erfüllt vom Schweiß der Tiere, die Sonne flirrt. Ich bleibe stehen und staune. Zur Krönung meines kurzen Mallorca-Aufenthalts habe ich eine wenig originelle Tour auserkoren. Die Runde durch den Norden des Tramuntana-Gebirges, inklusive der zehn Kilometer langen Serpentinenstraße hinab zum Weiler Sa Calobra (den ich beharrlich „Sascha Lobo“ nenne, weil ich mir den Namen einfach nicht merken kann), ist ein Spektakel, ein Muss, das Kronjuwel unter den Mallorca-Klassikern. Allein werde ich bei dieser Pflichtübung sicher nicht sein. An der berühmten Repsol-Tankstelle am Coll de sa Batalla tummeln sich Dutzende von meinesgleichen. Die meisten halten To-go-Becher in den behandschuhten Händen. Ich verzichte auf Koffein und fahre ­lieber noch bis hinüber zum Aquädukt am Abzweig nach Sa Calobra. Der kleine Kiosk, der hier im Nirgendwo steht, bewirtet mehr Gäste als jedes Strandcafé, fast alle von ihnen sind Rennradfahrer.

Presseerzeugnis: Im Kiosk an der Kreuzung Ma-10 und Ma-2141 gibt es keine erlesenen Speisen, sondern Kalorien. Wer’s gesund mag, lässt sich einen Orangensaft frisch pressen.Foto: Peter NeusserPresseerzeugnis: Im Kiosk an der Kreuzung Ma-10 und Ma-2141 gibt es keine erlesenen Speisen, sondern Kalorien. Wer’s gesund mag, lässt sich einen Orangensaft frisch pressen.

Stärkung und auf zu neuen Höhen auf Mallorca

Ein Sandwich, eine Cola, und weiter geht es hinauf zum 721 Meter hohen Coll dels Reis, auf dem sich vor meinen Augen ein Abgrund auftut. Die Straße hinunter zum Meer ist klar erkennbar eine Sackgasse. Es ist die berühmteste Abfahrt der Insel – und der berühmteste Anstieg. Nicht gerade ideal für die Mittagshitze. Ich überhole einige Artgenossen und werde von vielen anderen überholt. Unter anderem von einem Briten, der aussieht, als hätte er sein bisheriges Leben am Tresen eines Pubs verbracht: Bierbauch, Tattoos, Ü60. In der nächsten Serpentine streikt seine Schaltung, die Kette klemmt. Der Brite flucht, ich überhole.

Kleinkunst: Mallorquinischer Dreiklang: Berge, Wiesen, Trockensteinmauern.Foto: Peter NeusserKleinkunst: Mallorquinischer Dreiklang: Berge, Wiesen, Trockensteinmauern.

Wenig später strampelt er wieder an mir vorbei. Woher nimmt er die Kraft? Dann wieder Flüche. Das für uns beide demoralisierende Spiel wiederholt sich dreimal. Oben ist es windig. Ich kippe eine Flasche Wasser in mich hinein. Nun kann mir nichts mehr passieren. Die wenigen Steigungen, die auf dem Heimweg noch anstehen, sind vernachlässigbar. Ich trete mich in einen Rausch. Ein Labyrinth aus zerklüfteten Felsen schwirrt an mir vorüber, Viehweiden, Steineichen. In der Ferne schimmert das Meer als ein tiefblauer Streifen. Mallorca, daran besteht in diesem Moment wenig Zweifel, ist das Rennrad-Paradies schlechthin.

Liegeplatz: Das Cap „von hinten“. Ein Abstecher an die Cala Sant Vicenç lohnt sich.Foto: Peter NeusserLiegeplatz: Das Cap „von hinten“. Ein Abstecher an die Cala Sant Vicenç lohnt sich.

Ich bin glücklich, es endlich erleben zu dürfen. So glücklich, dass ich kurz anhalte, um den schönen Moment mit dem Handy festzuhalten. Ich lehne das Rad an die Leitplanke und überquere die Straße. „Cazzo!“, schreit ein Radler, was ich hier nicht übersetze, der mit mindestens 60 auf mich zu rast. Er ist der vorderste in einer Gruppe italienischer Rennradfahrer, die wegen meiner Unachtsamkeit einen kleinen Schlenker vollführen müssen. „Scusate“, Entschuldigung, murmele ich kleinlaut und setze mich wieder aufs Rad. Zu entspannt sollte man eben auch nicht sein im Mekka der Ciclistas. Egal, ich brauche jetzt erst mal Nahrung, Flüssigkeit und einen Aperitivo. Zum Glück ist Pollença mit seinen Bars und Restaurants nicht mehr weit. Ich kann im Genießer-Modus bleiben.

Informationen: Rennradfahren auf Mallorca

Anreise

Palma de Mallorca wird aus vielen deutschen Städten ­direkt und mehrmals am Tag angeflogen. Viele Bike-Hotels bieten Transfers vom und zum Flughafen an. Ansonsten gibt es am Flughafen günstige Mietwagen. Der Radtransport (hin und zurück) kostet je nach Fluggesellschaft zwischen 100 und 200 Euro, empfehlenswert ist aber auch der Radverleih vor Ort.

Beste Reisezeit

Besonders beliebt ist das Frühjahr. Die ersten Radfahrer kommen aber bereits Ende Januar. Die Insel ist dann saftig grün und es duftet überall nach Mandelblüten. Im Frühjahr sind auch die Profiteams auf Mallorca unterwegs. Ende Mai ebbt die Saison ab, weil es den meisten Fahrern im Sommer zu heiß wird. Zunehmend wird auch der Herbst von Rennradfahrern genutzt, wobei Oktober und November die regenreichsten Monate sind. Dafür ist es in der zweiten Jahreshälfte deutlich ruhiger auf der Insel.

Infos

Offizielle Tourismusportale von Spanien und Mallorca (auf Deutsch):
www.spain.info/de/region/mallorca-insel
www.mallorca.es/de/inici

Aktuelle Nachrichten auf Deutsch:
www.mallorcazeitung.es
www.mallorcamagazin.com

Essen und Trinken

Club-Sandwich mit Meerblick (nicht im Bild) in Port de Pollença.Foto: Peter NeusserClub-Sandwich mit Meerblick (nicht im Bild) in Port de Pollença.

In den meisten Radsport-Hotels steht man an Büffets. Neben Pasta gibt es dort zum Glück fast immer auch mallorquinische Spezialitäten wie Grillfleisch, Fisch und Sobrasada-Würste (mit Paprika). Lamm, Kaninchen und Schwein gehören zu den typischen Fleischsorten der Insel. Auch Paella wird häufig ange­boten; bei der sollte man nicht die knusprige Reiskruste verschmähen, die sich nach dem Verdampfen am Pfannenboden bildet. Viele Gerichte werden mit reichlich Knoblauch gewürzt, Minze, Rosmarin und Thymian kommen auch gerne zum Einsatz. Eine wichtige Zutat sind auch Mandeln. Die 750.000 Mandelbäume der Insel stehen im Januar und Februar in Blüte.

Restaurant-Tipps

Alcúdia: Bistro Gourmet Plaça de la Constitució 7

Freundlicher Service am zen­tralen Platz. Die Tapas sind solide, aber nichts Besonderes. Trotzdem ein guter Ort, um das abendliche Treiben in Alcúdia zu genießen.

Port de Pollença: Strandrestaurant im Hotel Bahia

Dank seiner herrlichen Lage am Strand gut geeignet für einen Mittagsstopp. Das Lokal serviert auch kleinere Speisen wie Club-Sandwiches oder frische Salate von guter Qualität. Wer noch Platz für ein Dessert hat, sollte ein paar Schritte weiter gehen. Dort steht ein empfehlenswerter Eisstand. Telefon 0034/697315058 / hoposa.es/de/hotels/bahia

Pollença: La Scalinata

Ein herrlicher Platz, vor allem, wenn man gerade den Coll de Femenia hinuntergesaust ist. Umgeben von historischen Gebäuden speisen Großfamilien, Wanderer und Radfahrer in friedlicher Eintracht. Die Auswahl ist groß: von Salaten, mallorquinisch angehauchten Hamburgern über Bocadillos, Crêpes bis hin zu Grillspeisen und Pizza ist alles geboten. Telefon 0034/633518152 / lascalinata.wixsite.com/lascalinata

Unterkunft mit Radservice

Playa de Muro, Hotel JS Alcudi Mar
Telefon 0034/87027952
www.jshotels.com/de/js-alcudi-mar

Das hundert Meter vom Strand entfernte Alcudi Mar ist auf Radsportler spezialisiert und verfügt über eine Verleihstation von Philipps Bike Team samt kleinem Bike-Shop. Es gibt eine Sauna, ein Dampfbad, einen Whirlpool und ein Fitness-Studio. Frühstücks- und Abendbüffet sind vielfältig und reichhaltig. Doppelzimmer mit Frühstück kosten beispielsweise im März ab 80 Euro. Die Bike-Station verleiht Räder in verschiedenen Kategorien ab 120 Euro pro Woche bis hin zu 230 bis 280 Euro (je nach Saison) für Carbonrenner mit elektrischer Ultegra-Schaltung. Zudem ­bietet Philipps Bike Team geführte Gruppenausfahrten in verschiedenen Leistungsgruppen an. Beliebt sind Gesamtpakete aus Transfer, Unterkunft, Verpflegung und geführten Touren. Infos unter radsport-mallorca.de

Verkehrsregeln

Auf Mallorca gelten für Radfahrer Regeln, die man beachten sollte, da Verstöße mit empfindlichen Geldbußen bestraft werden. Beispielsweise kann das Überfahren einer roten Ampel 150 bis 500 Euro kosten. Das Telefonieren ist beim Radfahren genauso verboten wie das Benutzen von Kopfhörern. Fußgänger haben immer Vorrang, nicht nur an Zebrastreifen. Gruppen von Fahrradfahrern haben an Kreisverkehren und Kreuzungen Vorfahrt – das gilt vom ersten bis zum letzten Radfahrer der Gruppe. Wer losfährt, die Spur wechselt oder abbiegt, sollte sein Manöver anzeigen. Radfahrer dürfen auf Landstraßen in Zweierreihe fahren, vorausgesetzt die Strecke ist übersichtlich. Wenig überraschend: Jedes Jahr kommen auf Mallorca mehrere Radfahrer ums Leben, bei Unfällen oder durch körperliche Überlastung.

Übertourismus

Mallorca hatte 2023 45,9 Millionen Übernachtungen zu verzeichnen, etwa 14 Millionen Urlauber besuchen die Insel Jahr für Jahr. Viele Mallorquiner finden, dass das zu viel ist. Seit einigen Jahren kommt es deshalb zu Protestaktionen und Demonstrationen. Im Mai 2024 kündigte die Präsidentin der Regionalregierung, Marga Prohens, an, im Austausch mit der Bevölkerung neue Tourismusmodelle zu entwickeln. So sollen in Zukunft beispielsweise die Anzahl der Mietwagen und der Unterkünfte reduziert werden. Auch die Zahl der Kreuzfahrtschiffe, die auf der Insel anlegen dürfen, soll gesenkt werden. Zu den heiß diskutierten Themen gehören der Wasserverbrauch, die Vermarktung von Grundstücken und der Naturschutz. Der Radtourismus ist für Mallorca eine gute Möglichkeit, die Auslastung von Hotels in der Zwischensaison zu erhöhen. Er hat damit definitiv eine nachhaltige Komponente. Andererseits sind viele Einheimische von den Massen an Radgruppen genervt.

Nicht verpassen!

Alcúdia: Römisches Erbe

Direkt außerhalb der Altstadt von Alcúdia liegen die Ruinen der römischen Stadt Pollentia. Zur Ausgrabungsstätte gehört das kleine, aber feine Museu Monogràfic de Pollentia. Man muss für den Besuch nicht allzu viel Zeit einplanen, es lohnt sich trotzdem. Infos unter www.alcudia.net/Pollentia/es/el-museu (spanisch)

Palma de Mallorca: Shopping-Tour

Wer sich für Rennradmode interessiert, sollte Palma de Mallorca besuchen. Die Flagship-Stores von Rapha und Café du Cycliste liegen nur einen Steinwurf voneinander entfernt unweit der Kathedrale an der Plaça del Rosarí. Infos unter www.instagram.com/cafeducycliste_mal lorca und content.rapha.cc/ch/de/clubhouses/mallorca

Kaffeepause

Ein kurzer Stopp in der einen oder anderen Bar kann dabei helfen, sich immer mal wieder zu vergegenwärtigen, dass es auf Mallorca auch Einheimische gibt. Menschen in Arbeitshosen, denen Erde an den Stiefeln klebt, Damen, die sich zum Tratsch nach dem Einkauf auf dem Markt treffen, Jugendliche, die per Handy den Sitz ihrer Frisur prüfen.

Orientierung: Mallorca

Die größte Insel der Balearen – Mallorca ist etwa 100 Kilometer lang und 77 Kilometer breit – liegt etwa 170 Kilometer vom spanischen Festland entfernt im Mittelmeer. Sie hat 900.000 Einwohner, die sich auf 53 Gemeinden verteilen. Palma, die Inselhauptstadt, ist zugleich Hauptstadt der spanischen Autonomen Gemeinschaft Illes Balears. Auf ­Mallorca wird Spanisch gesprochen, zunehmend aber auch die mallorquinische Variante des Katalanischen. Rund 20 Prozent der Bevölkerung sind Ausländer. Das ungefähr so dicht wie Deutschland besiedelte Mallorca hat 43 Häfen und mehr als 100 Strände. Rund 63 Prozent des Bruttoinlandsprodukts werden durch den Tourismus erwirtschaftet.

Ebenso mächtige wie skurril anmutende Felsformationen in der Tramuntana.Foto: Peter NeusserEbenso mächtige wie skurril anmutende Felsformationen in der Tramuntana.

Tourencharakter

Die Qualität der Straßen auf der Baleareninsel hat sich in den ­vergangenen Jahren deutlich verbessert. Außerdem wurden neue Radwege eingerichtet; auch die Hauptstadt Palma de Mallorca ­besitzt ein paar Radwege, vor allem entlang der Küste. Mallorca gilt nicht umsonst als Mekka für Rennradfahrer. Zwei schroffe Gebirgs­züge rahmen die Insel ein, im Nordwesten die bis 1.436 Meter (Puig Major) hohe Serra de Tramuntana, durch die spektakuläre Straßen führen, im Osten die Serra de Llevant, deren Hügel sich bis zu 500 Meter über den Meeresspiegel erheben. Die meisten Anstiege ­Mallorcas sind moderat steil, einige eher kurze und giftige Rampen bilden Ausnahmen. Die Inselmitte mit der Ebene Es Pla dagegen ist flach bis wellig und seit jeher Bauernland mit stillen Dörfern und hübschen Städtchen mit schmalen Gassen.

GPS-Daten

Diese und viele andere Touren finden Sie unter touren.bike-magazin.de.

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Mallorca-Routen zum Nachfahren

Mallorca RoutenFoto: printmaps.net / OSM Contributors

Tour 1: Zur Ermita Santa Magdalena

Höhenprofil Tour 1Foto: Anner GrafikHöhenprofil Tour 1

72 Kilometer | 600 Höhenmeter | max. 11 % Steigung

Diese perfekte Tour zum Einrollen führt zunächst durch die landwirtschaftlich geprägte Ebene Es Pla. Ein erster Kaffeestopp ist in Sa Pobla möglich. Auf Nebenstraßen geht es in den Süden, wo 291 Meter hoch die Kapelle der Heiligen Magdalena liegt, die wir über knackige Serpentinen erreichen. Über eine Autobahnbrücke ­gelangen wir in die Hügellandschaft unterhalb des Tramuntana-Gebirges. Schmale Straßen führen dort durch kleine Orte. Hinter Campanet beginnt ein herrlicher Radweg, der durch Obst- und Mandelplantagen fast bis ans Meer führt. Rund um Pollença münden zahlreiche kleine Sträßchen in die Küstenstraße, die inzwischen von breiten Radwegen gesäumt ist. Die letzten Kilometer führen direkt am Meer entlang und bieten herrliche Blicke auf das Cap Formentor und die Halbinsel Victòria.

Tour 2: Ins Tramuntana-Gebirge

Höhenprofil Tour 2Foto: Anner GrafikHöhenprofil Tour 2

114 Kilometer | 2.000 Höhenmeter | max. 10 % Steigung

Wir verlassen die Küste entlang des Naturschutzgebiets Parc Natural de S’Albufera. Es geht an Schilfwänden entlang in die Ebene und durch Sa Pobla nach Campanet. Schleichwege führen uns an den Fuß des Gebirges. Die Passstraße zum Coll de sa Batalla (578 m) klettert moderat, erst kurz vor der berühmten Repsol-Tankstelle wird sie steiler. Nun haben wir endgültig das Gebirge erreicht und kurbeln parallel zur türkisblauen Küste bis zum Abzweig nach Sa Calobra. Von dort aus geht es 2,5 Kilometer bergauf zum Coll dels Reis (721 m). Der Anblick des verwegenen Asphaltbands, das sich durch eine karge Schlucht zur Küste schlängelt, verschlägt einem den Atem. Bei der Abfahrt sollte man die vielen Radfahrergruppen, Autos und Reisebusse im Auge behalten. Spaß macht sie trotzdem. Wer den Rückweg in der Mittagszeit antritt, wird zumindest in der unteren Hälfte ohne Schatten auskommen müssen. Weiter oben weht meist ein Lüftchen. Zurück geht es wieder Richtung Coll de sa Batalla, ehe wir bei Luc nach Nordosten abbiegen. Die Strecke verläuft größtenteils bergab durch die Maccia, gesäumt von gewaltigen Felsbrocken. Abgesehen von ein paar kleinen Gegenanstiegen bilden die 20 Kilometer bis Pollença den bequemsten Teil der Tour. Wer in Pollença schon mal einen Aperitivo nehmen will, kann das stressfrei tun. Die letzten Kilometer bis Playa de Muro verlaufen auf kleinen, fast flachen Straßen. Rasttipp Kiosk am Aquädukt (Kreuzung Ma-10 und Ma-2141). Kuchen, Fritten, Cola. Keine erlesenen Speisen, sondern Kalorien. Ausnahme: frischer Orangensaft. Trotz des Ansturms kommt man dort schnell zum Ziel.

Tour 3: Cap de Formentor mit Schlenker

Höhenprofil Tour 3Foto: Anner GrafikHöhenprofil Tour 3

88 Kilometer | 1.400 Höhenmeter | max. 11 % Steigung

Die 18 Kilometer lange Stichstraße zum Cap ist eine der meistgefahrenen und spektakulärsten der Insel. Sie beginnt in Port de Pollença, das man bequem auf dem flachen Küstenradweg erreicht. Nach der ersten Steigung am Coll de la Creueta geht es kurvig bergab und gemächlich bergauf. Es folgen einige kurze Rampen und Abfahrten, bis man schließlich am Leuchtturm ankommt. Und nun das Ganze zurück. Diesmal jedoch mit ganz anderen Ausblicken. Einziges Handicap angesichts der grandiosen Landschaft: Man muss sich entscheiden, ob man lieber im Flow bleibt oder für Fotos anhält. Für die Mittagspause empfiehlt sich Port de Pollença. Von dort aus geht es zur Cala Sant Vicenç. Die herrliche Bucht liegt eingeklemmt zwischen Bergen. Ein kleiner Weg führt bis ans Wasser. Auf der Rückfahrt durchquert man erst Pollença, um dann relativ flach durch das Maffeytal zu pedalieren. Ein paar kleine Erhebungen später fahren wir durch Sa Pobla zurück nach Playa de Muro.

Tour 4: Einsamer Osten

Höhenprofil Tour 4Foto: Anner GrafikHöhenprofil Tour 4

102 Kilometer | 1.150 Höhenmeter | max. 8 % Steigung

Der erste und letzte Teil der Strecke verläuft entlang der recht befahrenen Straße Ma-12, was angesichts der schönen Landschaften und des Seitenstreifens kein Problem darstellt. Erst kurz vor Artà geht es in sanften Wellen etwas bergauf. Mit seiner gemütlichen Altstadt bietet sich Artà (8.000 Einwohner) als Kaffee- oder Mittagsstopp an. Hinter der Festung erreicht man auf der Ma-3333 nach zehn Kilometern die Ermita de Betlem. Die Straße führt durch herrliche Landschaften und windet sich kurz vor der Klosterkirche kurvenreich durch die Serra de Llevant. Bis Artà geht es auf derselben Route zurück, dann biegen wir nach Südwesten ab. Die Straßen durch die Hügel im Osten verlaufen erstaunlich gerade und weisen deshalb etwas stärkere, wenn auch kürzere Steigungen auf als im Westen Mallorcas. Die Runde durch die einsame Region endet mit einer langen Geraden über eine steinige Hochebene, ehe man nach einer herrlichen Abfahrt erneut auf die Ma-12 stößt. Von der Kreuzung aus ist man in einer Dreiviertelstunde wieder in Playa de Muro. Rasttipp Artà (Km 28,0 und 46,6), Pessics, Telefon 0034/871/252674. Alternativ angehauchtes Lokal am zentralen Platz. Catalina Mestre kocht mallorquinische Spezialitäten mit einem modernen Touch. Ihre Pambolis (geröstete Brote) und Llonguets (Brötchen) belegt sie mit viel Kreativität und frischen Zutaten.

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