TOUR-SpezialBern - Region Bern: Landpartie

Unbekannt

 · 03.08.2017

TOUR-Spezial: Bern - Region Bern: LandpartieFoto: Jörg Wenzel
Chasseral (1.606 m): harter Anstieg im Jura

Rund um Bern locken drei großartige Radreviere: das Emmental im Osten, Jura und Seeland im Nordwesten und Gantrisch-Gebiet im Süden.Die Höhen sind mäßig, die Steigungen aber treiben ordentlich Laktat in die Beine

Kaum eine andere Hauptstadt in Europa dürfte städtisches Flair und Rennradfahren so gut verbinden wie die Schweizer Bundesstadt Bern. Vom Zeitglockenturm und den Laubengängen der Altstadt, Weltkulturerbe der UNESCO, radelt man in kurzer Zeit an den Stadtrand und taucht binnen weniger Kilometer ein, in Hügel und Felder. Nach Nordwesten zeichnet sich der Höhenzug des Juras ab, zuerst in weiter Ferne, dann immer deutlicher und kantiger. Zu Füßen der Berge glitzern Murtensee, Lac de Neuchâtel – und Bielersee, über dem sich der höchste Berg des Berner Juras, der Chasseral (1.606 m), erhebt. An seiner Flanke ist die Fahrt zuerst ein leichtes Schaukeln über einen Landschaftsbalkon, dann zieht die Straße steil bergauf. Dort liefern sich einheimische Hobbyfahrer zähe Duelle, die auf der Passhöhe im erlösten Gelächter enden. Vom Pass führt ein kurzer, lohnender Abstecher zum Chasseral-Gipfel: Das Jura-, Seen- und Alpenpanorama ist grandios, man blickt hinab auf eidgenössische Vielfalt, auf die Kantone Bern, Waadt, Neuchâtel und Freiburg. Die Stadt Biel/Bienne im Kanton Bern, die wir noch vor Kurzem durchfuhren, ist zweisprachig, deutsch und französisch. Nach der Abfahrt vom Chasseral landen wir im Kanton mit dem gleichnamigen Hauptort Neuchâtel, nehmen das Schiff hinüber nach Cudrefin, in den französischsprachigen Kanton Waadt, dann über den zweisprachigen Kanton Freiburg/Fribourg zurück in den deutschsprachigen Teil des Kantons Bern. Genug der Sprachengeografie! Einsprachig deutsch geht es im östlich von Bern gelegenen Emmental weiter. Das ist nicht bloß das Tal der Emme, sondern eine ganze hügelige Region, die zum spielerischen Klettern einlädt. Das Spiel beginnt sofort an den ersten Rampen, dann öffnet sich das Terrain, weite Felder erstrecken sich bis hin zu den Waldrändern am Horizont. Das Emmental hat etwas Idyllisches, aber auch etwas Mächtiges. Äcker und Wiesen sind weitläufig, die Traktoren riesig, die Bauernhäuser imposant.

Foto: OpenStreetMap und Mitwirkende

Tourencharakter

Egal, in welcher Richtung man die Bundesstadt Bern verlässt, schon bald fährt man übers Land, meist auf kleinen Straßen mit erträglichem Verkehr – und die führen in Topografien mit allerhand Überraschungen. Seeland, das klingt flacher, als es ist; der Jura verbirgt in seinen bewaldeten Flanken schärfere Steigungen als mancher Alpenpass, und ein Knaller ist die gefürchtet steile Straße hinauf zum Gurnigel.

Infos zur Region Bern

Anreise

Bahn: Von Frankfurt über Basel direkt nach Bern, von Stuttgart und München über Zürich. Radtransport im ICE auch innerhalb der Schweiz nur im Sack. Für die grenz- überschreitende Radmitnahme in anderen Zügen benötigt man für 10 Euro eine internationale Fahrradkarte (Stellplatz inklusive). Für EU-Gäste: Mehrtages-Angebote zum halben Preis für Zugreisen innerhalb der Schweiz unter www.swisstravelsystem.com. Die Velo-Tageskarte in Zügen und Postautos gibt es ab umgerechnet 12 Euro. Einzelheiten unter www.sbb.ch

Auto: Autobahnen führen von den Grenzstädten Basel, Schaffhausen, Konstanz und Bregenz nach Bern.

Infos & Unterkunft

Bern Tourismus, Tourist Information: Bahnhofplatz 10a, CH-3011 Bern, Telefon 0041/(0)31/3281212, www.bern.com

Bern: Hotel-Restaurant Jardin, Militärstrasse 38, Telefon 0041/(0)31/3330117, www.hotel-jardin.ch
Übernachtung mit Frühstück ab umgerechnet 72 Euro.

Köniz: Camping Eichholz, Strandweg 49, Telefon 0041/(0)31/9612602, www.campingeichholz.ch
Am Aare-Ufer gelegen, dreißig Gehminuten von Berns Altstadt. Ab 32 Euro für zwei Personen im Zelt.

Rad-Service

Bern: Thömus Shop Bern, Effingerstrasse 1, Telefon 0041/(0)31/9921144, www.thoemus.ch

Karten

"Neue Reisekarte Schweiz", 1:200.000, Hallwag-Verlag 2014; 18 Euro

VCS-Velokarten Nr. 8 "Neuenburg – Drei Seen", Nr. 9 "Region Bern" und Nr. 10 "Emmental", alle 1:60.000, Kümmerly + Frey, je 26 Euro

Velo-Feste

Seeland Classic: Start und Ziel sind in Lyss, zur Wahl stehen vier Strecken: 21, 34, 68 und 102 Kilometer mit 150, 420, 840 und 1.260 Höhenmetern. Die Teilnahme kostet zwischen 34 und 75 Euro.
www.berner-rundfahrt.ch
Termin: Samstag, 20. Mai 2017

38. Emmental-Rundfahrt: Diese Jedermann-Tour ohne Zeitnahme bietet eine Silber-, Gold- und Platinvariante, zu 100 Kilometer/1.050 Höhenmeter, 125 km/1.600 Hm und 150 km/2.100 Hm. Startgeld inklusive Proviant umgerechnet 23 Euro.
www.rversigen.ch/emmental-rundfahrt
Termin: Samstag und Sonntag, 22. und 23. Juli 2017

7. Gurnigel-Panorama-Classic: Dieser Anlass bietet ein bis drei Gurnigel-Auffahrten von drei Talorten aus, zu 101 Kilometer/2.055 Höhenmeter, 115 km/2.625 Hm und 146 km/3.370 Hm.
Das Motto "Hast und Rast" bedeutet, dass nur die Auffahrtszeiten gemessen werden. Die Teilnahme samt Verpflegung kostet umgerechnet 75 Euro bei Anmeldung bis 27. Juli, danach 84 Euro.
www.gurnigel-panorama-classic.ch
Termin: Sonntag, 13. August 2017

Bei allen drei Anlässen teilen sich die Radler die Straßen mit dem motorisierten Verkehr; selbst am Gantrisch, dessen Vermarkter das Gebiet als "Naturpark" bezeichnen.

  Durch Felder und Weiden zur Gurnigel-Nordwand südlich von BernFoto: Jörg Wenzel
Durch Felder und Weiden zur Gurnigel-Nordwand südlich von Bern
  Im Emmental fliegt man vorbei an Höfen und LindenFoto: Jörg Wenzel
Im Emmental fliegt man vorbei an Höfen und Linden

Tour 1: Seeland und Jura

134 Kilometer, 2.240 Höhenmeter, max. 12 Prozent Steigung

Foto: anner Grafik

Runde durch das westlich von Bern gelegene, sanft hügelige Seeland, in dem Gemüse und Wein angebaut werden. Nach zwölf Kilometern blickt man auf die westlich gelegene Jurakette, aus deren lang gestrecktem Rücken der Buckel des Chasseral (1.606 m) als höchster Punkt herausragt. Die 30 Kilometer lange Auffahrt ab Biel stellt mit mehr als 1.300 Höhenmetern manchen Alpenpass in den Schatten. Nach der Abfahrt an den Lac de Neuchâtel erspart das Schiff die stark befahrene Uferstraße. Zurück geht’s auf der – wegen der parallel verlaufenden Autobahn – verkehrsarmen Hauptstrasse 1.

Tour 2: Klettergenuss im Emmental

111 Kilometer, 1.900 Höhenmeter, max. 14 Prozent Steigung

Foto: anner Grafik

Das vom Tourismus noch weitgehend unbehelligte Emmental hält einige Pässe bereit. Wir haben mit Lueg (846 m), Lüderenalp (1.141 m), Hinterblapbach (1.145 m) und Moosegg (992 m) vier zwischen sechs und acht Kilometer lange Anstiege zu einer großartigen Runde verbunden, auf der man fantastische Aussichten hat über Hügel, Wiesen, Felder und Höfe – bis hin zu den Eisriesen der Berner Alpen.

Tour 3: Gantrisch-Region

82 Kilometer, 1.750 Höhenmeter, max. 15 Prozent Steigung

Foto: anner Grafik

Südlich von Bern führen kleine Straßen durch hügeliges, aussichtsreiches Bauernland. Im Süden begrenzen die ersten Felsgipfel den Horizont, der höchste davon ist der Gantrisch (2.175 m). Zu dessen Füßen klettert ein kleines, aber bis zu 15 Prozent steiles Sträßchen durch schattigen Wald und sonnige Alpweiden über den Gurnigelpass (1.579 m) zur Stierenhütte (1.609 m). Danach geht es mit kurzen Gegenanstiegen 20 Kilometer meist bergab nach Schwarzenburg, noch tiefer in das Kerbtal des Schwarzwassers (682 m), bevor ein letzter Anstieg, 15 Kilometer vor dem Ziel, auf knapp 1.000 Meter Höhe führt.