Region ZürichDie schönsten Rennradtouren rund um die größte Stadt der Schweiz

Matthias Rotter

 · 19.08.2024

Herausfordernd und aussichtsreich: der Etzelpass am südlichen Ende des Zürichsees
Foto: Matthias Rotter
Ende September findet in Zürich die Rad-Weltmeisterschaft auf der Straße statt. Wir haben vorab WM-Strecken und Tourenrevier rund um Zürich besucht – und unweit der Großstadt unvermutet einsame Sträßchen und wunderbare Aussichten entdeckt.

Boah, ist das steil! Unbarmherzig legt das Sträßchen alle hundert Meter noch eine Schippe drauf. Zuerst 10, 12, dann 13 Prozent Steigung. Kontinuierlich wird es ­steiler, bis die Rampe gnadenlos bei 14 oder 15 Prozent verharrt. Nun gut, ich war gewarnt, der Etzelpass, oder kurz „der Etzel“, gilt unter den einheimischen Radsportlern als der schwerste Anstieg rund um den Zürichsee. Vom Südufer aus, dort, wo der Seedamm die Orte Rapperswil und Pfäffikon übers Wasser hinweg verbindet, zieht das schmale Asphaltband in nahezu direkter Linie zur Passhöhe hinauf, die sich auf einem optisch unscheinbaren, bewaldeten Höhenrücken versteckt. Aber wahrscheinlich muss diese Bergprüfung wie eine Selbstkasteiung schmerzen, weil über den Etzel zugleich eine alte Pilgerroute zum Kloster Einsiedeln führt.

Der berühmteste Wallfahrtsort der Schweiz liegt in unmittel­barer Nachbarschaft des Zürichsees im Kanton Schwyz, nur wenige Kilometer südlich des Etzelpasses. Nach knapp fünf Kilometern im kleinsten Gang habe ich den schmerzvollen Kreuzweg absolviert und stehe schnaufend an der Kapelle auf der Passhöhe. Ein Ort voller Mythen und Legenden. So soll hier das Herz des Benediktiners Meinrad von Einsiedeln begraben sein, auf den die Gründung des Klosters zurückgeht. Die monumentale Kirchenanlage versteckt sich weiter hinten, zwischen den Hügeln des Voralpenlandes. Aber die Passhöhe sollte bezüglich der Aussicht noch nicht der Höhepunkt meiner Runde um den Zürichsee sein. Der präsentiert sich nur zwei Kilometer entfernt, nachdem die Strecke auf ein handtuchschmales Sträßchen nach Westen abzweigt und ein Panorama präsentiert, das mich absteigen lässt. Wie ein norwegischer Fjord liegt der Zürichsee eingebettet ins Oberland 500 Höhenmeter unter mir. Seine Ufer sind dicht besiedelt, aber kein Laut dringt zu mir herauf. Am Horizont versteckt sich die größte Stadt der Schweiz im Dunst. Und erinnert mich daran, weshalb ich eigentlich hier bin.

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Auf den Spuren der Züri Metzgete

In ein paar Wochen, Ende September, werden die Rennfahrerinnen und Rennfahrer in Zürich um die Regenbogentrikots kämpfen, dort drüben in den Hügeln des Oberlandes zwischen Zürichsee, Greifensee und der Nachbarstadt Winterthur. Der Etzelpass wird Po­ga­car und Co. zwar erspart bleiben, aber dass die Strecken der Straßenrennen selektiv sind, habe ich auf dem ersten Teil der heutigen Runde bereits mit eigenen Beinen erfahren. Neben den beinharten Steigungen in der Stadt selbst ist vor allem der sogenannte Pfannenstiel Dreh- und Angelpunkt der Rennen, ein Höhenzug, der den Zürich- vom deutlich kleineren Greifensee trennt.

Auch wenn seine 853 Meter Scheitelhöhe nicht furchterregend klingen, genießt der Pfannenstiel Klassikerstatus in der Zürcher Radsportszene: Stichwort Züri Metzgete. Was wie der Name eines Fleischereifachbetriebs klingt, war bis ins Jahr 2014 die Bezeichnung eines berüchtigten Radrennens, dessen Kurs oft über den Pfannenstiel führte. Obwohl die Meisterschaft von Zürich (so hieß der Wettkampf offiziell) aus Mangel an Sponsoren seither nicht mehr stattfindet – ihre über 100-jährige Tradition wirkt bis heute nach. Schließlich war die Metzgete stets ein Pflichttermin im Weltcup-Kalender. Ob Didi Thurau, Francesco Moser oder ­Eddy ­Merckx – stets standen namhafte Profis an der Startlinie. Und am Anstieg zum Pfannenstiel herrschte, den alten Schwarz-Weiß-Bildern nach, regelrechte Tour-­de-France-Atmosphäre. Über die Herkunft des Spitznamens Metzgete, der in der Schweiz eigentlich Schlachtung bedeutet, ist man sich nie ganz einig geworden. Überliefert ist, dass es auf den engen Straßen des Oberlandes oft zu Massenstürzen kam und viele Fahrer mit blutenden Wunden über den Zielstrich rollten. Wer die Schlüsselstellen dieses Rennens auf dem Rad erleben möchte, findet auf Online-Portalen wie Outdooractive, Komoot oder Strava zahlreiche Routenvorschläge von Fans.

Blick über Zürich von der Terrasse der Technischen Hochschule, Polyterrasse genanntFoto: Matthias RotterBlick über Zürich von der Terrasse der Technischen Hochschule, Polyterrasse genannt

Augenmerk auf Sicherheit

Nun greift auch die Weltmeisterschaft 2024 in den Straßenrennen wieder Streckenabschnitte der Metzgete auf. Ein Schlachtfest also nach alter Tradition? Zum Glück wohl eher nicht. Am Veloforum im Kongresshaus Zürich, einer Veranstaltung rund ums Thema Fahrrad in der Schweiz, treffe ich Daniel Rupf, den Chef des Lokalen ­Organisationskomitees Zürich 2024. Zusammen mit Olivier Senn, seinem Stellvertreter und Leiter Sport, war er maßgeblich an der Streckenplanung beteiligt. „Wir haben allergrößtes Augenmerk auf die Sicherheit von Fahrern und Publikum gelegt“, sagt Rupf und deutet dabei auf die Übersichtskarte der Wettkampfstrecken an der Leinwand. „Wir haben unzählige Besichtigungen vor Ort gemacht und uns eng mit der UCI (Radsport-Weltverband; Anm. d. Red.) abgestimmt.“ Entstanden seien technisch anspruchsvolle Strecken, die dennoch einen fairen Rennverlauf garantieren. Allein am Wochenende des Profirennens erwarten die Veranstalter 300.000 Zuschauer, eine Million während der gesamten Weltmeisterschaft.

Zürich will sich zur WM generell als fahrradfreundliche Stadt präsentieren. Ein nicht ganz einfaches Unterfangen, denn die 2012 als „Masterplan Velo“ begonnene Förderung des Fahrrads in der Stadt, 2021 abgelöst von der „Velostrategie 2030“, ist noch längst nicht abgeschlossen. Dazu zählt zum Beispiel der Bau von weiteren verkehrsarmen Fahrradrouten und von Abstellanlagen. Immerhin: Ein neuer Velotunnel unter dem Hauptbahnhof hindurch soll noch in diesem Jahr eröffnet werden. Im Kongresshaus treffe ich auch Rainer Bühler und Roland Tännler. Die beiden Zürcher präsentieren dort ihr neues Buch, in dem sie eine mehrtägige Gravelroute durch die gesamte Schweiz vorstellen. Also doch lieber weg von der Straße? „Gravelbiken ist ja nicht nur in der Schweiz ein Trend“, sagt Rainer Bühler, „aber es hat schon etwas Spezielles. Für mich jedenfalls fühlt sich selbst die Feierabendrunde im Heimrevier jedes Mal fast wie Urlaub an.“ Dennoch sitzt er auch noch gern auf dem Rennvelo. „Klar, im Stadtverkehr brauchst du gute Nerven, da gibt es nichts zu beschönigen“, erzählt er weiter. „Sobald du jedoch die richtigen Schleichwege entdeckt hast, bist du sehr schnell draußen auf dem Land.“ Rainer empfiehlt Besuchern, zum Start­ort einer Tour durchaus auch mal die öffentlichen Verkehrsmittel zu nutzen. Denn ein, zwei Stationen mit der ­S‑Bahn bringen Radler blitzschnell raus aus dem hektischen Zentrum.

Radsportgeschichte in Oerlikon

Konflikte mit dem Verkehr dürften die WM-Teilnehmer auf den abgesperrten Strecken wohl kaum austragen müssen. Etwa am Limmatquai, wo das Herz der Stadt pulsiert: Touristen flanieren, Geschäftsleute eilen, Studenten sind auf dem Weg zur Uni, Autos hupen, Straßenbahnen bimmeln um die Wette. Ein Tohuwabohu ersten Grades. Und hier sollen am 29. September die Straßenprofis ums Regenbogentrikot kämpfen? Unvorstellbar in diesem Moment. Aber die Stadt wird vorbereitet sein. Bereits dreimal beherbergte Zürich die Weltmeisterschaften, zuletzt allerdings 1946. Dazu die jährliche Metzgete, und auch die Tour de ­Suisse war bereits des Öfteren zu Gast. Insgesamt siebenmal wird das Peloton auf den Schlussrunden am Limmatquai vorbeirauschen. Und genauso oft wartet kurz darauf die Zürichbergstraße mit bis zu 15 Prozent steilen Rampen. Quasi ein kleiner Etzelpass mitten in der Stadt.

Auf der Radrennbahn  Oerlikon aus dem Jahr 1912 finden auch heute noch Wettkämpfe stattFoto: Matthias RotterAuf der Radrennbahn Oerlikon aus dem Jahr 1912 finden auch heute noch Wettkämpfe statt

Bevor ich mich am nächsten Tag wieder in den Sattel schwinge, um weitere Touren im Umland zu erkunden, habe ich noch einen Termin an der Radrennbahn in Oerlikon. Das 1912 erbaute Beton-Oval ist ein Monument des Schweizer Radsports, das derzeit so etwas wie einen zweiten Frühling erlebt. Nach ihrer Blütezeit geriet die Bahn in den Neunzigerjahren fast in Vergessenheit. Es drohte sogar der Abriss, um Platz zu schaffen für den Bau eines Eishockeystadions. Dank des Einspruchs der Bevölkerung und der Gründung einer Interessengemeinschaft konnte die Bahn gerettet werden. Stolz führen mich Heier Lämmler, der sich selbst als „Mädchen für alles“ im Betrieb bezeichnet, und Präsident Alois Iten durch die imposante Anlage. Hier wurden Weltmeister gekürt und feierten denkwürdige Tour-de-Suisse-Austragungen ihr Finale. Zum Beispiel in den Fünfzigerjahren mit Hugo Koblet als Sieger, einem der bis heute wohl berühmtesten Radrennfahrer der Schweiz. Der mittlerweile 80-jährige Iten hat Koblets Erfolge noch selbst miterlebt. Bei der kommenden WM wird die Oerlikoner Bahn erneut im Rampenlicht stehen, als Startbühne für das Zeitfahren der Männer.

So beeindruckend die Stadt und ihre Sehenswürdigkeiten auch sind – nach so viel Beton freue ich mich wieder auf frische Grüntöne, würzige Landluft, Blicke auf die Alpen und ein paar Höhenmeter. Zum Glück alles Optionen, die in Zürich in greifbarer Nähe liegen. Man muss nur die richtigen Fluchtwege kennen – und das große Bergritzel montiert haben.

Infos zur Radreise nach Zürich

Anreise

Bahn: Von allen größeren deutschen Städten aus gibt es tägliche Verbindungen. Für die Radmitnahme im Fernverkehr benötigt man eine internationale Fahrradkarte (ab 7,50 Euro) und eine Stellplatzreservierung. Möglich ist der Transport in den Zugklassen EC, RE und RB. Die Stellplatzreservierung lässt sich oft mit der Fahrradkarte online und in der App (DB Navigator) buchen, über DB-Reisezentren und Agenturen sowie die Service-Rufnummer 030/2970.

Bus: Eine preiswerte Alternative ist die Fahrt mit dem Flixbus. Die Fernbusse fahren von allen deutschen Großstädten aus nach Zürich, oftmals sogar direkt. Wer rechtzeitig bucht, kann Tickets ab 25 Euro ergattern (einfach), die Obergrenze liegt bei etwa 40 Euro. Ein Rad ist als Zusatzgepäck extra zu buchen (ab 8 Euro) und sollte im Gepäckraum in einer Tasche verpackt sein. ­Es gibt auch Busse mit Fahrradträger. www.flixbus.de

Auto: Aus Süddeutschland: Über Rheintal (A 5) und Basel nach Zürich, über die A 81 von Stuttgart über Singen und Schaffhausen oder A 96 via Lindau, Bregenz, St. Gallen. Maut: die Schweizer Autobahn-Vignette (40 CHF/Jahr).

Beste Reisezeit

Von Mai bis in den Herbst hinein angenehme Temperaturen. Die Staulage am Alpenrand kann im Sommer zu regnerischem Wetter oder Nachmittagsgewittern führen; September und Oktober sind die trockensten Monate im Jahr.

Essen & Trinken

Nach dem typischen Gericht der Region braucht man nicht lange zu suchen, schließlich trägt es den Namen der Stadt: Zürcher Geschnetzeltes, im Original „Züri-Gschnätzlets“. Zum klein geschnittenen und in Butter angebratenen Kalbfleisch gibt’s goldbraun gebratene Rösti. ­Weiterhin typisch für die regionale Küche ist der Schübling, eine geräucherte Wurst, die meist kalt zur Brotzeit gegessen wird. Auch fangfrische Felchen kommen auf den Tisch, die mit knusprigem Züri-Brot besonders gut schmecken. Was kaum jemand weiß: In Zürich wurde auch das berühmte Birchermüesli erfunden. Vor über hundert Jahren verabreichte der Arzt Maximilian Bircher-Benner die Mischung aus Haferflocken, Äpfeln und Nüssen den Patienten in seinem Sanatorium am Zürichberg. Milchprodukte sind in der Schweiz immer ein Thema, von den unzähligen Käsesorten bis hin zur Schokolade. Und in einer touristischen Hochburg wie Zürich findet man auch Raclette und Fondue auf den Speisekarten. Generell ist beim abendlichen Restaurantbesuch eine Reservierung empfehlenswert.

Restaurant-Tipps:

Restaurant zum Kropf, Telefon 0041/(0)442211805, www.zumkropf.ch
Die Geschichte dieses Hauses in der Altstadt reicht zurück bis ins Mittelalter. Im Speisesaal, getäfelt mit prachtvollen Malereien, wird traditionelle Küche mit modernem Touch serviert.

Swiss Chuchi, Telefon 0041/(0)442669696, www.hotel-adler.ch
Das Gasthaus mag touristisch sein, aber wer sich einmal quer durch die Schweizer Küche essen will, findet dazu auf der Karte einfach alles: von Käse-Fondues und ‑Raclettes bis zu bodenständigen Spätzli-Gerichten – und lecker!

Unterkunft

Das Preisniveau ist generell hoch, in jeder Unterkunfts­kategorie. Je weiter man sich von See und Zentrum entfernt, desto größer sind die Chancen, ein paar Franken zu sparen. Eine gute Übersicht zeigt die Website von Zürich Tourismus (www.zuerich.com).

Sorell Hotel Zürichberg, Telefon 0041/(0)443884343, www.sorellhotels.com
Traditionsreiches Haus mit modernem Anbau auf dem Zürichberg. Ruhig trotz Stadtnähe, 180-Grad-Panorama von der Terrasse über den See bis in die Alpen. Fußläufige Tram-Verbindung in die Stadt. Wermutstropfen: Am Ende einer Tour warten rund 200 Höhenmeter zum Hotel. Und: Doppelzimmer mit Frühstück ab umgerechnet 630 Euro.

Jugendherberge Zürich, Telefon 0041/(0)433997800,www.youthhostel.ch
Unweit des Bahnhofs Wollishofen gelegen. Doppelzimmer (pro Person ab umgerechnet 70 Euro) waren bei Redak­tionsschluss für die Zeit der Rad-WM schon ausgebucht, Mehrbettzimmer noch nicht. Im 6‑Bett-Zimmer mit Frühstück umgerechnet ab 48 Euro, im 4-Bett-Zimmer ab 54 Euro.

Radservice

Cycle Store, Telefon 0041/(0)445108393, www.cyclestorezurich.com
Der Shop des Engländers Sam Revell im Stadtzentrum ist der angesagteste Treff der Zürcher Rennradler. Wer Anschluss sucht: Die Locals treffen sich dort bei trockenem Wetter donnerstags um 18 Uhr zur Feierabendrunde. Auf der Homepage stehen unter „Club“ viele Touren zum GPS-Download.

Nicht verpassen!

Zürich-Spaziergang

Das überschaubare Zentrum lädt ein, sich für ein paar Stunden durch die Innenstadt treiben zu lassen. Das Herz der Stadt schlägt beidseits der Limmat, zwischen Quaibrücke und dem Platz Central. In Sicht- und Laufweite stehen alle berühmten Kirchen auf­gereiht: Grossmünster, Fraumünster, Wasserkirche und St. Peter. Die weiter westlich verlaufende Bahnhofstraße protzt mit Glitzer- und Nobelboutiquen. Am Central nimmt man noch die kurze Auffahrt mit der Polybahn mit. Die Terrasse zu Füßen der Technischen Hochschule bietet ein herrliches Panorama über die Stadt. Tipp Für mehrtägige Aufenthalte lohnt sich die Zürich Card. Damit kann man öffentliche Verkehrsmittel bis ins Umland nutzen. Zudem gibt’s freien Eintritt in viele Museen oder Ermäßigungen bis zu ­50 Prozent. Infos unter www.zuerich.com

Wer es etwas preiswerter ­bevorzugt oder auch mal mit einem Imbiss glücklich ist, sollte die Altstadt Richtung Westen verlassen und die Viertel jenseits der Sihl erkunden. Tipp der Rad-Locals: das sogenannte Viadukt, Europa­allee, Langstraße oder das Viertel rund um Brupbacher- und Idaplatz (Sihlfeld-Viertel). Angesagt: Frau Gerolds Garten (www.fraugerold.ch), eine kuriose Mischung aus Biergarten, Gärtnerei und Markt.

Flussbäder (Badi)

Die Limmat entlang befinden sich mehrere historische Flussbäder. Die Schwimmbereiche sind umbaut mit Holzgalerien, Liegedecks und Stegen. Ein Kiosk versorgt die Gäste mit Eis, Getränken und Snacks. Sehr beliebt ist das Badi Unterer Letten mit 100 Meter langem Schwimmkanal und Auffangrechen am Ende. Für geübte Schwimmer eine Gaudi bei starker Strömung. Kurios: Es gibt auch ein Frauenbad (Stadthausquai) und ein Männerbad (Schanzengraben). Übrigens: Die genannten Bäder kosten keinen Eintritt.

WM-Infos

www.zurich2024.com
Die offizielle Seite der UCI mit allen Informationen rund um die Weltmeisterschaften oder hier.

Karte

Velokarten „Zürich“ (Blatt 6) und „Schwyz/Glarus“ (Blatt 12), 1:60.000, Verlag Küm­merly+Frey, je 29 Euro.

map.schweizmobil.ch - dort findet man alle ausgeschilderten Routen des ­Landes, selektierbar nach Sportart.

Infos

Zürich Tourismus, Telefon 0041/(0)442154000, www.zuerich.com

Vier Touren rund um Zürich

Tourenkarte ZürichFoto: Karin Kunkel-Jarvers, Kartengrundlagen: OpenStreetMap contributors, ASTER-GDEM SRTM (3 arc-sec)

Orientierung

Der schmale Zürichsee erstreckt sich über 42 Kilometer und liegt am Alpennordrand der Schweiz, Luftlinie etwa 60 Kilometer südwestlich des Bodensees. Die knapp 430.000 Einwohner zählende Stadt Zürich umschließt das westliche Ende des Zürichsees, dort, wo der Fluss Limmat aus dem See fließt. Der Kanton heißt ebenfalls Zürich (ZH). Die angrenzenden Kan­tone sind Schaffhausen (SH), Thurgau (TG), St. Gallen (SG), Schwyz (SZ), Zug (ZG) und Aargau (AG). Der Südrand des Zürichsees wird begrenzt durch die Höhenzüge Etzel und Albis. Im Norden trennt der Pfannenstiel den Zürich- vom deutlich kleineren Greifensee. Zürichs Hausberg ist der 870 Meter hohe Uetliberg. Er begrenzt die Stadt im Südwesten, wo er am hoch auf­ragenden Sendemast leicht zu erkennen ist. Auf den aussichtsreichen Gipfel gelangt man mit dem Fahrrad (oben über feinen Schotter) oder per S‑Bahn.

Tourencharakter

Obgleich Zürich die größte Stadt der Schweiz ist, zählt sie im internationalen Vergleich eher zur Kategorie „beschaulich“. Dennoch: Aufgrund der Kessellage zwischen Bergrücken und Seeufer drängen sich Häuser und Verkehr. Eine Radtour mitten in der Stadt zu starten ist eine Herausforderung. Schleichwege sind rar, glücklicherweise nimmt der Verkehr aber nach den ersten drei, vier Kilometern spürbar ab. Die Topografie: Komplett flach ist es nur direkt am Seeufer oder Richtung Westen im Limmattal. Aber sowohl im Tal als auch am Seeufer herrscht sehr viel Verkehr, weshalb man Strecken dort eher meiden oder sehr früh am Morgen fahren sollte. Deshalb ist die einzig sinnvolle Empfehlung die Flucht in die Berge. Zum Glück, und typisch für die Schweiz, zieht sich über Land ein dichtes Netz von Nebenstraßen und asphaltierten Wirtschaftswegen, die zudem vorbildlich für Radler beschildert sind. Die Region hat Voralpen-Charakter, etwa vergleichbar mit dem Allgäu. Pässe wie Sattelegg, Etzel oder Sternenberg rangieren um die Tausend-Meter-Marke, während der See auf 406 Meter Höhe liegt. Hinter jeder Kurve können knackige Rampen weit jenseits von 10 Steigungsprozenten lauern, etwa am Etzelpass auf der Runde um den Zürichsee (Tour 3) mit 13-Prozent-Rampen. Dennoch: Jede Mühe und jeder noch so wilde Zickzack-Kurs lohnen sich! Denn im Minutentakt öffnen sich Bilderbuch­panoramen, etwa rund um den Ort Einsiedeln und die dortigen Bergseen.

Tour 1: Zu Limmat und Reuss

  • 66 Kilometer
  • 1.140 Höhenmeter
  • max. 12 % Steigung
tour/zurich-profil-1_4789cc1d35a19f3045c7434fb4fc7ad9Foto: Anner Grafik

Der Westen Zürichs und besonders das Limmattal sind geprägt von Vororten und Industrie. Das setzt sich entlang der Aare bis ins Mittelland fort. Auf den ersten Blick kein allzu verlockendes Terrain für eine Tour. Aber wir haben eine Route geschickt über die Hügel gelegt und in den Tälern auf asphaltierte Wirtschaftswege – und so eine reizvolle Strecke gebaut. Start und Ziel ist am Brupbacherplatz im Zürcher Quartier Sihlfeld. Ein angesagter Treffpunkt, wo man am Ende ein paar Kalorien in Form von Eis oder Pizza vom Blech nachtanken kann. Die Fahrt aus der Stadt zieht sich etwas, aber nach fünf Kilometern lichten sich die Häuser. An der Bahnstation Reppischhof unterquert man die Gleise und es beginnt ein etwas abenteuerlicher Anstieg auf schmalem Waldweg zum neu erbauten Aussichtsturm Hasenberg. Aber auch die Hangtrasse auf der Weiterfahrt Richtung Oberrohrdorf eröffnet unerwartete Weitblicke übers Mittelland bis ins Schweizer Jura. Der Abstecher zum Gasthaus Rüsler (www.ruesler.ch) sammelt ein paar Höhenmeter und lohnt sich ebenfalls wegen der Aussichtsterrasse. Die Abfahrt schlängelt sich durch Wohngebiete und endet in Mellingen an der ­Reuss. Nach Würdigung der hübschen Altstadt führt die Radroute 77 entlang der Reuss flussaufwärts nach Bremgarten; die hölzerne Reussbrücke stammt ursprünglich aus dem 13. Jahrhundert. Einige Serpentinen schrauben sich nun hinauf nach Friedlisberg und weiter Richtung Dietikon. Das Finale ist kurios, denn im Reppischtal führt eine für den öffentlichen Verkehr gesperrte Straße mitten durch ein Militärgebiet. Falls dieser Abschnitt gesperrt ist, was hin und wieder bei Schießübungen vorkommen kann, trifft man geradeaus am Reppischhof wieder auf den Hinweg, dem man zurück nach Zürich folgt.

Tour 2: Auf den Spuren der Rad-WM

  • 148 Kilometer
  • 1.870 Höhenmeter
  • max. 13 % Steigung
tour/zurich-profil-2_e6d7111aebc3e22148168d01a4f5005bFoto: Anner Grafik

Sich einmal wie ein Radprofi fühlen? Oder besser gesagt: wie ein Profi leiden? Das kann jeder Radsport-Fan auf den Originalstrecken der Straßen-WM selbst erfahren. Unsere Runde führt über die wichtigsten Streckenabschnitte der verschiedenen Straßenrennen und besucht auch einen Teil der Zeitfahrstrecken. Wem 148 Kilometer zu viel sind, der kann ab dem Greifensee an mehreren Punkten abkürzen oder gegen Ende den sogenannten City Cir­cuit, den die Profis siebenmal absolvieren müssen, weglassen. Der Start am Bahnhof in Winterthur ist von Zürich aus problemlos per S‑Bahn zu erreichen. Ganz in der Nähe fällt auch für die Elite-Profis der Startschuss. Bevor es Richtung Zürichsee geht, dreht das Peloton eine Schleife durch das nordwestlich von Winterthur gelegene Weinland. Quasi zum Einrollen, denn dort warten keine nennenswerten Anstiege. Erst nach dem Wendepunkt in Flaach könnte man am Höhenzug des Irchel mal die Spritzigkeit der Konkurrenz am Berg testen. Dann geht es zuschauerfreundlich nochmals an den Stadtrand von Winterthur, bevor aus dem Tösstal heraus die giftige Rampe hinauf zur Kyburg erste Unruhe unter den Fahrern wecken dürfte. Auf dem folgenden Transfer zu Pfäffiker- und Greifensee kommen erstmals die Alpen ins Blickfeld. Greifensee und der Ort Uster sind das Zentrum für die Rennen der Elite-Frauen und ‑Männer U 23. Der Klassiker-­Anstieg von Maur nach Binz mündet in den Stadt-Rundkurs von Zürich, auf dem die meisten Entscheidungen fallen werden. Unsere Tour dreht zuvor aber noch eine Schleife über Oetwil und Uetikon und folgt der Zeitfahrstrecke nach Zürich. Finale ist am Sechseläutenplatz, unmittelbar an der berühmten Quaibrücke über die Limmat.

Tour 3: Zürichsee-Runde

  • 102 Kilometer
  • 1.650 Höhenmeter
  • max. 15 % Steigung
tour/zurich-profil-3_4620daa3320578f5b86f30ea5803c594Foto: Anner Grafik

Jeder See lockt Radler mit einer Umrundung. Am Zürichsee hält sich der Fahrspaß aufgrund der dichten Besiedelung der Ufer jedoch in Grenzen. Unsere Route weicht deshalb auf einsamere Straßen aus. Der wenige Verkehr wird mit umso mehr Höhenmetern erkauft. Los geht’s an der Quaibrücke Limmat. Erste Hürde: der Rigiblick. Anschließend führen verkehrsberuhigte Radrouten nördlich um den Zürichberg herum nach Dübendorf. Tipp: Bei Kilometer 5 ist es nur ein Katzensprung zur Radrennbahn in Oerlikon. Die Rampe von Dübendorf nach Geeren ist steil und leider ziemlich verkehrsreich. In ständigem Auf und Ab schlängelt sich die Route danach durch weitere Stadtteile in Richtung Pfannenstiel, des Bergrückens zwischen Zürich- und Greifensee. Ab Forch (Km 25) wird es spürbar ruhiger auf den Straßen. Das historische Städtchen Rapperswil bietet sich für eine Rast an, bevor es über den Seedamm hinüber nach Pfäffikon geht. Am anderen Ufer wird der schwerste Anstieg der Runde alle Kräfte fordern: In fast direkter Linie und mit durchgehend rund 13 Prozent Steigung geht es hinauf zum 949 Meter hohen Etzelpass. Aber angesichts des großartigen Panoramas über den Zürichsee lohnt sich jeder Schweißtropfen. Nach kurzer Abfahrt bis Schindellegi werden die Dörfer wieder kleiner; bald schwingt sich ein asphaltierter Wirtschaftsweg kilometerlang über einen Höhenrücken – mit Seeblick, versteht sich. Erst im Sihltal trifft man wieder auf eine größere Straße, die über Langnau und Adliswil zurück nach Zürich führt. Varianten: Ab Langnau noch gut 200 Höhenmeter hinauf zum Weiler Buchenegg und über Stallikon und Waldegg nach Zürich. Auch eine Kombination mit Tour 2 ist denkbar, ab Etzel über die Teufelsbrücke nach Einsiedeln. Ebenso sind Abkürzungen möglich: Von fast jedem Ort rund um den See kann man mit der Bahn nach Zürich zurückfahren – oder den See auf halber Höhe mit der Fähre von Meilen nach Horgen überqueren.

Tour 4: Wallfahrt nach Einsiedeln

  • 113 Kilometer
  • 1.860 Höhenmeter
  • max. 12 % Steigung
tour/zurich-profil-4_b0c5a5046feefa47e89d3a8f9d0a8684Foto: Anner Grafik

Eine Tour mit zwei Gesichtern: Der erste Teil führt über die südliche, meist verkehrsreiche Uferstraße entlang des Zürichsees. Wir wollen jedoch am Anfang zügig ein paar Kilometer machen, denn Berge kommen noch genug. Sobald die Route ins Wägital abzweigt, zeigt sich die Region von ihrer beschaulichen Seite, mit herrlichen Nebenstrecken und Panoramen. Start ist am Bahnhof Zürich-Wollishofen, der auch per S‑Bahn (Radmitnahme) erreichbar ist. Die Einrollphase dauert bis Pfäffikon (Km 28), dann knickt die Route hinter Lachen endgültig weg vom See nach Süden, anfangs in eine steile, aber umso schönere Einfahrt ins Wägital. Bei Vorderthal beginnt der Anstieg zur Sattelegg, die mit 1.190 Metern Passhöhe zu den Klassikern der Region zählt. An Wochenenden ist der Pass auch bei Motorradfahrern sehr beliebt. Nach der Abfahrt geht es über eine von zwei kuriosen Seebrücken über den Sihlsee zum Kloster Einsiedeln, dem berühmtesten Wallfahrtsort der Schweiz. Über den Raten (1.077 m) wird die Straße nochmals etwas breiter. Während der Abfahrt darf man in Alosen nicht den Abzweig in die Schwandstrasse verpassen (Radrouten!). Es folgt das Highlight der Runde: Mit ständigem Blick auf den Ägerisee führt das handtuchschmale Sträßchen am Hang entlang zum Gasthaus Kistenpass, bevor es sich nach der Passage von Menzingen und seiner überraschend großen Klosteranlage ins idyllische Sarbachtal senkt, das wie ein Ort aus einer anderen Welt anmutet. In Sihlbrugg überqueren wir die Hauptstraße zwischen Zürich und Zug, und es beginnt wieder gemächlich zu steigen. Über Ebertswil und Hausen geht’s zum Türlersee und im Anschluss über die Albispasshöhe (790 m), die zusammen mit dem benachbarten Buchenegg (‑pass) zu den Lieblingsanstiegen der Züricher Locals zählt. Das Finale rollt auf perfektem Asphalt hinunter nach Wollishofen. Klar, dass mit jedem Meter der Verkehr wieder zunimmt.

Die GPS-Daten zur den vier Touren finden Sie in unserem Tourenportal

Empfohlener redaktioneller Inhalttouren.bike-magazin.de

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