Der Passo dello Spluga (2.113 m), so sein italienischer Name, verbindet das Hinterrheintal in Graubünden mit Chiavenna in der Provinz Sondrio. Einst ein wichtiger Handelsweg, den schon die Römer nutzten, versank der Splügen mit Eröffnung von Sankt Gotthard und San Bernardino in der Bedeutungslosigkeit. Radler kann das nur freuen, denn dadurch ist die kurvenreiche Straße heute ein echtes Sahnestück. Selbst die neun Kilometer kurze Nordrampe auf Schweizer Seite begeistert mit zwanzig, teilweise dicht aufeinanderfolgenden Serpentinen jeden Pässefahrer.
Beim Anblick der Schlangenlinien fühlt man sich ans Stilfser Joch erinnert. Doch nicht nur auf der Schweizer Seite drängt sich ein Vergleich mit der berühmteren Passstraße auf: Auf der Südrampe des Splügen erwarten den Kletterer fast genau so viele Höhenmeter wie am Stilfser Joch. Rund 1.800 Höhenmeter – das erreichen nur wenige Alpenpässe. Am Grund dieser Respekt einflößende Wand liegt auf gerade einmal 333 Metern überm Meer das malerische Städtchen Chiavenna. Biegt man dort auf die Splügenstraße ab, geht es unverzüglich zur Sache. Das Tal verengt sich dramatisch, der Asphalt neigt sich Richtung Vertikale. Kurven und Kehren lassen keine Langeweile aufkommen. Zwischen den Orten Prestone und Campodolcino – man passiert dort einen kleinen See – lehnt sich die Trasse für etwa zwei Kilometer auf etwa drei Steigungsprozent zurück und gönnt dem Radler Zeit zum Durchschnaufen. Aber nur kurz. Dann strebt die Straße ihren kühnsten Passagen entgegen und hangelt sich in Haarnadelkurven an senkrechten Felswänden empor. Auf einer Höhe von 1.900 Metern folgt ein längers Flachstück entlang des Stausees Lago di Montespluga. Nochmals Gelegenheit, um Luft zu holen, bevor der letzte Aufschwung zur Passhöhe vor einem steht – und mit ihm weitere Serpentinen. 51 werden es bis zur Passhöhe und der Schweizer Grenze insgesamt sein: rekordverdächtig!
Nord- und Südrampe des Splügenpasses im Profil
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Pass-Steckbrief: Schweiz: Splügenpass