Faktisch liegt Schio in der Po-Ebene, aber gleichzeitig direkt am Aufschwung der Alpen – und eröffnet Radsportlern damit ein vielfältiges Terrain von topfeben bis bergig. Wobei es im Flachland aufgrund der dichten Besiedelung und Industrialisierung für Rennradler nicht einfach ist, verkehrsarme Routen zu finden. Deshalb sollte man sich tendenziell lieber in Richtung Berge orientieren, wo es auf den Nebenstraßen vergleichsweise ruhig zugeht. Außerdem gibt es dort kaum namhafte Pässe, die motorisierte Spazierfahrer anziehen. Das Besondere ist jedoch: Die Pasubio-Region sowie die östlich angrenzenden Hochebenen der Sette Comuni (Hauptort Asiago) sind überzogen von einem Netz ehemaliger Militärstraßen, viele davon asphaltiert. Die Passhöhen überklettern zwar selten die 1.000-Meter-Marke, mit Rampen von 12 Prozent Steigung und mehr ist aber zu rechnen! Start aller Tourenvorschläge ist am Bahnhof in Schio.
Viele Sträßchen rund um das Pasubio-Massiv dienten im Ersten Weltkrieg den Italienern als Nachschubwege, auch die Strada dello Xomo, die von Schio aus hinauf an den Fuß des Monte Novegno führt und weiter an seinem Höhenrücken entlang zum Passo Xomo. Oberhalb der Passhöhe, an der Bocchetta di Campiglia, beginnt die unglaubliche Strada delle 52 Galerie (Wandertipp siehe S. 125). Unsere Tour verläuft ab Xomo jedoch nach links, an der senkrechten Südwand des Berges entlang zum Fugazze-Pass. Ab dort stehen zwei Varianten zur Wahl: Eine abenteuerliche, auf löchrigem Teer, mit Überquerung einer Hängebrücke und kurzer Tragepassage auf einem Wanderweg. Oder eine komfortablere, auf einem für den öffentlichen Verkehr gesperrten Fahrweg – wer diese bevorzugt, biegt hinter der Bar an der Fugazze-Passhöhe links ab Richtung Campogrosso. Beide Routen treffen sich dort am Rifugio. Die Abfahrt nach Recoaro Terme ist steil und eng. In dem alten Kurort bietet sich noch eine weitere Variante an, die mit weiteren 500 Höhenmetern verbunden ist: Bevor man das Zentrum erreicht, zweigt rechts eine Höhenstraße ab, die eine Schleife über das ehemalige Skigebiet Recoaro Mille dreht. Von Quirico aus bietet sich das Finale über den Passo Zovo (631 m) an, der direkt nach Schio führt. Die Originalstrecke führt von Recoaro über den Passo Xon und Valli del Pasubio zurück nach Schio.
Die Königstour überquert zwei Pässe, besucht das Etschtal und umrundet dabei das Pasubio-Massiv. In Arsiero zwängt sich die Straße zwischen Monte Priaforà und Monte Cimone in ein enges Tal, das gefühlt ins Nirgendwo führt. Bald wandert die Kette aufs große Ritzel, denn der Passo della Borcola, gerade einmal 1.207 Meter hoch, ist trotz vieler Serpentinen ein zäher Bursche. Bis zum Ende der Abfahrt in Rovereto ist dieser abgelegene Pass ein Traum. In der Stadt im Etschtal nimmt man am besten noch einen Espresso, denn es geht unmittelbar in den Anstieg zum Fugazze-Pass. Eine wunderbare Nebenstrecke windet sich auf der rechten Talseite durch einsame Bergdörfer. Nach der ersten Rampe zweigt rechts eine Militärstraße ab, die auf den Monte Zugna führt (Tipp!). Für die nächsten Kilometer verläuft unsere Route aber am Hang entlang mit herrlichen Ausblicken zu Pasubio und Piccole Dolomiti. Kurios: Am Abzweig nach Speccheri verführt die breite Straße zum Weiterfahren geradeaus – hier war eine Verbindung zum Passo Campogrosso geplant, aber die Straße endet nach einigen Kilometern vor einem versperrten Tunnel. Also: links abbiegen! Die kurze Zwischenabfahrt endet in Speccheri, wo die zweite Hälfte des Anstiegs beginnt. Serpentinen führen durch Wald und münden erst an der Passhöhe in die von Rovereto kommende Hauptstraße. Geschafft! Jetzt wartet nur noch die Abfahrt nach Schio.
Die abwechslungsreiche Runde führt hinauf an den Südrand der Asiago-Hochebene, auch bekannt als Sette Comuni. Das Profil birgt einige Überraschungen, auch wenn es auf den ersten Blick lediglich nach einem größeren Anstieg aussieht. Nach dem Start durch Schios Industriezonen im Osten werden die Straßen schmaler und die Dörfer beschaulicher. Hinter dem Fluss Astico ist die Einrollphase vorbei, es geht hinein die Hügel des Alpenvorlandes. Und die haben es in sich: In wilden Kurven und ständigem Auf und Ab nähert man sich nur langsam Marostica, das mit hübscher Altstadt und Stadtmauer überrascht. Es wartet ein mehr als 20 Kilometer langer, moderater Anstieg, unterbrochen von einem
Flachstück hinter San Luca. Je höher man kommt, desto häufiger folgen wir alten Militärstraßen. Am Gipfelplateau des Monte Corno erinnern einmal mehr Soldatenfriedhöfe an die Schlachten der Weltkriege. Die Aussicht über die Po-Ebene ist gigantisch. An der Bergkante thront das Rifugio Casello del Guardia, das mit seiner Terrasse zu einer Pause einlädt; ein Muss! Die Abfahrt folgt einem kleinen Sträßchen, das man sich für eine ruhige Kletterpartie an einem anderen Tag vormerken sollte. Variante: Wer sich den Abstecher nach Marostica sparen will, kann bei Kilometer 27,3 links abbiegen (Laverda) und über einen schmalen, aber steilen Anstieg direkt nach Santa Caterina di Lusiana abkürzen.
Zwischen Vicenza und den Kleinen Dolomiten schlängelt sich ein Labyrinth an Sträßchen durch die Ausläufer der Alpen. So wirr, dass diese bei den Locals beliebte Runde kaum ohne GPS-Track zu finden ist. Unbarmherzig geht es am Südrand von Schio hinein in die erste Rampe, die einem lediglich auf der Höhe von Monte di Malo eine kurze Verschnaufpause gönnt. Denn zu Ende ist der Berg erst am Sendemast bei Casare di Sopra. Die Abfahrt landet im dicht besiedelten Agno-Tal und quert dort die Stadt Cornedo Vicentino. Dann geht es auf der anderen Talseite wieder in die Hügel hinein. Vom südlichsten Punkt der Runde, Nogarole Vicentino, wäre es nur noch ein Katzensprung bis Vicenza. Bei Kilometer 40 überquert man am Passo Santa Caterina (793 m) den höchsten Punkt des Tages, das Ende der Anstiege und Abfahrten ist aber noch nicht erreicht. Erst rauscht man hinunter ins Agno-Tal nach Valdagno: gute Gelegenheit, vor dem letzten Pass noch einen Espresso zu trinken. Dann geht es hinauf zum Passo Zovo, an dem Rennradler ihre Ruhe haben, seit der Verkehr unter ihm durch einen fünf Kilometer langen Tunnel von Valdagno nach Schio fließt. Der Anstieg ist mit 300 Höhenmetern nicht schwer, aber am Ende einer solchen Runde spürt man jede Steigung. Danach geht es in rauschender Fahrt dem Ziel in Schio entgegen.
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