Kaum jemand, der an große Dolomitenpässe denkt, hat den Passo Manghen auf der Rechnung. Die Passhöhe liegt auf 2047 Meter.
Wer erinnert sich noch an 1999, als Marco Pantani die Gegner beim Giro am Manghen stehen ließ, bald darauf aber wegen eines zu hohen Hämatokritwerts als Träger des Rosa Trikots disqualifiziert wurde? Dabei kann der Übergang zwischen dem Val di Fiemme und dem Val Sugana von der Höhe her locker mit der Pass-Prominenz am Sellamassiv mithalten. Während dort aber an schönen Sommertagen Autokolonnen und Motorräder den Genuss verderben können, dürfen Radler bei einer Fahrt über den Manghen die Berge weitgehend einsam genießen. Auf der Nordrampe passen nur an Ausweichstellen zwei Autos nebeneinander. Ansonsten windet sich die Straße schmal wie ein Handtuch der 2.047 Meter hohen Passhöhe entgegen.
Die Haarnadelkurven machen ihrem Namen alle Ehre. Wer ein Haar in der Suppe sucht, könnte allenfalls das fehlende Felsen-Panorama bemängeln; die Kulisse ist eher waldgrün als steingrau. Von der Passhöhe aus reicht der Blick aber dennoch weit nach Norden – übers Etschtal hinweg bis zum Alpenhauptkamm. Viel Platz herrscht nicht an der kleinen Passlücke, bevor sich die Straße in weiten Serpentinen nach Süden hinabsenkt. Dort wird das Gelände etwas offener, Kühe grasen auf den Almwiesen. Doch leicht zugänglich sind die engen Täler am Passo Manghen nicht. Wer von Süden hinaufklettert, muss sich auf 1.600 steile Höhenmeter gefasst machen! Ein Beispiel zum Vergleich: Der gefürchtet steile Passo di Giau, härtester Anstieg beim Dolomiten-Marathon, kann gerade einmal die Hälfte an Höhenmetern dagegensetzen. Und von der Pass-Prominenz rund um den Sellastock kann höchstens das Sellajoch an Höhenmetern mithalten – aber auch nur, wenn man unten im Etschtal startet.
Downloads:
Pass-Steckbrief: Italien: Passo Manghen