Der Col de la Pierre Saint-Martin (1762 m) überquert den Pyrenäen-Hauptkamm in Nord-Süd-Richtung und verbindet das französische Département Pyrénées-Atlantiques mit der spanischen Provinz Navarra.
Zur Passhöhe führen insgesamt sieben Varianten, sechs davon auf der Nordseite. Die klassische Route von Norden klettert vom Dorf Arette zur Passhöhe – über eine Ehrfurcht gebietende Rampe, die in puncto Schwierigkeit und Höhendifferenz sogar den legendären Col du Tourmalet übertrifft. Der extrem unrhythmische Anstieg mit zahlreichen Steilstufen mit bis zu 13 Prozent Steigung dürfte auf der diesjährigen 10. Etappe der Tour de France eine Vorentscheidung bringen – zumal der Renntag kurz unter der Passhöhe in der Skistation Pierre Martin endet. Kurios: Bisher wurde der Pass erst einmal im Jahr 2007 vom Peloton überquert.
Der Pierre Saint-Martin ist aber auch wegen seiner Landschaft außergewöhnlich. Während seine Nordseite im unteren Bereich vom typischen Grün der Atlanktikpyrenäen dominiert wird, klettert man ab der Waldgrenze auf eine eigentümliche Karst-Hochebene, durch unwegsames Gelände aus porösen Felsen, das beherrscht wird von der schroffen Pyramide des 2.504 Meter hohen Pic d’Anie. Der optische Höhepunkt der Steinwüste folgt jedoch auf der deutlich flacheren spanischen Seite: Hier durchkurvt man nach zwei Kilometern Abfahrt eine 360-Grad-Kehre – ähnlich dem berühmten Krawattenknoten der Sa-Calobra-Straße auf Mallorca – und die Straße führt durch einen düsteren Felskorridor. Die exakte Höhe des Passes bleibt wohl ein Geheimnis. In der amtlichen topografischen Frankreich-Karte fehlt eine Angabe am Scheitelpunkt. Es kursieren folgende Höhen: 1.802 Meter steht auf einem alten Passschild, 1.765 Meter auf Hinweisschildern für Radler, Michelin-Karten weisen 1.760 Meter aus. Unsere Angabe von 1.762 Metern bezieht sich auf die Topokarte des nationalen spanischen Geo-Instituts.
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