Unbekannt
· 23.07.2004
Ungestüm rauschte die Durance durch die Französischen Alpen. Bis der Mensch ihre Kraft bändigte. Wo er das Wasser staute, liegt heute der Lac de Serre Ponçon – an der Grenze zwischen vergletscherten Bergen im Norden und dem mediterranen Süden. Eine Geschichte von versunkenen Dörfern und hohen Pässen. (TOUR 4/2004)
Ein gewaltiges Donnern erfüllt das Tal der Durance, Gestein knirscht, Holzbohlen zerbersten, Häuser stürzen in sich zusammen. Staubwolken verdunkeln die Sonne. Fassungslos sehen die Einwohner von Savines ihr Dorf sterben. Die Szene aus dem Jahr 1955 flimmert ein halbes Jahrhundert später in Schwarzweiß-Bildern über die Leinwand des Filmmuseums „Museoscope du Lac“. Bilder von Menschen, die all ihr Hab und Gut in Sicherheit bringen, Sofas, Schränke, Kommoden und Radioapparate auf hölzerne Karren stapeln. Bilder von Flüchtlingskolonnen wie aus einem Kriegsfilm. Aber es sind Bilder von den Vorbereitungen zum Bau von Europas größtem Stausee. Drei Dörfer, die Heimat von 1.500 Menschen, verschwanden damals in den gestauten Fluten. Vorher hatte man die Häuser gesprengt, sie sollten bei Niedrigwasser nicht zum Vorschein kommen und keine wehmütigen Erinnerungen wecken. Dann kommt das Wasser.
Wie durch ein Zeittor tritt man aus dem Halbdunkel des Vorführraumes in die grelle Sonne. Die Reise in die Vergangenheit berührt jeden, der das Filmmuseum am Südende des Lac de Serre Ponçon besucht. Wie ein Mahnmal hockt das moderne Gebäude am Berghang, hundert Meter tiefer glitzert das Wasser der aufgestauten Durance. Ein künstlicher Pfropfen aus Geröll und Stein verschließt dem Fluss den schmalen Durchschlupf zwischen den Felswänden nach Süden,
120 Meter hoch türmt sich der Damm. Von der einstigen Gewalt der Durance, deren Wasser sich zur Hälfte aus den Gletschern des Massif des Ecrins speist, ist nicht mehr viel übrig.
Friedlich liegt der See heute da, eingebettet in die kahlen Gipfel der Südalpen. Seine gezackte Uferlinie zeichnet die Form der Landschaft nach, als wolle der See die Berge umarmen. Wie bunte Farbkleckse tanzen Surfer auf den türkisblauen Wellen. Über ihnen kleben winzige Dörfer auf den Felsvorsprüngen, schlingern Straßen in wildem Hin und Her durch die von Erosion zerfurchten Hänge. Ein Klettergarten für Radfahrer, die Berge mit sprödem Charme lieben: Die Pässe führen nicht über Almwiesen, sondern durch Geröllwüsten – und ihre Rampen sind seit fast hundert Jahren eine großartige Kulisse für die Dramen der Tour de France.
Diese Routen finden Sie im PDF-Download:
1. Tour du Lac
(90 Kilometer, 1.790 Höhenmeter, maximal 8 Prozent Steigung)
Savines – le Sauze – Ubaye – St. Vincent-les-Forts – Col St. Jean (1.333 Meter) – Selonnet – Espinasses – Barrage de Serre-Ponçon – Col Lebraut (1.110 Meter) – Chorges – St. Apollinaire – Savines
2. Col de Vars
(128 Kilometer, 1.900 Höhenmeter, maximal 11 Prozent Steigung)
Savines – le Sauze – le Lauzet-Ubaye – Barcelonnette – Jausiers – Col de Vars (2.111 Meter) – Vars – Guillestre – Embrun – Savines
3. Ab nach Gap
(99 Kilometer, 1.850 Höhenmeter, maximal 10 Prozent Steigung)
Savines – Prunières – Chorges – les Borels – la Bâtie – Col de Manse (1.268 Meter) – Gap – Col de la Sentinelle (981 Meter) – Valserres – Remollon – Espinasses – Barrage de Serre-Ponçon – Col Lebraut (1.110 Meter) – Chorges – Prunières – Savines
4. Cime de la Bonette
(156/122 Kilometer, 2.622/2.022 Höhenmeter, maximal 16 Prozent
Steigung)
Savines – le Sauze – Ubaye – le Lauzet–Ubaye – Barcelonnette – Jausiers – Col de Restefond – Cime de la Bonette (2.802 Meter) – zurück wie Anfahrt
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