Rennradtouren in Portugals MitteKlettern durch menschenleere Berglandschaften

Sven Bremer

 · 23.11.2024

In der Mitte: Ginster, Granit und Einsamkeit: auf der N232 durch die Hochebene über Manteigas.
Foto: Witters / Frank Peters
Rennradtouren im Centro de Portugal, in Portugals Mitte, führen durch eine grandiose und fast menschenleere Berglandschaft. Wir sind vier Touren Probe gefahren.

Manchmal setze sich Paulo Coelho aufs Rennrad und fahre an die Algarve, “weil er frischen Fisch aus dem Meer essen will”, erklärt sein Kumpel Manuel, rollt mit den Augen und deutet mit Scheibenwischerbewegungen vor dem Gesicht an, was er davon hält. “Das ist doch verrückt, du hast ein Rennradparadies direkt vor der Haustür und dann fährst du so weit weg”, sagt Manuel und schaut mit herausforderndem Blick zu Paulo hinüber. Der lächelt nur still. Der Mann ruht – auch im Sattel – in sich, und es scheint ihm ziemlich egal zu sein, was Manuel von seinen Touren ans Meer hält. Und nein, bei Paulo Coelho handelt es sich nicht um den berühmten Schriftsteller, aber er trägt den gleichen Namen.

Man muss das mit den Ausflügen an die Algarve vielleicht noch ein bisschen genauer erklären. Denn Paulo startet seine Touren in der Serra da Estrela, mitten in Portugal; von dort sind es gut 500 Kilometer bis zum Atlantik. Er fährt mehr oder minder am Stück, gerne nachts, wenn die Straßen frei sind und es nicht so heiß ist. Aber 500 Kilometer, nur um frischen Fisch zu essen? So verrückt kann man doch nicht sein!

Einsames Centro: Auf den Straßen durch die Serra da Estrela begegnet einem über Stunden keine Menschenseele.Foto: Witters / Frank PetersEinsames Centro: Auf den Straßen durch die Serra da Estrela begegnet einem über Stunden keine Menschenseele.

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Hinter seinen randlosen Brillengläsern sieht man Paulos Augen funkeln. “Das stimmt schon, auch für mich gibt es eigentlich kein schöneres Rennradrevier als die Serra da Estrela. Aber manchmal musst du einfach mal ausbrechen. Wie heißt es so schön: Der Weg ist das Ziel, und wenn du an dich glaubst, dann kannst du auch mal über dein Limit gehen.” Und der Fisch an der Algarve, erklärt er mit Genießermiene, der sei wirklich gut.

Für mich gibt es eigentlich kein schöneres Rennradrevier als die Serra da Estrela. Aber man muss auch mal ausbrechen. - Paulo Coelho

Rennradtour Portugal: Über das Limit hinausgehen

Das mit dem Limit und darüber hinausgehen, das kann man auch in der Serra da Estrela. Denn die Routen rund um den Torre, den mit 1993 Metern höchsten Gipfel des portugiesischen Festlands, sind traumschön – und wirklich herausfordernd. Gleich auf der ersten Runde durch die Serra sind die Anstiege so steil, dass ich ständig die kleinste Übersetzung brauche. Ich bin froh, dass auf den Straßen so gut wie keine Autos unterwegs sind, so kann ich wenigstens im Zickzack fahren und die brutale Steigung ein wenig mildern. Paulo, der mich begleitet, scheint hingegen überhaupt kein Limit zu kennen. Während ich keuchend nach Luft schnappe, erzählt er mir an einer mindestens 15 Prozent steilen Rampe lächelnd etwas von seinen Zen-Momenten auf dem Rennrad.

Steiles Centro: Hinter dem Ort Famalicão stapeln sich muskelmordende Rampen.Foto: Witters / Frank PetersSteiles Centro: Hinter dem Ort Famalicão stapeln sich muskelmordende Rampen.

Jahrtausende alte Landschaften

“Wenn ich in der Serra da Estrela auf dem Rad sitze, dann komme ich ganz zu mir. Dann nehme ich die Landschaft mit allen Sinnen wahr und bin einfach nur glücklich.” Der Legende nach erhielt das “Sternengebirge” seinen Namen, weil ein junger Hirte sich einst von einem Stern auf den höchsten Gipfel leiten ließ. Er soll sich dort mit seinen Tieren niedergelassen und des Nachts Zwiesprache mit seinem Stern gehalten haben, dem hellsten und schönsten am Firmament. Ein König hörte davon und versprach dem Hirten gewaltige Reichtümer, wenn dieser ihm den Stern abtreten würde. Doch der Hirte lehnte ab, lebte lieber weiterhin in den einsamen Bergen mit seinem Stern als Freund und Begleiter. Längst ist der Hirte gestorben, doch der hellste aller Sterne soll allnächtlich zurückkehren und nach dem Hirten suchen. So die Legende.

Hirten ziehen immer noch mit ihren Schafen und Ziegen durch die Serra da Estrela, die 2020 von der UNESCO als Welt-Geopark ausgezeichnet wurde. Eine Landschaft, geformt vor mehr als zehntausend Jahren von den Gletschern der jüngsten Eiszeit; die Gletscher schoben gewaltige Steinmassen vor sich her und schliffen die Berge rund. Als das Eis schmolz, blieben Abertausende Granitblöcke liegen, die die Gletscher mitgeführt und rund geschliffen hatten. Diese Findlinge prägen heute das Antlitz der Serra. Sie sehen aus, als hätten Riesen sie bei einem wilden, archaischen Spiel durch die Luft gekullert oder geschleudert. Mal sind sie nicht größer als ein Mensch, mal erreichen sie die Ausmaße eines Hochhauses.

Seh-Fahrt: Immer wieder öffnen sich in der Serra da Estrela Ausblicke über die weite Landschaft.Foto: Witters / Frank PetersSeh-Fahrt: Immer wieder öffnen sich in der Serra da Estrela Ausblicke über die weite Landschaft.

Hochfahren verboten

“Schau mal hier”, ruft Paulo Coelho mir zu, “der Stein sieht doch aus wie ein Löwe, der hier wie ein Nashorn und dieser dort wie ein Kaninchen.” Und er klärt mich auf, dass sein Nachname, ins Deutsche übersetzt, “Kaninchen” bedeute. Es ist Juni, und wie jedes Jahr um diese Zeit werden die Granitblöcke vom Gelb des blühenden Ginsters umfasst. Aus dem Blütenmeer funkeln die eigentlich grauen Blöcke wie riesige Goldstücke, denn die Morgensonne lässt die Quarzkristalle im Granit wundervoll glitzern.

Sosehr die Oberschenkel auch brennen mögen, diese Landschaft entschädigt für alle Strapazen. Trotzdem bin ich anderntags noch platt von der Runde durch den nördlichen Teil des Naturparks. Und entscheide mich deshalb für die einfachste von drei möglichen Anfahrten zum 1993 Meter hohen Torre. Südlich meines Standorts Manteigas führt eine Straße durch das Vale Glaciar do Zêzere, das mit 13 Kilometern längste Gletschertal in Europa, zum Torre. Aber nach ein paar Kilometern stehe ich vor einem Verkehrsschild: Die Auffahrt ist für Radfahrer verboten, anscheinend weil Felsbrocken von den Hängen auf die Straße gekracht sind.

Radler dürfen zwar vom Torre kommend noch die Straße nach Manteigas hinunterrauschen, aber nicht mehr hinaufklettern. Also heißt es umdisponieren und, statt direkt nach Süden auf den Torre zu klettern, sich erst einmal nach Norden zu wenden, um dann in einem weiten Bogen nach Westen und zum Schluss nach Süden den Gipfel zu erreichen. Bergauf geht es aber auch bei dieser Variante sofort hinter Manteigas, wo neun Kehren rund 750 Höhenmeter überwinden. Zunächst klettere ich durch dichte Mischwälder, in denen sich neben Wildschweinen auch Wölfe herumtreiben sollen.

Rennradtour Portugal: Hinauf zum Dach der Welt

In den höheren Lagen wächst in der kargen Steinwüste neben dem allgegenwärtigen Ginster viel Heidekraut. Eidechsen sonnen sich auf den Felsen, am Himmel kreisen zwei Raubvögel. Von dem kleinen Sträßchen aus, das sich entlang einer Bergflanke nach Westen hangelt, ist der nächstgelegene Ort Sabugueiro noch nicht zu sehen, dafür blickt man kilometerweit nach Norden, später nach Westen in die Ebene. Hinter dem verschlafenen, auf rund 1050 Meter Höhe liegenden Sabugueiro, das sich selbst fälschlicherweise als höchstgelegenes Dorf Portugals bezeichnet, warten fast tausend Höhenmeter durch eine archaische, alpin anmutende Berglandschaft bis hinauf zum Torre.

Im Felsenreich: Steinerne Landmarken auf dem Weg zum Torre in der Serra da Estrela.Foto: Witters / Frank PetersIm Felsenreich: Steinerne Landmarken auf dem Weg zum Torre in der Serra da Estrela.

Für die Einheimischen ist dieser Berg das “Dach der Welt”; unterhalb des Gipfels finden im Winter sogar Skifahrer auf der einzigen halbwegs ernst zu nehmenden Piste Portugals ihr Vergnügen. Im Sommer ist der Torre eher ein vergessener, etwas trostloser Ort. Ein kahler Gipfel mit einem breiten Asphaltrondell, zwei Türme von anachronistisch anmutenden Radarstationen, ein paar Souvenirläden, vor denen vereinzelte Saisonkräfte herumlungern und gelangweilt auf ihren Handys klimpern. Ihre Schaffelle, Hüte, Wurstwaren und bunte Keramik scheinen eher Ladenhüter zu sein.

Auf in die Serra do Açor

Nach zwei Routen durch die Serra da Estrela ziehe ich weiter in die Serra do Açor, die ich als deren kleine Schwester bezeichnen würde. Dort geht es nicht ganz so hoch hinaus wie im Sternengebirge, die Landschaft ist vielleicht auch etwas weniger spektakulär, aber auf keiner der beiden Touren habe ich die Entscheidung für das Açor-Gebirge bereut. Und nicht selten, wenn ich den Blick gen Norden wendete, sah ich in der Ferne den Torre aus den Wolken lugen.

In der Quinta da Palmeira, einem hübschen Landhotel im kleinen Ort Cerdeira, treffe ich António Queiroz, um mir ein paar Tipps für meine Touren durch die Serra do Açor zu holen. António hat umgesattelt: Einst hat er als Zahnarzt gearbeitet, inzwischen organisiert er Rennradtouren in der Region. “Weißt du, was uns die Leute fragen, wenn sie die Routen abgefahren sind?”, fragt mich António. Er lacht und gibt die Antwort gleich selbst: “Sie fragen uns doch tatsächlich ob wir die Straßen extra wegen ihnen für den Autoverkehr gesperrt haben.” Die Frage mag doof klingen – oder zumindest naiv –, aber man kann sie auch ein wenig verstehen so einsam wie die Gegend ist.

Hell und bunt: Ein Örtchen hübscher als das andere: in Pisão bei Cerdeira.Foto: Witters / Frank PetersHell und bunt: Ein Örtchen hübscher als das andere: in Pisão bei Cerdeira.

Rennradtour Portugal: Menschenleere in der Mitte

Mitten in Portugal, im Centro, pulsiert nicht etwa das Leben, es scheint zum Stillstand gekommen zu sein. “Für die Rennradfahrer ist es natürlich etwas durch und durch Positives, so wenig Verkehr zu haben”, sagt António, “aber grundsätzlich ist es ein Riesenproblem und eine gewaltige Herausforderung für ganz Portugal, dass die Menschen von hier abwandern.” In Cerdeira, dem Ausgangspunkt für meine Touren in die Serra do Açor, scheint die Dorfgemeinschaft noch zu funktionieren.

Wenn man aber mal genauer hinhört oder hinschaut, sind beim Dorffest, selbst bei den traditionellen und rituellen Tänzen über brennende Kräuter, sehr viele zugezogene Briten, Deutsche, Schweizer und Skandinavier zugegen. Schon am zweiten Tag in Cerdeira werde ich beispielsweise von Andrew angesprochen. Der Brite will wissen, ob ich mir hier ein Haus gekauft hätte und ob wir jetzt neue Nachbarn seien. Ich muss ihn enttäuschen und erkläre ihm, dass ich zum Rennradfahren hergekommen sei. Es folgt eine Kombination von F-Wörtern und die Frage, ob ich denn komplett irre sei. Ja, sagt Andrew, die Landschaft sei “really marvelous”, also wirklich großartig, aber er würde es doch vorziehen, mit dem Auto die Gegend zu erkunden, und zeigt stolz auf sein monströses SUV in der Einfahrt. Andrew wiegt geschätzte 120 Kilogramm und Bewegung würde ihm sicher guttun.

Tourismusperspektive im ländlichen Raum Portugals

Aber ich weiß schon, was er meint. Ich bin jedenfalls froh, dass ich nicht mehr Paulo hinterherhecheln muss und insbesondere bergauf mein eigenes Tempo fahren kann. Denn die Anstiege haben es auch in der Serra do Açor in sich. Immer wieder muss ich aus den tief eingeschnittenen und bewaldeten Tälern kurz hinaufklettern auf einen der namenlosen Pässe, die über die kargen Berge führen. Die Rettung der Dörfer im Zentrum Portugals stellt inzwischen sogar einen Teil des EU-Programms mit dem Namen “rural revival” dar, das dem ländlichen Raum auch durch den Tourismus eine Perspektive bieten und die Entvölkerung aufhalten soll. Die finanziellen Mittel dafür sind jedoch eher bescheiden. Das meiste Geld fließt in die Restaurierung der traditionellen Schieferdörfer, der sogenannten “Aldeias do Xisto”.

Baugeschichte: Die traditionellen Schieferdörfer im Zentrum Portugals werden mithilfe von EU-Geld herausgeputzt.Foto: Witters / Frank PetersBaugeschichte: Die traditionellen Schieferdörfer im Zentrum Portugals werden mithilfe von EU-Geld herausgeputzt.

Während in der Serra da Estrela die hellgrauen Granitsteine das traditionelle Baumaterial für die typischen Häuser der Region sind, ist es in der Serra do Açor der dunkle Schiefer, der das Bild der historischen Gebäude prägt. Fajão ist eines dieser Bilderbuchdörfer, bei denen die EU-Hilfe offensichtlich Wirkung gezeigt hat.

Im Restaurant O Pascoal bekomme ich kaum noch einen Platz. Der Wirt empfiehlt die regionale Spezialität Chanfana, ein in Kräutern und Rotwein mariniertes Ziegenfleisch, aber ich entscheide mich für die Forelle – und muss dabei an Paulo Coelho denken, der für frischen Fisch aus dem Atlantik mal eben 500 Kilometer abreißt. Ich habe an vier Tagen in den Serras in Portugals Mitte gerade einmal 400 Kilometer geschafft. Anstrengende, aber auch grandiose 400 Kilometer. Aber ich könnte mit Paulo wetten, dass mir die Forelle genauso gut mundet wie ihm sein Fisch an der Algarve.



Infos zur Rennradtour Portugal

Anreise

  • Auto: Von Frankfurt bis ins Centro de Portugal sind es rund 2.100 Kilometer. Die beste Route führt via Orleans und Bordeaux quer durch Frankreich und schließlich über San Sebastián im Baskenland sowie über Valladolid und Salamanca in Spanien ins Zentrum Portugals. Zu den Benzinkosten kommen für Hin- und Rückfahrt zusammen rund 150 Euro Maut hinzu.
  • Flug: Mehrere Gesellschaften fliegen Lissabon direkt von Deutschland aus an. Wer rechtzeitig bucht, fliegt schon für unter 300 Euro hin und zurück. Von Lissabon bis nach Manteigas, unserem Standort in der Serra da Estrela, sind es rund 300 Kilometer.
  • Bahn: Nicht zu empfehlen, kompliziert und langwierig: mindestens 40 Stunden und fünf Umstiege, erst recht, wenn man das eigene Rennrad mitnehmen möchte, was manche Züge ausschließt.

Zeitzone

In Portugal gilt westeuropäische Zeit. Die Uhr muss um eine Stunde zurückgestellt werden.

Beste Reisezeit

Die beste Zeit für Rennradtouren in der Região Centro sind Mai, Juni sowie September und Oktober. Das Klima in der Serra da Estrela unterscheidet sich von dem an der Küste, da sich der Atlantikeinfluss im Landesinneren kaum bemerkbar macht. Die Sommer sind trocken und warm, aber nicht so brüllend heiß wie beispielsweise im südlicher gelegenen Alentejo. Der meiste Niederschlag fällt von November bis März, die Schneegrenze im Winter liegt bei rund 1.000 Meter Höhe.

Nicht verpassen!

Granfondo

Seit knapp zehn Jahren findet in der Region Ende Juni der Granfondo Serra da Estrela statt. Wer die 154 Kilometer lange Strecke mit Start und Ziel in Manteigas durch das Zentralgebirge in Angriff nimmt, muss 4200 Höhenmeter bewältigen, die Strecke des “Mediofondo” hält immer noch 2800 Höhenmeter bereit.

Historischer Horchposten: Radarturm am TorreFoto: Witters / Frank PetersHistorischer Horchposten: Radarturm am Torre

Historische Dörfer

Klassische Sehenswürdigkeiten findet man kaum in der abgelegenen Region. Unsere Touren führen aber durch einige der historischen Schieferdörfer (Aldeias do Xisto) wie Podão, Benfeita, Vila Cova de Alva oder Fajão. Wer nicht mit klassischen Rennradschuhen, sondern MTB-Schuhen unterwegs ist, kann ein wenig durch die Gassen dieser Dörfer bummeln.

Essen und Trinken

Die Spezialität in der Serra da Estrela ist der Queijo da Serra, ein Schafskäse, der je nach Lagerzeit in allen erdenklichen Konsistenzen von cremig bis knüppelhart serviert wird. Recht streng im Geschmack, hergestellt nur aus Schafsmilch, Salz und dem Lab einer Distelart, genießt man ihn am besten mit etwas Süßem, etwa einer Feigenkonfitüre. Ansonsten bestimmen deftige Fleisch- und Eintopfgerichte die Speisekarten der Bergregion. Darauf stehen Zicklein (cabrito), Wildschwein (javalí), Spanferkel (leitão à bairrada), Kaninchen (coelho), Eintöpfe wie die Feijoca à Senhora do Monte mit Bohnen und Fleisch sowie Wurstspezialitäten wie Farinheiras und Morcelas.

In der kargen Serra gedeiht kein Wein, in den Hügeln rund um Cerdeira wachsen Trauben, aus denen ein einfacher Landwein gekeltert wird. In fast jeder Bar bekommt man während der Radtouren leckere Teilchen und so gut wie immer für kleines Geld einen Toast mit Käse und Kochschinken (tosta mista). Die Preise in den Bars der dünn besiedelten Region sind sehr günstig: Ein Espresso kostet oft weniger als einen Euro und auch das Feierabend Sagres oder Superbock ist oft für unter 1,50 Euro (0,33 Liter) zu bekommen.

Gepflegt über Kopfsteinpflaster: im Zentrum von SabugueiroFoto: Witters / Frank PetersGepflegt über Kopfsteinpflaster: im Zentrum von Sabugueiro

Unterkunft

Manteigas

Vila Galé Serra da Estrel: Etwas außerhalb von Manteigas gelegenes, modernes Viersternehotel mit Pool, Fitnessabteilung, Sauna und Spa. Doppelzimmer mit Frühstück ab 150 Euro.

Cerdeira

Quinta da Palmeira: Sehr empfehlenswertes Landhotel, geführt von einer Portugiesin und einem Niederländer. Moderne, gemütliche Zimmer, gutes Essen, Pool und Spa. Doppelzimmer mit Frühstück ab 120 Euro.

Radservice

Seia

Serra da Estrela Cycling Center: Radladen mit Rennradverleih. Wilier-Räder kosten beispielsweise für fünf Tage je nach Ausstattung zwischen 133 und 158 Euro.

Infos

  • Offizielle Tourismusportale von Portugal, Centro de Portugal (beide auf Deutsch): visitportugal.com; centerofportugal.com
  • Veranstalter von Wander- und Radreisen in Portugal: portugal-a2z.com

Karte

“Centro Portugal”, 1:250.000, Turinta-Verlag 2010; 10,90 Euro, erhältlich etwa bei freytagberndt.de


Tourencharakteristik

Die Straße von Manteigas in Richtung Westen, die N232, dürfte eine der kurvenreichsten Straßen ganz Europas sein. Zum Abfahren ein Traum, wer hinaufklettert, der leidet definitiv. Die Serra da Estrela ist ein Revier für Kletterziegen und Bergflöhe; alle anderen sollten auf die richtige Übersetzung für die langen Anstiege und die zum Teil brutal steilen Rampen achten. Der Straßenbelag ist überwiegend gut, in Ortsdurchfahrten wird man allerdings häufig auf historischem Kopfsteinpflaster durchgeschüttelt.

Felsenflitzer: Straße hinter Folgosinho mit den so typischen Granitfelsen in der Serra da Estrela.Foto: Witters / Frank PetersFelsenflitzer: Straße hinter Folgosinho mit den so typischen Granitfelsen in der Serra da Estrela.

Die zumeist kahlen Gipfel der Serra do Açor sind oft nur halb so hoch wie der Torre in der Serra da Estrela, aber wer glaubt, es sei dort weniger anstrengend, irrt gewaltig: Im ständigen Auf und Ab kommen sogar mehr Höhenmeter zusammen als rund um den Torre. Bisweilen ist man auf handtuchbreiten Sträßchen unterwegs, viele davon top in Schuss, einige wenige sind aber echte Rumpelpisten. Das größte Plus der Region – insbesondere in der Serra do Açor – außer der fantastischen Landschaft: Bisweilen begegnet einem über Stunden nicht ein einziges Auto.

Zur Orientierung in Portugal

Die Serra da Estrela (Sternengebirge), knapp 300 Kilometer nordöstlich von Lissabon gelegen, ist der westlichste Teil des Iberischen Scheidegebirges und gehört zur Região (Region) Centro und dort zur Subregion Beiras e Serra da Estrela, die im Osten an die Extremadura und damit an Spanien grenzt. Der bereits 1976 eingerichtete Parque Natural da Serra da Estrela erstreckt sich über eine Fläche von 1000 Quadratkilometern und ist damit Portugals größtes Schutzgebiet.

Höchster Gipfel der Serra da Estrela ist der 1993 Meter hohe Torre, die höchste Erhebung auf dem portugiesischen Festland (höchster Berg Portugals ist der 2351 Meter hohe Ponta do Pico auf der Azoreninsel Pico). Südlich der Serra da Estrela erstreckt sich die Serra do Açor mit Gipfeln, die zumeist nur rund tausend Meter in den Himmel ragen. Auch Teile dieser einsamen und dünn besiedelten Berglandschaft stehen unter Naturschutz.


Rennradtour Portugal: Die vier Touren im Detail

Tour 1: Einsam, einsamer, Serra do Açor

Tour 1: Einsam, einsamer, Serra do AçorFoto: Anner GrafikTour 1: Einsam, einsamer, Serra do Açor

86 Kilometer | 2300 Höhenmeter | max. 16 % Steigung

Von Cerdeira via Côja im Auf und Ab nach Folques, wo ein längerer, im Schnitt sieben Prozent steiler Anstieg beginnt. Vorbei am alten Forsthaus Selada das Eiras ins Schieferdorf Fajão, wo man im Restaurant O Pascoal wunderbare regionale Gerichte genießen kann. Obwohl es so lecker ist, sollte man sich mäßigen, denn nach dem Mittagessen warten noch drei Anstiege hinauf auf jeweils rund 1000 Meter Höhe. Nach etwas mehr als 70 Kilometern durch die beinahe menschenleere Serra do Açor ist der letzte Pass dieser Runde erreicht und es folgt nur noch die rauschende, rund 13 Kilometer lange Abfahrt zurück nach Cerdeira.

Tour 2: Schieferdörfer und kahle Gipfel

Tour 2: Schieferdörfer und kahle GipfelFoto: Anner GrafikTour 2: Schieferdörfer und kahle Gipfel

103 Kilometer | 2100 Höhenmeter | max. 15 % Steigung

Von Cerdeira nach Côja, von wo eine mäßig befahrene Landstraße durch das Tal des Rio Alva führt, ehe hinter Vide ein winziges Sträßchen abzweigt und nach Piódão klettert, dem berühmtesten der historischen Schieferdörfer. Vom namenlosen Pass hinter dem Ort hat man einen grandiosen Rundumblick auf die kahlen Gipfel der Serra do Açor. Wieder hinunter auf rund 600 Meter Höhe, um den letzten Anstieg des Tages auf noch einmal knapp über 1000 Meter zu bewältigen. Nach 87 Kilometern verlassen wir die N344, die direkt zurück nach Cerdeira führt, für einen hübschen Umweg. Wir zweigen ab auf eine Straße nach Benfeita, auf der man für rund zwei Kilometer über Kopfsteinpflaster rumpelt. Die letzten paar Kilometer zurück nach Cerdeira geht es auf einer bestens ausgebauten Landstraße dann überwiegend bergab.

Tour 3: Gletschertal und Fernblicke

Tour 3: Gletschertal und FernblickeFoto: Anner GrafikTour 3: Gletschertal und Fernblicke

74 Kilometer | 1900 Höhenmeter | max. 13 % Steigung

Weil bei unserem Besuch im Sommer 2024 die Auffahrt zum Torre durchs Vale Glaciar do Zêzere nach einem Erdrutsch für Radfahrer gesperrt war, mussten wir umplanen und die vielen Kehren auf der N232 hinaufklettern, zunächst durch dichten Mischwald und später vor Sabugueiro mit grandioser Fernsicht in Richtung Atlantik. Hinter dem verschlafenen Bergdorf folgen knapp 20 Kilometer bergauf durch eine atemberaubende Hochgebirgslandschaft bis zum Torre und die Abfahrt durch das Tal des Zêzere-Gletschers – denn die war im Gegensatz zur Auffahrt für Radfahrer nicht gesperrt.

Tour 4: Monsteranstiege und Monsterfelsen

Tour 4: Monsteranstiege und MonsterfelsenFoto: Anner GrafikTour 4: Monsteranstiege und Monsterfelsen

89 Kilometer | 2000 Höhenmeter | max. 18 % Steigung

Von Manteigas führen die ersten Kilometer leicht bergab durch das Tal des Rio Zêzere, ehe in Valhelhas ein Sträßchen abzweigt, das sich hinter Famalicão als ein Monster erweist, weil die Straße in längeren Rampen mit bis zu 18 Prozent ansteigt. Vor Videmonte das gleiche Kletterspiel, ehe man hinunterrauscht ins Tal und am besten in Linhares (1,5 km südlich der Route) eine Pause einlegt. Denn hinter Folgosinho geht die Kletterei weiter. Sie führt uns durch eine menschenleere und mit zunehmender Höhe fast baumlose, von Felsen durchsetzte Berglandschaft. Nach gut 80 Kilometern erreichen wir die kurvenreiche Straße N232 und genießen die Abfahrt hinab zum Startort Manteigas.

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