Jörg Wenzel
· 24.09.2022
Die beste Region, um die Rennradsaison zu verlängern? Wir haben fünf unserer Reiseautoren nach ihren Lieblingszielen für den Rennrad-Urlaub im Herbst gefragt.
Alpen im Herbst? Ja - wenn sie als schöne Kulisse für Touren zu ihren Füßen dienen! Dann ist sogar der erste Schnee auf den Gipfeln keine Spaßbremse. TOUR-Reiseautor Jörg Wenzel lebt in München, kennt das Alpenvorland von unzähligen Ausfahrten und genießt besonders den Herbst.
Der Spätherbst ist in Höhenlagen zwischen 500 und 700 Metern oft noch mild, die Luft klarer als im gewittrigen Sommer, und die Berge sind zum Greifen nah - jede Ausfahrt erscheint wie ein kurzer Rennrad-Urlaub im Herbst. Von München bis zum Alpenrand sind es 50 Kilometer, dazwischen ein Netz aus kleinen Straßen mit meist gutem Belag. Zuerst ist es topfeben, je weiter man nach Süden kommt, desto deutlicher wellt sich das Gelände, meist beschränken sich die Höhenunterschiede aber auf nur 60 bis 100 Meter. Wer mehr will, muss sich ein Stück in die Berge vortasten, in das Tal der Eng im Karwendel oder das der Valepp zum Spitzingsee.
Jede Ausfahrt vor meiner Haustür ist wie ein Kurzurlaub (Jörg Wenzel)
Oder man fährt wie das EM-Peloton zum Walchensee - wobei ich wegen des Verkehrs auf der Kesselbergstraße lieber die Jachenau (Tal der Jachen) hinauffahre und den Kesselberg hinab. Man sollte aber den Wetterbericht studieren! Ich konnte einmal Mitte Oktober bei Sonnenschein noch in kurzen Hosen und kurzärmeligem Trikot durch die Valepp fahren - am nächsten Tag brach der Winter ein, mit einem halben Meter Schnee in den Bergen. Aber im herbstlich gestimmten Vorland konnte ich noch Wochen später meine Runden drehen. So wie jetzt gleich: Die Sonne scheint aus einem bayerischen Bilderbuchhimmel, mittelblau, mit Wolken weiß getupft. Ich muss aufs Rad ...
Das Gasthaus Holzheu und sein kleiner, schattiger Biergarten liegen 35 Kilometer südlich von München im Weiler Harmating. Dort kehren vorwiegend Menschen aus den umliegenden Orten ein. Regionale Küche, selbstgemachte Kuchen, guter Kaffee. (Noch) ein Geheimtipp.
Einkehr Sachenbach (www.sachenbacher-walchensee.de) am ruhigen Nordufer des Walchensees tischt Brotzeiten mit Bauernbrot und hausgemachte Kuchen auf; Milch, Butter oder Quark stammen aus der eigenen Milchküche. Und den fantastischen Ausblick auf See und Berge gibt’s umsonst.
Tourismusamt München Telefon 0049/(0)89/2300180
Für Sparfüchse: Der Campingplatz München-Thalkirchen (089/7231707, campingplatz-thalkirchen.de) liegt am südlichen Stadtrand ruhig an der Isar; ideal für Touren in den Süden, trotzdem sind es nur wenige U-Bahn-Stationen bis zur Stadtmitte. Preiswert ist es obendrein: Zwei Camper plus Auto zahlen nur wenig mehr als 20 Euro pro Nacht.
Unsere vier Touren für den Rennrad-Urlaub im Herbst, die von München starten, bilden ein möglichst großes Landschaftsspektrum ab: Eine flache führt zum Kloster Andechs, eine kurze zum Starnberger See, eine knapp 160 Kilometer lange Runde in die Berge zum Walchensee und eine abwechslungsreiche ins Tal der Mangfall, wo 16-prozentige Rampen warten. Zudem gibt es vier Touren im nahegelegenen Pfaffenwinkel - nach Peißenberg, das drei der vier Touren passieren, fährt der Zug von München eine Stunde (einmal umsteigen).
Für Fahrten nach Süden ist in München der Haupttreffpunkt der Perlacher Forst, Säbener Platz am Nordeingang. Wochentags nachmittags, am Wochenende ab frühmorgens trifft man dort Gleichgesinnte. Für Touren in den Südwesten eignet sich als Start der Parkplatz “Link Geräumt” am Forstenrieder Park. Die Facebook-Gruppe Rennradln München Tour (auch bei Strava zu finden) ist die größte Rennradler-Community in München, in der jeder eine passende Gruppe findet - Durchschnittstempo angeben, die Distanz und ob man Pausen einplanen möchte!
Sanfte Hügel, Pinien wie gemalt, die Städte und Dörfer voller Kultur und Geschichte: TOUR-Reiseautorin Christiane Bertelsmann hat sich vor vielen Jahren auf den ersten Blick in die Südtoskana verliebt - und besucht sie immer wieder, besonders im Herbst, wenn die Region zur Ruhe kommt.
Sanfte, von Olivenbäumen und Pinien bestandene Hügel sind für die Toskana charakteristisch, ebenso Äcker und Weinberge - auch für ihren südlichen Teil. Dorthin fahre ich am liebsten, weil es etwas ruhiger zugeht als in und um die Touristen-Magneten Florenz oder San Gimignano. Und weil der Monte Amiata, ein 1738 Meter hoher ehemaliger Vulkan mit grünen Hängen, Rennradler fast schon dazu zwingt, einmal auf seinen Gipfel zu klettern. Der Amiata ist eine Lavakuppel, die sich gut sichtbar als höchste Erhebung der Region aus den Hügeln reckt. Heiße Quellen in der Nähe weisen noch heute auf den vulkanischen Ursprung hin.
Aber auch ohne den Amiata wird es auf keiner Tour langweilig. So viele Höhenmeter wie dort habe ich nach wenigen Kilometern selten auf der Uhr. Höchstens auf dem Weg zum Meer, durch das ehemalige Sumpfgebiet der Maremma, laden ein paar flachere Abschnitte zum Tempobolzen ein. Sonst fordert die südliche Toskana Radler mit ständigem Auf und Ab. Ein Hügel folgt auf den anderen. Da summieren sich auf einer 100 Kilometer langen Runde schnell 1500 bis mehr als 2000 Höhenmeter.
Als schöne Verschnaufpausen empfehle ich den Besuch der Etruskerstädtchen Pitigliano, Sovana und Sorano - angesichts ihrer mittelalterlichen Stadtkerne frage ich mich immer, ob Zeitreisen nicht doch möglich sind. Aber selbst deren Eintritt kostet Schweißtropfen, weil sie alle hoch oben auf Tuffsteinfelsen hocken - da ist es schon gut, dass im Herbst die Temperaturen tagsüber nur noch um die 20 Grad pendeln. Schon deshalb bin ich besonders gerne in dieser Jahreszeit in der Südtoskana.
Dann ist die Luft klarer und frischer, die meisten Urlauber sind abgereist, die Felder abgeerntet. Und ich kann an den heißen Quellen in Saturnia, den frei zugänglichen Cascate del Mulino, einen Badestopp einlegen, ohne von der Sommersonne verbrannt zu werden. Ein Bad in den runden Natur-Pools, sogenannte Sinterbecken, in die sich 37 Grad heißes Thermalwasser ergießt, ist nach ein paar Tagen und mehreren Tausend Höhenmetern herrlich entspannend. Südtoskana: Für mich immer wieder - und seit einem Jahr lerne ich sogar Italienisch.
Die Fahrt mit Vintage-Rennern rund um den Lago di Bolsena findet jedes Jahr im September statt, mit Strecken von 54, 80, 105 und 130 Kilometern.
Info: www.lacarrareccia.it
Das Il Barilotto in Santa Fiora, dem Ausgangsort von vier unserer Touren für diesen Rennrad-Urlaub im Herbst, serviert authentische Amiata-Küche: Bistecca alla Fiorentina, ein Beefsteak, das ohne Fett und Salz auf den Holzkohlengrill gelegt wird. Auch Vegetarier finden leckere Alternativen, zum Beispiel den Ribollita-Eintopf aus weißen Bohnen, Brot und Gemüse oder Panzanella, ein Salat mit Brot und Tomaten. Einfach köstlich!
www.visittuscany.com (offizielle Webseite der Region Toskana)
Vier unserer acht Touren für diesen Rennrad-Urlaub im Herbst starten im südlich des Monte Amiata gelegenen Santa Fiora und erstrecken sich von Montalcino im Norden bis ins Etruskerstädtchen Pitigliano im Süden, in dem zwei weitere Touren beginnen. Zudem: Zwei Touren weiter im Landesinneren erschließen die Region am Lago di Bolsena. Von 52 bis 125 Kilometer ist alles dabei, die Anstiege summieren sich von 1100 bis 2200 Höhenmeter.
Die Abruzzen im Süden Italiens sind ein Terrain, wie gemacht für TOUR-Reiseautor Jörg Spaniol - der schätzt das stille, vielseitige Revier mit grandiosen Landschaften besonders im Herbst.
Dass die Abruzzen kein Sommerziel sind, verrät der Blick auf die Karte: Das Revier liegt auf dem Breitengrad von Rom, die Sonne brennt gnadenlos - auch 1000 Meter über dem Meer. Für mich hat der Herbst aber auch ästhetische Vorteile: Die Luft ist klarer als im Frühjahr, die Fernsicht besser. Außerdem passen die Farben der vertrockneten Hänge und das bunte Laub wunderbar zu dieser weiten, einsamen Berglandschaft. Die spektakuläre Hochebene des Campo Imperatore, baumlos und steppenartig auf etwa 1600 Metern Höhe, wirkt in den Herbstfarben noch entrückter als im Frühsommer. Zwei Drittel der Region nimmt das zum Apennin gehörende Gebirge ein, in dem drei Nationalparks liegen: der Gran Sasso im Norden, südlich davon die Maiella und ganz im Süden der Abruzzesische Nationalpark. Im Gran-Sasso-Massiv liegt auch der höchste Berg der Abruzzen, der 2912 Meter hohe Corno Grande.
Ein Rennrad-Urlaub im Herbst in den Abruzzen ist wie das Eindringen in eine vergessene Welt. Die Menschen nehmen sich Zeit, sitzen etwa auf der Piazza in Anversa, dem Startort einer meiner Touren, beim Espresso. Zielstrebig geht es für mich von dort aus bergwärts. Bald wird es so ruhig, dass man ausdiskutieren kann, warum auch diese Strecke die grüne Markierung als attraktive Route auf der Straßenkarte verdient hat. Ist es eher wegen der zackigen Gipfelsilhouetten im Norden oder doch wegen der eleganten Straßenverläufe in karger, graugrüner Landschaft?
Am Aufstieg auf den Campo Imperatore wacht das Bergdorf Castel del Monte wie eine Trutzburg auf einem Hügel. Es war im Hollywood-Film “The American” das abgelegene Dorf, in das sich der von George Clooney gespielte Killer zurückzog - eine plausible Wahl, denn ab dort wird es im Herbst richtig einsam. Eine Straße durchquert die Hochebene, die bei Sonnenschein faszinierend ist, bei drohendem Wetterumschwung aber gefährlich abgelegen - es sind fast 50 Kilometer zum nächsten Dorf. Bilder kommen mir in den Sinn, von skandinavischer Tundra, vom Wilden Westen. Zurück in Sulmona, meinem Standort für Rennradtouren in der Region, stoppe ich an einer Gelateria. Einen doppelten Espresso, bitte. Dann ein Eis. Dann ein Hörnchen, gereicht mit einem verstehenden Lächeln. Ach, Italien ...
Auf Tour 3 (alle Touren zum Download) durch das Maiella-Gebirge erwies sich das Albergo Parco della Maiella in Sant’Eufemia, das einzige geöffnete Restaurant der Gegend, als Volltreffer. Die Besitzerin berät und kocht selbst, unter anderem hausgemachte Pasta. Lecker und preiswert.
Nach harten Etappen brauchen die Beine einen Ruhetag. Unser Tipp: Bis Ende Oktober ist das Meer um Pescara noch warm genug zum Baden - und die Urlauber, die im Sommer die Küste verstopfen, sind längst abgereist.
Ufficio Turistico Comunale di Sulmona, Telefon 0039/0864/210216
Info: www.comune.sulmona.aq.it
(dort im “Menu” unter ”Turismo”) Das städtische Fremdenverkehrsamt hilft freundlich (auch auf Englisch) bei der Unterkunftssuche.
B&B Il Marchese del Grillo,
Das vermutlich stilvollste Bed & Breakfast der Stadt, im historischen Zentrum. Doppelzimmer mit Frühstück ab 90 Euro.
Drei unserer vier Touren für diesen Rennrad-Urlaub im Herbst zwischen 80 und 130 Kilometern knacken knapp die 2000-Höhenmeter-Marke, eine hat 1400 Meter. Der höchste Punkt liegt jenseits der 2000 Meter. Alle Runden enthalten lange, eher gleichmäßige Anstiege, häufig mit Flachstücken. Deutlich über 10 Prozent steil ist nur der Giro-Anstieg Richtung Blockhaus. Die Straßenbeläge sind gut bis befriedigend. Dazu gibt’s als Bonus die 150 Kilometer lange Sonntagsrunde des Radclubs in Sulmona, die im Nationalpark Sirente-Velino fast 1000 Höhenmeter am Stück aufwärts führt, mit Blick in die “Kleinen Dolomiten”.
TOUR-Reiseautor Sven Bremer zieht es immer wieder nach La Gomera - für die kleine, aber sehr bergige Kanaren-Insel passt seine Form im Oktober meist auch besser als im März.
Egal zu welcher Jahreszeit - ins Schwitzen komme ich auf La Gomera eigentlich immer. Das bleibt nicht aus auf der fast kreisrunden, vulkanisch entstandenen Insel, die nur 25 Kilometer im Durchmesser misst und deren höchster Gipfel, der Alto de Garajonay, mittendrin 1487 Meter in den Himmel ragt. Wer auf La Gomera flach fahren will, kann an der Westküste auf der Promenade im Valle Gran Rey ein paar Meter hin- und herrollen - das war’s.
Ansonsten ist La Gomera ein Kletterrevier, aber eines mit überwiegend moderaten Steigungen. Trotzdem kommen auf einer noch nicht einmal 80 Kilometer langen Tour locker 2500 Höhenmeter zusammen. Die Temperaturen an der Küste steigen im Sommer selten über 25 Grad, es sei denn, die Calima, ein heißer Wind aus der Sahara, weht herüber, dann kann es an die 40 Grad heiß werden. Das mag Badegäste nicht stören, zum Rennradfahren ist mir das definitiv zu heiß.
Wenn zu Hause schon die Langarmtrikots bereitliegen, kann ich auch La Gomera noch kurz-kurz fahren (Sven Bremer, TOUR-Reiseautor)
Auch der Winter hat seine Tücken: Der meiste Niederschlag fällt von November bis Januar. Deshalb, und weil mir im Frühjahr die Form für die langen Anstiege fehlt, liebe ich den Herbst. Start ist am Atlantik, dann geht’s rauf in die immergrünen Lorbeerwälder der Berge, die zum UNESCO-Welterbe zählen, runter an die Küste und wieder hinauf in die einsame Bergwelt, wo ein Hahnenschrei die Stille über dem Bergdorf durchbricht und mir im Herbst noch weniger Autos begegnen als sonst schon. Vor allem aber kann ich, wenn zu Hause die Langarmtrikots schon ganz oben auf dem Stapel liegen, auf La Gomera noch kurz-kurz fahren.
Die Straßen sind in einem super Zustand, der Belag ist fast überall glatt, der Verkehr überschaubar. Aber Vorsicht: In den oft nebelverhangenen Wäldern des Nationalparks kann es feucht und bisweilen auch rutschig sein, erst recht, wenn Blätter auf der Straße liegen. Heil, müde und zufrieden zurück im Valle Gran Rey an der Westküste, genieße ich am Meer den Sonnenuntergang und denke nicht im Traum an Langarmtrikots und lange Hosen.
Cicloturista Isla de La Gomera, alljährlich am ersten Samstag im Oktober (100 km/2800 Hm). Bergiger als manche Alpentour, dafür braucht man Spätform!
Info/Anmeldung: www.facebook.com/ClubCiclistaGomera
Leistungsfördernd ist es nicht, wenn noch rund 1500 Höhenmeter vor einem liegen, unterwegs (auf zwei unserer GPS-Touren im Nordosten) im Restaurant Los Mocanes in Tamargada einzukehren.
Aber verdammt verlockend! Die “Garbanzos compuestos”, ein deftiger Kichererbsen-Eintopf, sind eine kulinarische Offenbarung. Von der Terrasse genießt man die fantastische Aussicht und spült das Essen mit einem alkoholfreien “Dorada” hinunter.
Dafür gibt es dann abends vergleichsweise leichte Kost: Eine fangfrische gegrillte Seezunge, die kaum auf den Teller passt, an der Küste aber nur kleines Geld kostet, dazu ein Salat und die unvermeidlichen “Papas arrugadas” - runzelige, mit Schale in Salzwasser gekochte Kartoffeln mit rotem oder grünem Mojo (Soße).
Spanisches Fremdenverkehrsamt, www.spain.info/de
Außerdem: www.lagomera.travel/de (Website des Tourismusverbandes)
Zwei Touren starten an der Westküste, in La Puntilla, zwei im Osten, in der Hauptstadt San Sebastian. Die längste zählt 84 Kilometer - nur? Keine Sorge! 2600 Höhenmeter würzen diese Runde. Allein die mit 59 Kilometern kürzeste Runde bleibt mit “nur” 1600 Höhenmetern unter der Zweitausender-Marke.
Wo im Osten die Alpen Richtung Ungarn verebben, liegt in Niederösterreich die Bucklige Welt, eine Region, überzogen mit einem fein gewobenen Netz aus Nebenstraßen - für TOUR-Reiseautor Matthias Rotter der perfekte Ort zum genüsslichen Ausrollen am Ende der Saison.
Die Bucklige Welt im Osten Österreichs enthält alle Zutaten, die ein Herbstziel für mich ausmachen: mildes Klima, keine ewig langen Anstiege, schmale Nebenstraßen, auf denen man eher einem Bauern auf dem Traktor als Autos begegnet. Eine Art Ausrollen am Ende der Saison, in einer Landschaft, die aussieht, als hätte jemand das Allgäu und ein Mittelgebirge gemischt.
Im Gegensatz zum Allgäu findet man in der Buckligen Welt aber kaum Viehweiden, sondern vor allem Obstanbau: Äpfel und Birnen. Der zeigt an, dass die Temperaturen in Höhenlagen zwischen 400 und 900 Metern angenehm mild sind - und das bis in den Oktober hinein. Und auch wenn’s wie ein Klischee klingt: Der kulinarische Genuss gehört für mich in einer Region immer dazu. In der Buckligen Welt sind es die einzigartigen Hofwirtschaften, in denen die Bauern beim sogenannten Mostheurigen ihre Produkte auf den Tisch bringen: Wurst und Fleisch, Käse, Fisch oder Salate, Apfel- oder Birnenmost.
Dort lege ich auf einer Tour beim Rennrad-Urlaub im Herbst gerne mal eine Pause ein. Aber der Ausschank ist saisonal und nur an bestimmten Terminen erlaubt. Deshalb stets vorher die Heurigentermine checken, etwa auf www.mostheurige.at. Oder unterwegs schauen, ob ein Bund Reisig an der Hofeinfahrt baumelt; dann ist geöffnet. Damit bei all dem Genuss kein falscher Eindruck entsteht: In meinen Touren dürfen schon auch ein paar Höhenmeter vorkommen. Die stecken ja schon im Namen der “Welt”: bucklig. Im Rosaliengebirge, einem Höhenzug bei Wiener Neustadt, werfen sich die Alpen noch ein letztes Mal in Falten, bevor das Land eben in Richtung Ungarn ausläuft.
In den Hofwirtschaften, wo die Bauern beim Mostheurigen ihre Produkte auf den Tisch bringen, lege ich gerne mal eine Pause ein (Matthias Rotter, TOUR-Reiseautor)
Von Osten her, aus dem Flachland, fletschen die Buckel ihre Zähne besonders stark. Kaiserriegel, Reitriegel, Glanznriegel: In der Buckligen Welt staffeln sich Hügelketten hintereinander wie Wellen auf dem Ozean. “Zupfer” nennt man hier giftige Rampen, wohl, weil’s ordentlich in den Waden zupft. Wie zum Beispiel von Schwarzenbach nach Wiesmath hinauf, wo die Straße mit jedem Meter steiler wird, bis sich der Asphalt schließlich mit 15 Prozent aufbäumt. Auch der Anstieg zur Burg Forchtenstein, Wahrzeichen des Burgenlandes, hat es in sich, belohnt radelnde Eroberer aber mit einem Blick bis zum Neusiedlersee. Herrlich!
Mostheuriger Kornfell hat viermal im Jahr Heurigenbetrieb, letztmals 2022 die ersten beiden Oktoberwochen. Angeboten werden Produkte von Rind und Schwein vom eigenen Hof, aber auch fleischlose Gerichte.
Ein wiederaufgebauter Bauernhof aus dem 16. Jahrhundert, daneben das Gebäude des Bürgerspitals, ebenfalls aus jener Zeit, in dem eine Multimediaschau und anderes das Leben der bäuerlichen Bevölkerung seit dem 16. Jahrhundert zeigt.
Info: www.museum-krumbach.at
Wiener Alpen in Niederösterreich Tourismus, Telefon 0043/(0)2622/78960,
Info: www.wieneralpen.at
Verein Bucklige Welt – Regionalentwicklung, Telefon 0043/(0)2643/94111-30,
Info: www.buckligewelt.at
Unsere Touren bei diesem Rennrad-Urlaub im Herbst führen zum Semmering-Pass, ins Wechselgebirge oder zum Hutwisch, einem der höchsten Berge der Buckligen Welt. Sie sind zwischen 71 und 96 Kilometer lang und gespickt mit 1350 bis 1900 Höhenmetern. Da bleibt Zeit fürs Schauen oder gelegentliche Stopps in einer Hofwirtschaft.