Graveln in GroßbritannienLandleben in Yorkshire

Jörg Spaniol

 · 29.09.2025

Blick von Ravenscar auf die Robin Hood Bay
Foto: Jörg Spaniol
​​Steil rauf, steil runter, und dazwischen reichlich „Countryside“: Der Nationalpark „North York Moors“ in Großbritannien fordert die Beine mit unglaublichen Rampen und belohnt die Seele mit pittoresker Weite.

“Oh Mann, nicht schon wieder so ein Ding!” Christoph runzelt die Stirn und legt den Kopf leicht in den Nacken, um dem Straßenverlauf aufwärts folgen zu können. Irgendwo in Yorkshire, zwischen Westerdale und Rosedale, direkt neben einem Schild, das 25 Prozent Steigung ankündigt, hat der Spaß mal Pause. Die Schafe, die schon von uns weg und von der Fahrbahn getrottet waren, knabbern sich zurück an den Asphalt. Entwarnung: die bekloppten Touristen müssen kurz durchschnaufen. Sieht so aus, als hätten wir an den vorhergehenden Hügeln überzockt.

Yorkshire und insbesondere der küstennahe „North York Moors National Park“ sind unfassbar steil. Die Rampen fahren in die Beine wie ein Faustschlag auf den Oberschenkel. Wer das nicht demütig respektiert, muss leiden. Auch jetzt, am Ende einer Sommersaison mit vielen Tausend Höhenmetern, lässt sich das Auf und Ab zwischen den Moors oben und den Dales unten nicht einfach weg-kurbeln. Nicht mit Christophs 31/36-Untersetzung, nicht mit meinen 38 zu 44 Zähnen. Die Dales, also die Senken im Hochland, liegen etwa 100 Meter über dem Meer, die Moors oben sind selten mehr als 300 Meter hoch. Das sollte doch kein Problem sein? Doch, das kann es sein, und es wird noch härter kommen: Bis zur angeblich steilsten Straße Englands, dem „Rosedale Chimney“ mit bis zu 33 Prozent Steigung, fehlen noch etliche Kilometer und ein paar Winkelgrade.

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Die Zeit angehalten

Schafe sind im North York Moors National Park allgegenwärtig. Auch "Shaun" schaut gelegentlich vorbeiFoto: Jörg SpaniolSchafe sind im North York Moors National Park allgegenwärtig. Auch "Shaun" schaut gelegentlich vorbei

Doch Schmerz beiseite. Wir sind nicht hergekommen, um in einer Art mobiler Beinpresse gegen die Physik anzutreten. Die Kneterei ist unvermeidlicher Teil der Erfahrung, aber letztlich nur der Weg zum Ziel. Im Nationalpark-Revier geht es darum, in einer Landschaft unterwegs zu sein, die so rar und speziell ist, dass die britische Regierung 1952 beschloss, sie zu erhalten und – gegen den Widerstand vieler Großgrundbesitzer – für Besucher zu öffnen. Nirgendwo sonst in England gibt es so große Heideflächen, und selten haben sich Weiler so zeitlos erhalten wie in den grünen Senken dazwischen. Es ist, als habe die Regierung vor 70 Jahren laut „Freeze!“ befohlen, um den Lauf der Zeit anzuhalten. Oder, für Freundinnen und Freunde drolliger Knetfiguren: Es sieht hier aus wie in einer Kulisse des Animationsfilms „Shaun, das Schaf“.

Wie aus einem Ritterfilm: Die Ruine der Whitby CathedralFoto: Jörg SpaniolWie aus einem Ritterfilm: Die Ruine der Whitby Cathedral

Oder wie der perfekte Hintergrund für einen Jagdmode-Katalog mit Schaftstiefeln, Wachsjacken und schilfgrünen Landrovern. Am Thema Jagd übrigens kommt niemand vorbei, der mit offenen Augen und Ohren durch diese Schönheit rollt. Mal steht eine Reihe von Flintenschützen auf einem Hügelkamm, mal knallt es aus der Ferne, als würde am hellichten Tag ein Feuerwerk veranstaltet. Der Jagdtourismus ist hier das wichtigste Geschäft, bedeutender als die Schafzucht. Erschossen werden vor allem Hühnervögel wie Moorhuhn und Fasan.

Je nach dem Stand der Gezeiten kann man am Scarborough Beach ein Stück auf Sand fahrenFoto: Jörg SpaniolJe nach dem Stand der Gezeiten kann man am Scarborough Beach ein Stück auf Sand fahren

Scrollt man abends im Hotel durch die unzähligen Treffer der Online-Suche zur hiesigen Jagd, durchdringt der Blick unvermeidlich die pittoreske Oberfläche. Manches wirkt auf uns Außenstehende mehr als befremdlich: Die Jagd ist hier ein Zeitvertreib der Upperclass und reicher Touristen, für den Vögel in Zuchtfarmen gemästet werden, um nach ihrer Freisetzung in der Landschaft möglichst unterhaltsame Ziele für Flintenschützen abzugeben. Es sind nicht ein paar, sondern jährlich über 50 Millionen Zuchtvögel in ganz England. Man erfährt von Jagdwochenenden für 10.000 Euro, deren Teilnehmern der Abschuss von 300 Vögeln täglich zugesagt wird – ein Vielfaches von dem, was sie je essen könnten und wollten. Glaubhafte Quellen wie die Zeitung „The Guardian“ berichten von massenhaft verscharrter Jagdbeute. Auch auf den Speisekarten der regionalen Gastronomie tauchen die zum Spaß getöteten Tiere kaum auf.

Schützenfest auf Lebewesen

Die Stirn runzelt sich beim Lesen über Schützenfeste auf Lebewesen, wo während der Feuerpausen Champagner gereicht wird und wo zugunsten höherer Schussfrequenz bezahlte Helfer die Flinten der Waidmenschen nachladen. Einige Tausend Tonnen giftiges Blei werden dabei legal in der Landschaft versenkt. Die einheimischen Raubtiere haben die Veranstalter schon vorher dezimiert, da sie den künstlich gesteigerten Vogelbestand (und ein paar geschützte Arten) bedrohen könnten. Auch die Landschaft im North York Moors National Park verdankt ihr spezielles Aussehen zum Teil dem Jagdbusiness. Die offenen Heide- und Farnflächen sind perfektes Moorhuhnrevier. Würden sie nicht gezielt beweidet und stellenweise kontrolliert abgebrannt, könnten Büsche und später Bäume die Flächen zurückerobern – zu Beginn der Eisenzeit vor etwa 8.000 Jahren standen noch Laubbäume auf den heute kahlen Rücken.

Die Gravelpiste durchs Moor bei Lealholm liegt 400 Meter über dem Meeresspiegel | Jörg SpaniolDie Gravelpiste durchs Moor bei Lealholm liegt 400 Meter über dem Meeresspiegel | Jörg Spaniol

Bämm! Die Druckbetankung mit diesen Hintergrundinfos verwirrt mich kurzzeitig wie ein nasser Lappen ins Gesicht, doch unterwegs bindet die Strecke sämtliche Aufmerksamkeit. Wo es steil raufgeht, geht es auch steil runter. Die fetten Reifen mit höchstens drei Bar sichern den beruhigenden Extragrip auf feuchtem Asphalt. Eingebrannte Mulden in der Straßendecke zeugen von durchdrehenden Autoreifen beim Anfahren am Berg, an vielen Steilpassagen reihen sich Haufen aus grobem Sand und Split als Starthilfe. Wären die Winter hier ähnlich streng wie in den Alpen, kämen die etwa 25.000 Bewohner der Gegend wohl auch per Allrad kaum aus ihren Tälern.

Man ahnt, warum der Landrover Defender in England erfunden wurde; Furt südlich von Egton BridgeFoto: Jörg SpaniolMan ahnt, warum der Landrover Defender in England erfunden wurde; Furt südlich von Egton Bridge

Der Himmel ist weit wie im amerikanischen Westen

Der Anstieg aus einem der vielen „Dales“ ist nach anfänglichem Nahkampf mit der Schwerkraft immer sanfter verlaufen. Ganz oben, bevor das gänzlich unmarkierte Band aus grobem Asphalt sich in die nächste Senke stürzt, befiehlt das Navi unmissverständlich einen Knick nach rechts, weg von der Straße. Eine grob geschotterte Doppelspur für Geländewagen und Quads zieht sich sanft bis zum Horizont über die braune Heidefläche. Der Himmel scheint weit wie im amerikanischen Westen.

Hier nicht für ein paar Fotos anzuhalten, wäre fahrlässig. Und dann wird es zugig. Der Wind, der uns als Rückenwind noch so kräftig bergauf geschoben hat, zwingt im Stillstand zu einer Extralage Klamotten. Kein Wald, nicht einmal ein Gebüsch schützt vor der stramm heranfegenden Meeresbrise. Kombiniert mit Regen würde die Sache höchst ungemütlich – auf den kahlen Flächen sind nicht nur Moorhühner sehr exponiert. Obwohl die Gegend nicht mehr Niederschläge verzeichnet als ein durchschnittlicher Quadratmeter Deutschland, haben wir solide Regenjacken und sogar Regenshorts in die Bikepacking-Taschen gestopft.

Blick aufs Meer und die Promenade in ScarboroughFoto: Jörg SpaniolBlick aufs Meer und die Promenade in Scarborough

Die Allradpiste ist stellenweise grob wie ein Gleisbett. Mal auf Gras, mal auf Schotter, steuert sie auf einen flachen Buckel zu. Die freilaufenden Schafe sind schneller weg als die hektisch hervorgezerrte Kamera sie fokussieren kann, doch aus dem Krautteppich erklingt ein skurriler Laut.

Wenn in Cartoons Tiere mit menschlicher Sprachmelodie, aber ohne echte Worte miteinander reden, tönt es ähnlich. Nicht bewegen ... zwischen den trockenen Heidebüschen taucht ein Vogelkopf mit zwei roten Wülsten und einer weißen Brille um die Augen auf, mit einer Art weißen Fellstiefeln um die Füße – ein Moorhuhn, das klugerweise sofort abschwirrt, als es Menschen erblickt.

Drei Spiegeleier für die Monster-Steigung

Der nächste Morgen ist windstill. Der frühe Dunst riecht nach Herbstlaub und Braunkohle, doch vor dem friedlichen Landhotel lauert das Biest, besser bekannt als „Rosedale Chimney“ oder „Chimney Banks“. Gleich links hinter der Hotelausfahrt beginnt die angeblich steilste Landstraße Englands. Sie warnt Aspiranten mit einem Schild, das die Steigung nicht in Prozenten fasst, sondern mit „1 zu 3“ ankündigt. Mit einem „full english breakfast“ inklusive drei Spiegeleiern im Bauch und ohne Anlauf klingt das einigermaßen beängstigend. Weil es insgesamt nur um 150 Höhenmeter geht, wäre aber auch Schieben eine Option.

Wer beim Radfahren gerne alleine ist mit sich und der Landschaft, ist in Yorkshire genau richtigFoto: Jörg SpaniolWer beim Radfahren gerne alleine ist mit sich und der Landschaft, ist in Yorkshire genau richtig

Sobald der Anstieg auch nur spürbar zweistellig steil wird, drücke ich die Kette aufs 44er-Ritzel. Mehr geht nicht, und die ersten Meter fühlen sich gar nicht schlecht an. Am Straßenrand kommen ein paar Wanderer entgegen, die mir freundlich grüßend „good luck“ wünschen. Glück? Wobei? Nun ja, dabei wohl: Nach einer Rechts-Links-Kombination geht es einfach pfeilgerade den Hang hoch. So ähnlich sieht es wohl aus, wenn man eine Skisprungschanze von unten befährt. Das Vorderrad beginnt bei jedem Tritt abzuheben, Zeit zum Aufstehen. Ist es ehrlos, Schlangenlinien zu fahren? Okay, nur ganz kurz, sieht ja keiner ... Es knarzt im Hinterrad, der Rücken verspannt sich, doch die wirklich fiese Passage ist am Ende überschaubar.

Befahrbares Museum

Der Rest des Tages fühlt sich seltsam leicht an. Fast museal schöne Dörfer wie Hutton-le-Hole ziehen vorbei, winzige Straßen liegen über der Landschaft wie hindrapierte weiche Bandnudeln, Autofahrer warten geduldig auf eine Möglichkeit zum Überholen. Auf ein grünes Tal folgt ein braunes Moor und ein „Wow!“, immer wieder.

Dass wir ausgerechnet diese prächtige Route gefunden haben, ist kein Zufall, sondern das Werk eines Profis: Dominic Barry ist um die dreißig, sieht fit aus und entwickelt als Angestellter des Nationalparks den Radtourismus. Er schaut nach Feierabend kurz in unserem Hotel vorbei. „Ein Nationalpark wie dieser ist immer auch ein touristisches Produkt“, sagt er. „Es geht nicht darum, die Leute auszusperren, sondern um eine verträgliche Ökonomie.“ Dann fährt er mit dem Finger auf der Landkarte unsere große Acht nach, erklärt Besonderheiten, Ausblicke und den Trailpark, in dem Mountainbiker auf einfachen Wegen hochkurbeln und auf anspruchsvolleren, angelegten Pfaden wieder bergab rollen. Dominic hat eine ganze Liste von Events aller Raddisziplinen im Kopf, die den Park als Highlight einbauen. Letzte Frage, bevor wir uns trennen: Und selbst? Ja, auch auf seiner persönlichen Liste steht ein Event. In drei Tagen wird der Ryedale Cycling Club nach langer Pause einen Klassiker wiederbeleben – das Bergzeitfahren auf die Rosedale Chimney Bank ...

Very british: Teatime mit Sandwich in Egton BridgeFoto: Jörg SpaniolVery british: Teatime mit Sandwich in Egton Bridge

Informationen zur Gravelreise Yorkshire

Anreise

Bahn und Schiff: Die Anreise als Erlebnis: Unser Start- und Zielort Scarborough liegt mittig zwischen den Fährhäfen Kingston upon Hull (das von Rotterdam aus angefahren wird) und Newcastle, wo Fähren aus Ijmuiden bei Amsterdam anlegen. Beide Fährverbindungen starten täglich nachmittags, fahren über Nacht und landen am Morgen in England. Tickets kosten ab etwa 120 Euro in einer Zweierkabine. Hull ist stündlich ohne Umsteigen per Bahn mit Scarborough verbunden. Die Bahnlinie von Newcastle endet in Whitby, das ebenfalls auf der Strecke liegt.

Rotterdam – Hull: www.poferries.com Amsterdam – Newcastle: www.dfds.com

Flug und Bahn: Relativ günstig ist die Anbindung vom Flughafen Manchester. Von dort per Bahn (Transpennine Express) in gut zwei Stunden über York nach Scarborough. Rad-Stellplatz reservieren.

Beste Reisezeit

Ende April bis Ende Oktober. Auch wenn es im Inland selten schneit, dürfte das Winterhalbjahr eher als Härtetest durchgehen. Im Sommer wird es definitiv nicht zu heiß. Ein optisches Highlight bietet die Blütezeit des Heidekrauts im September. Statistisch gesehen liegt das Hügelland mit 700 bis 1.000 Millimetern Jahresniederschlag etwa auf deutschem Durchschnittsniveau.

Essen & Trinken

Am historischen Bahnhof Levisham halten DampfzügeFoto: Jörg SpaniolAm historischen Bahnhof Levisham halten Dampfzüge

Eine Graveltour dieser Art bietet wenig Gelegenheit für kulinarische Praxistests. Die Hotelrestaurants im „Owl at Hawnby“ und beim „Horseshoe Inn“ in Levisham konnten mit ungewöhnlich guter Küche punkten, zu etwas höheren Preisen als in Deutschland. Preiswerte Snacks gibt es in den Küstenorten. Der „Yorkshire Pudding“, eine regionale Spezialität, ist weder fleischlastig noch süß, sondern eine leckere Beilage aus Brandteig, meist geformt wie eine kleine Schüssel. Das Gebäck wird (üblicherweise bei Fleischgerichten) stückchenweise in die Soße getunkt.

Für leckere vegetarische Abwechslung sorgt in Scarborough das indische Restaurant

Royal Tondoori
Queen Street 10
Scarborough
Tel. +44 1723 354324
tandooriscarborough.co.uk

Radservice

Richardsons Cycles Scarborough
Castle Road 38-40
Scarborough YO11 1XE
Tel. +44 1723 352 682
www.richardsonscyclesscarborough.co.uk
Großer Cube-Händler mit Werkstatt, mitten in Scarborough

Radevents

Yorkshire ist eine Radsportregion. Auch wenn die ersten beiden Etappen der Tour de France 2014 weiter landeinwärts stattfanden, gibt es in der Gegend diverse Radevents mit Tradition – darunter das unregelmäßig stattfindende Bergzeitfahren auf die Chimney Bank bei Rosedale mit gefürchteten 33 Prozent maximaler Steigung.

Ein Rennrad-Event mit Zeitnahme ist das 160 Kilometer lange und 2.800 Höhenmeter umfassende „Struggle Moors“ im Juni. Meldungen über ridethestruggle.com Am weniger kompetitiven Ende der Krummlenker-Szene liegt das zweitägige Bikepacking-Event „Yorkshire Coast Dirt Dash“ mit Camping-Übernachtung. Hier nehmen Gravel-Enthusiastinnen und Enthusiasten Ende Juni zwei Etappen unter die Reifen. dirtdash.cc/yorkshire

Infos

Die umfangreiche Website des North York Moors Nationalparks (northyorkmoors.org.uk) enthält neben gut aufbereiteten Infos über den Park und seine Natur auch Streckentipps für Radelnde aller Disziplinen – leider nur auf Englisch.

Ausgearbeitete Gravelstrecken finden sich auch auf der Website routeyc.co.uk/cycling

Unterkunft

Hotels sind nicht günstig, zumal in dieser vom hochpreisigen Jagdtourismus geprägten Region. Doppelzimmer mit Frühstück kosten leicht 140 bis 180 Euro. Aufgrund der dünnen Besiedlung empfiehlt sich ein Hotel mit eigenem Restaurant. In diesen Hotels haben wir übernachtet und waren sehr zufrieden:

SCARBOROUGH: Bike + Boot Hotel
1 - 6 Cliff Bridge Terrace, Scarborough, YO11 2HA
Tel. +44/1723/655555
DZ/ F ab 130 Euro Modern und originell gestyltes, lässiges Hotel mit – je nach Zimmer – Top-Aussicht Richtung Meer. Eigener Radkeller, Restaurant im Haus. Als „dogfriendly“ beworben und entsprechend gebucht, daher kein Platz für Hunde-Allergiker.
www.bikeandboot.com/scarborough

Das Bike + Boot Hotel in Scarborough macht seinem Namen EhreFoto: Jörg SpaniolDas Bike + Boot Hotel in Scarborough macht seinem Namen Ehre

ROSEDALE ABBEY: White Horse Farm Inn
Gill Lane, Rosedale Abbey, North Yorkshire, YO18 8SE, United Kingdom
Tel. +44/1751/ 417239
DZ ab 145 Euro, Frühstück extra Traditioneller, gemütlicher Landgasthof mit Aussicht und schöner Terasse am Fuß des Rosedale Chimney.
www.whitehorserosedale.co.uk

HAWNBY: The Owl
Tel: +44 1439 330180
DZ/F ab 170 Euro Kleines, stilvolles und gediegenes Hotel im Weiler Hawnby. Hier ließe sich ohne Umbauten ein Spot für gehobenes Landleben drehen. Sehr gute, regionale Küche (mit wenig Auswahl für Vegetarier).
www.theowlhawnby.co.uk

Stilvoll: Im Hotel The Owl in HawnbyFoto: Jörg SpaniolStilvoll: Im Hotel The Owl in Hawnby

LEVISHAM: The Horseshoe Inn
Tel. +44 1751 460240
DZ/F ab 135 Euro Familiäres Landgasthaus mit Stil und Charme am ruhigen Ende des ohnehin abgelegenen Dörfchens Levisham.
www.horseshoelevisham.co.uk

Orientierung

tour/tour_20250916_202510_new-img_110-2-imgFoto: Printmaps.net /OSM

Der gut 1.400 Quadratkilometer große North York Moors National Park ist das Zentrum des achterförmigen Loops. Er liegt auf etwa halber Strecke zwischen Englands Südzipfel und Schottlands Nordende an der englischen Ostküste, nordöstlich von Leeds. Die fast baumlosen Hochflächen reichen bis etwa 400 Meter Höhe, die Haupttäler liegen etwa 100 Meter hoch.

Streckencharakter

Trotz der überschaubaren Streckenlängen und Höhenmeter sind die Tagesetappen kein Spaziergang. Wind und extreme, oft nur kurze Steigungen erfordern Kraft – eine Untersetzung ist dringend empfohlen, um Steigungen zwischen 20 und 30 Prozent zu bezwingen. Der insgesamt geringe Schotteranteil (weniger als ein Fünftel der Gesamtstrecke) wechselt in der Körnung zwischen „Schlosspark“ und „Gleisbett plus“. Übliche Gravelreifen, 40 oder 45 Millimeter breit, reichen aus. Der Autoverkehr ist außerhalb der Sommersaison überwiegend sehr gering. Manche Straßen sind zu schmal zum Überholen. Geduldige Autofahrer notfalls passieren zu lassen, gebietet die Höflichkeit. Teile der Strecke führen durch offenes Weideland. Vorsicht: Am Straßenrand grasende Schafe können schreckhaft sein und in die Fahrlinie springen. Supermärkte oder Bäckereien sind kaum vorhanden, daher gehört immer Proviant ins Gepäck oder Trikot.

GPS-Touren zum Nachfahren

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Routen

Tag 1 (rot): Surf and Torf | Scarborough – Rosedale Abbey
85 Kilometer | 1.300 Höhenmeter | max. Steigung ca. 22%

Höhenprofil Graveln in Großbritannien Tag 1Foto: Printmaps.net /OSM

Je nach Stand der Gezeiten sind zu Beginn ein paar Meter auf dem festen Sandstrand möglich, dann biegt die Route ins Inland ab und hält Distanz zum Meer. Bis Whitby rollt es überwiegend wellig auf dem stellenweise groben „Cinder Track“, einer einstigen Bahnstrecke. Den schönsten Blick auf Klippen und Meer erlaubt die Strecke beim Dorf Ravenscar. Einige Kilometer hinter Whitby verlassen wir die Bahnstrecke, ein steiler Hohlweg zwingt zum Schieben. Den Schotter-Track zum Denkmal „Danby Beacon“ könnte man auf Asphalt umfahren, würde aber ein aussichtsreiches Highlight verpassen. Anschließend folgen einige der typischen Rampen um die kleinen Siedlungen im Talgrund. Wenige Kilometer vor Rosedale dann eine letzte, lange und knackige Steigung – abgesehen von den allerletzten, überschaubaren Höhenmetern zum Hotel. Hoher Gravelanteil in der ersten Streckenhälfte, dann überwiegend Asphalt.
Einkehr: Zahlreiche Möglichkeiten in Whitby, danach schwierig.

Tag 2 (violett): Quäl’ Dich, Du Rampensau! | Rosedale Abbey – Hawnby | 81 Kilometer | 1.400 Höhenmeter | max. Steigung 33%

Höhenprofil Graveln in Großbritannien Tag 2Foto: Printmaps.net /OSM

Nach dem mit unfassbaren 33 Prozent maximaler Steigung beworbenen „Rosedale Chimney“ und einigen Kilometern auf welliger Hochfläche taucht die grob asphaltierte Straße in den pittoresken Weiler Hutton-le-Hole mit einem hübschen Café an der Kreuzung. Bei schlechtem Wetter ein guter Platz zum Abwarten, denn bis Helmsley geht es steil und luftig zu. Hinter Helmsley flachen die Hügel zunächst auf welliges Rennrad-Niveau ab, um sich nach der Nationalparkgrenze hinter der Ruine von Byland Abbey auf einspuriger Straße wieder gründlich aufzubäumen. Oben angelangt, ist am Südrand eines kleinen Flugplatzes das von unten wie ein Steinbruch wirkende, 100 Meter lange Landart-Kunstwerk „White Horse of Kilburn“ mit einem kurzen Abstecher zu besichtigen. Den besseren Blick böte eine Drohne – oder einfach eine Online-Satellitenkarte. Die finale Rampe der komplett asphaltierten Etappe führt zur Unterkunft, „The Owl at Hawnby“.
Einkehr: Tankstellenshop Helmsley. Die Route kreuzt östlich von Helmsley die breite A 170. Dort steht eine große Tankstelle. Wir haben uns ganz pragmatisch mit Snacks in einem Buswartehäuschen niedergelassen. Der besser sortierte Stadtkern liegt ein Stück westlich.

Tag 3 (gelb): Über Kreuz, Rauf und Runter | Hawnby – Levisham
95 Kilometer | 1.700 Höhenmeter | max. Steigung 30%

Höhenprofil Graveln in Großbritannien Tag 3Foto: Printmaps.net /OSM

Die vier Etappen formen eine liegende „Acht“, deren Linien sich am Danby Beacon kreuzen, dem fackelförmigen Denkmal, bekannt von der ersten Etappe. Wer nach den ersten beiden Etappen noch überschüssige Kraft hat, wird sie auf dieser los. Nach wunderschönen Ministräßchen hinter Hawnby verlässt die Route zunächst Moore und Nationalpark, läuft angenehm wellig an Stokesley vorbei – und erklimmt ein zweites Mal die kargen Hochflächen, hinauf zum Fackel-Denkmal. In dieser zweiten Hälfte der Etappe lauern ein paar Gemeinheiten. Alternativ zur jetzt folgenden Gravelstrecke mit einer gerölligen Schiebepassage zwischen Lealholm und Egton Bridge gibt es einen asphaltierten „chicken way“: Man überquert den Fluss in Lealholm auf der Straße und fährt über Glaisdale weiter nach Egton Bridge. Die längste knackige Steigung des Tages beginnt dort. Den härtesten Anstieg dürften für Angezählte jedoch die gut 100 Höhenmeter von der Bahnstation Levisham hinauf in den Ort markieren: 25% Steigung warten zum Finale.
Einkehr: Egton Bridge, Horseshoe Hotel; mit nettem, rustikalem Gasthaus am Ortsausgang von Egton Bridge. Auch Tische im Garten. Tagsüber Toasts und Tee. Oder Bier.

Tag 4 (blau): Runter zum Strand | Levisham – Scarborough
70 Kilometer | 700 Höhenmeter | max. Steigung 25%

Höhenprofil Graveln in Großbritannien Tag 4Foto: Printmaps.net /OSM

Wenige Kilometer nach dem Start schwingt die Route durch einen familienfreundlichen „Trail Park“, in dem Mountainbiker auf Pfaden herumsausen, die zum Teil auch mit dem Gravelbike Spaß machen könnten. Die Berge plätschern allmählich aus, und in der Ebene ist vergleichsweise viel Autoverkehr. Trotzdem ist der südlichste Punkt der Tour den Extra-Loop wert: Filey ist ein entspannter Badeort mit Strandpromenade und diversen Möglichkeiten für einen Snack. Der Rest des Weges nach Scarborough oszilliert nach Möglichkeit um die unangenehmen Autostraßen herum – und schwingt sich kurz vorm Ziel noch einmal 100 lohnende Meter aufwärts zum aussichtsreichen Oliver´s Mount über Scarborough mit Denkmal und Café. Die Etappe hat nicht ganz den Charme der vorhergehenden Strecken, fügt aber neue Eindrücke ins Bild.

Einkehr: Angela's Tea Room in Filey, The Crescent; klassischer Tearoom am Steilhang zur Strandpromenade, Snacks und Getränke mit Aussicht. Nur tagsüber geöffnet.

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