Patrick Kunkel
· 23.08.2022
Bei der Deutschland-Tour 2022 kämpfen World-Tour-Profis und Nachwuchsfahrer um Podiumsplätze – und hoffen auf viele Zuschauer. Wir zeigen, was hinter dem neuen Konzept steckt, warum sich Profi Simon Geschke besonders freut und wie man in Freiburg im Breisgau Zuschauen mit schönen Rennrad-Touren verbindet.
Fünf statt vier Tage, ein Zeitfahren und erstmals seit dem Neubeginn eine echte Bergankunft: Ist die Deutschland-Tour auf dem Weg zu einer kompletten Rundfahrt? Richtet sich Deutschlands wichtigstes Männerrennen gerade neu aus? Seit 1911 wird die Rundfahrt unter verschiedenen Namen unregelmäßig ausgetragen. 2018 erlebte die Deutschland-Tour nach zehn Jahren Pause eine Neuauflage. Die Amaury Sport Organisation (ASO), unter anderem Veranstalterin der Tour de France, hat sich über ihre deutsche Tochter „Gesellschaft zur Förderung des Radsports mbH“ zunächst für zehn Jahre die Rechte an der Deutschland-Tour gesichert. Vor zwei Jahren wurde die Deutschland- Tour in die neu eingeführte UCI-Pro-Serie aufgenommen, eine Rennkategorie unterhalb der World-Tour. Die diesjährige Deutschland-Tour startet am 24. August in Weimar und endet am 28. August in Stuttgart. An fünf Renntagen haben die 120 Radprofis insgesamt 710 Kilometer und mehr als 11.000 Höhenmeter zu bewältigen. Neben 14 World-Tour-Teams treten zwei internationale Pro-Teams an. Drei Continental-Teams und eine Nationalmannschaft bringen deutschen Radsport- Nachwuchs an den Start.
„Wir haben zwar einen Prolog, aber den haben wir bewusst kurz gehalten, damit es nicht gleich von Beginn an zu große Abstände gibt“, erklärt Fabian Wegmann, der Sportliche Leiter von Deutschlands wichtigstem Radrennen. „ Und wir wollen bewusst in die Städte rein und den Rennradsport dorthin bringen, wo uns die Menschen sehen können.“ Wichtiger Teil des Konzepts sei es auch, die Fans einzubeziehen, sie können mitplanen und Vorschläge für die Strecken einreichen. Die Resonanz sei riesig, berichtet Wegmann, der selbst lange Jahre in Freiburg lebte und im Südschwarzwald jede Kurve und jeden Baum kennt: „Der Schauinsland wurde gefühlt hunderttausendmal genannt. Ist doch logisch. Er ist das Radsport-Highlight der Region. Unabhängig von der Topografie – fesselnden Radsport liefert die Deutschland-Tour zweifellos. Und das Rennen werde vielleicht dauerhaft auf fünf, sechs Etappen verlängert werden können, sagt Wegmann. Mehr sei aufgrund des engen Rennkalenders nicht zu erwarten. Mehr Infos zu Mannschaften, TV-Terminen, Strecken und Höhenprofilen finden Sie hier auf der TOUR-Website.
Bei der Deutschland-Tour 2022 startet der Wahl-Freiburger Simon Geschke als Kapitän im Trikot der Nationalmannschaft. Bergfeste Fahrer wie er, der bei der Tour de France neun Tage lang das Bergtrikot trug, können sich gute Chancen auf eine Top-Platzierung ausrechnen. Er freut sich ganz besonders auf die Etappe mit der Bergankunft auf dem Schauinsland:
„Die Freiburg-Etappe ist sehr schön, vor allem sportlich, aber auch landschaftlich. Das macht die Rundfahrt in meinen Augen viel attraktiver. Für mich gewinnt sie damit an Wert und Charakter, denn es ist mehr Vielfalt gefragt. Die Bergetappe macht die Deutschland-Tour vor allem härter als bisher. Der Schauinsland ist zwar kein Alpenpass, aber schwer genug. Das gefällt mir!”
Den Schauinsland kennt auch TOUR-Autor Patrick Kunkel, der in Freiburg lebt. Aber auch sonst bietet Deutschlands sonnigste Region um Freiburg reichlich steile Anstiege und welliges Terrain für ein perfektes Rennradwochenende. Kunkel stell uns zwei Rennrad-Runden vor, die den Etappen der Deutschland-Tour folgen, aber dort, wo die Profis auf abgesperrten breiten Straßen fahren, auf schöneres Terrain ausweichen.
Die Rennrad-Tour führt auf Radwegen zum Kaiserstuhl, wo gleich der erste Anstieg zur Schelinger Höhe richtig in die Beine geht. Es folgt der berühmte Texaspass mit seinen Lassoschlingen-Serpentinen. Nach kurzer Abfahrt bis Kiechlinsbergen wartet schon der nächste Anstieg durch die Rebterrassen bis Bischoffingen, gefolgt von den unter Einheimischen als legendär steil geltenden Mondhaldeschleifen. Wer glaubt, das war’s, der irrt: Tuniberg-Höhenweg, Batzenberg und Schönberg garnieren den Rückweg nach Freiburg mit reichlich Panoramablicken und noch mal so vielen Höhenmetern wie im ersten Teil der Etappe.
Die zweite Rennrad-Tour klettert auf den Schauinsland! Aber nicht von Freiburg aus, über die legendäre Schauinslandstraße (1.202 m), wie die Profis bei der Deutschland-Tour – dort rauschen wir lieber in der Abfahrt runter. Freiburgs Hausberg sparen wir uns für das Ende der Tour auf und erklimmen ihn „hintenrum“, von Münstertal aus. Direkt nach dem Start wartet schon der erste steile Anstieg aufs Geiersnest. Nach entspanntem Intermezzo durchs wellige Markgräflerland geht’s dann Schlag auf Schlag: Zuerst der lange Anstieg zu Sirnitz und Kreuzweg, gefolgt von der kurvenreichen Abfahrt nach Münstertal. Dort wartet die Stohrenstraße zum Schauinslandgipfel, die wohl steilste Bergstraße im Südschwarzwald. Im Kurvenrausch geht es bergab.
GPS-Daten: Freiburg im Breisgau (9/2022) / kostenlos
PDF: Freiburg im Breisgau (9/2022) / 1,49 Euro (kostenlos für TOUR-Abonnenten)