Unbekannt
· 05.04.2016
Rund um Rostock lassen sich entspannte Runden drehen – es sei denn man versucht, die Hügel der Kühlung im gleichen Tempo zu bezwingen wie einst Jan Ullrich und André Greipel
Auf den Straßen rund um Rostock schafft man keine drei Kilometer, ohne an zwei der Großen des internationalen Radsports zu denken: Hat Jan Ullrich in dieser Allee vielleicht genau an jenem Baum Pinkelpause gemacht? Hat André Greipel vielleicht hier mal einen Ortsschild-Sprint verloren? Unzählige Kilometer haben die beiden als Jugendliche im Umland von Rostock geschrubbt, oft gemeinsam mit ihrem Trainer Peter Sager. Über das Trainingsrevier vor seiner Haustür sagt der heute 72-Jährige, den wir in Rostock treffen: "Das ist doch einfach nur ein Traum, hier Rennrad zu fahren." Wohl wissend, dass es für seine Jungs manchmal ein ziemlicher Albtraum war. Sager hat sie damals ganz schön gescheucht: auf der Radrennbahn am Damerower Weg, aber auch draußen rund um den Höhenzug der Kühlung. Die bis zu 130 Meter hohen Hügel entstanden in der letzten Eiszeit, als vorstoßende Gletscher Gesteinsmaterial vor sich auftürmten. Geologen sprechen von einer Stauchmoräne.
Die Rostocker "Renner", wie Sager sie nennt, wurden dort von ihrem Trainer zusammengestaucht, wenn sie nicht schnell genug hinaufkletterten. Zum höchsten Punkt der Kühlung hätten sie früher sogar ihre Bergmeisterschaften ausgerichtet, erzählt Sager: "Aber das war eher ein Witz als eine Bergwertung." Wir fanden den Anstieg nicht besonders witzig, wahrscheinlich weil wir versucht haben, ein ähnliches Tempo wie einst Jan Ullrich anzuschlagen. Und weil uns zusätzlich eine ziemlich steife Brise bremste, die uns ins Gesicht blies. "Damit musst du bei uns immer rechnen", erzählt uns André Greipel später. Der Weltklassesprinter hält regelmäßig den Kontakt zur Heimat. Die Menschen seien so schön bodenständig – "Fischköppe eben", sagt Greipel, "bisschen dickköpfig, aber vernünftige Leute." Greipel ist am liebsten im westlichen Teil der Kühlung unterwegs. "Da kannst du dich so richtig austoben und bei schönem Wetter sogar bis nach Dänemark gucken", schwärmt er. Als wir oben am Leuchtturm in Bastorf ankommen, sieht man rein gar nichts von Dänemark, dafür gleitet auf der Ostsee einer der zahlreichen Ozeanriesen vorbei, die in Warnemünde starten oder dort anlegen.
Den Artikel über Rostock auf den Spuren von Jan Ullrich udn André Greipel sowie die GPS-Daten zu diesen Touren finden Sie unten als Download:
• Tour 1: Winterrunde (85 Kilometer, 450 Höhenmeter, max. 6 % Steigung)
• Tour 2: An den Bodden (110 Kilometer, 500 Höhenmeter, max. 3 % Steigung)