Mit seiner Eigenmarke Van Rysel setzt der omnipräsente Sportartikel-Filialist Decathlon immer öfter spannende Akzente: Die jüngsten Modelle illustrieren den Wandel vom Billiganbieter zum ernstzunehmenden Player im hochspezialisierten Rennradmarkt. Im Zusammenhang mit dem Profisport-Engagement – seit 2024 sponsert der Discounter das World-Tour-Team Decathlon-AG2R La Mondiale als Ausrüster – wurden zwei Wettkampf-Rennräder präsentiert, die sich vor der etablierten Konkurrenz nicht verstecken müssen. So erwies sich beispielsweise der Aero-Renner RCR-F im TOUR-Test als eines der schnellsten Rennräder der Welt. Nach dem erfolgreichen Einstieg in den Spitzensport widmet man sich nun verstärkt den Hobbradsportlern. Das neue EDR CF Ultra rundet zukünftig als moderner und vielseitiger Endurance-Renner mit Carbonrahmen das Rennrad-Portfolio ab.
Das schlicht designte Modell will weniger mit exaltierten technischen Lösungen punkten, sondern vor allem mit einem unkomplizierten Ansatz und gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Getestet haben wir das Einstiegsmodell, das mit elektronisch schaltender Shimano-105-Gruppe 3499 Euro kostet. Das klingt zunächst nicht herausragend günstig; bei Anbietern wie Cube oder Rose bekommt man diese Konfiguration schon für weniger Geld. Mit Blick auf die weitere Ausstattung wirkt das EDR dennoch attraktiv kalkuliert: Am Van Rysel sind Carbonlaufräder und sogar ein Powermeter inklusive.
Im Sattel fallen uns noch weitere Besonderheiten und Ausstattungsdetails auf, die wir ausgesprochen gut finden. Der Lenker, eine Entwicklung in Zusammenarbeit mit dem italienischen Komponentenspezialisten Deda, weist am Oberlenker außergewöhnlich große und ergonomisch gut geformte Auflageflächen für die Hände auf; der Eigenmarken-Sattel ist bequem. Die Laufräder mit DT Swiss-Naben und klassischen Stahlspeichen wirken hochwertig und im Schadensfall ist die Ersatzteilversorgung sicher. Auch der einfache Leistungsmesser, der nur auf der linken Kurbelseite misst, entpuppt sich als brauchbares Gerät: Er liefert plausible Werte und lässt sich praktisch mit einem Magnetkabel aufladen; ein Upgrade auf beidseitige Messung ist unkompliziert möglich. Die 32 Millimeter breiten All-Season-Reifen von Continental rollen erstaunlich gut, sollen aber deutlich besseren Pannenschutz und besseren Grip bei Nässe bieten als das bekannte Race-Pendant.
Ansonsten liefert der Praxistest wenig Überraschungen. Das Lenkverhalten ist von hoher Laufruhe geprägt, das Rad fährt wie auf Schienen um die Kurve und fühlt sich in keiner Fahrsituation unsicher an. Auf dem leider etwas zu klein gelieferten Testrad saßen wir recht sportlich, doch die Sattelstütze bietet einen enorm großen Verstellbereich und mit etwas längerem Vorbau hätten wir uns auch längere Touren vorstellen können. In mittlerer Größe bietet das EDR eine klassische Endurance-Geometrie mit einer relativ aufrechten Sitzposition. Beim Studium der Geometrietabelle fällt auf, dass besonders zwischen den großen Größen enorme Sprünge liegen: Der Lenker wandert über M zu L und zu XL jeweils um drei Zentimeter höher. Langbeiner könnten mit dem Rad in einer kleineren Größe also möglicherweise besser zurechtkommen. Für einen Marathonrenner empfanden wir das Fahrwerk recht straff abgestimmt, was die Messungen im Testlabor bestätigen. Am Sattel ist der Federkomfort durchschnittlich, das können die meisten Konkurrenten besser. Mit einer nachgiebigeren Sattelstütze – das montierte Exemplar mit rundem Querschnitt weist Standardmaß auf und lässt sich unkompliziert austauschen – wäre aber auch dieses Manko leicht behoben. Ansonsten leistet sich das Rad in der Bewertung keine Schwächen.
An praktischen Details hat das EDR viel zu bieten: Platz für bis zu 38 Millimeter breite Reifen eröffnet auch den Einsatz auf unbefestigten Wegen. Selbst dann dürften noch Schutzbleche an Rahmen und Gabel passen; Aufnahmen finden sich an Gabel und Hinterbau, zudem Platz für einen dritten Flaschenhalter beziehungsweise eine Werkzeugbox am Unterrohr. Ösen für eine Oberrohrtasche, mittlerweile an vielen Endurance-Rennern üblich, hat das Rad hingegen nicht. Dafür trägt der Gabelkopf ein Gewinde für eine Frontlicht-Halterung. Einen Kabelkanal zum Nabendynamo weist leider nur die Gabel des Top-Modells auf, das serienmäßig mit Frontscheinwerfer von Busch+Müller, Nabendynamo von DT Swiss und einer USB-Ladebuchse am Vorbau ausgestattet ist. Es kommt mit der SRAM-Komponentengruppe Force AXS und kostet 5099 Euro >> hier erhältlich. Neben der gezeigten günstigen Variante ist zudem noch ein höherwertiges Modell mit Shimanos Ultegra Di2 und Allroad-Laufrädern von Swiss Side im Angebot für 4899 Euro >> hier erhältlich.
rundum gut ausgestattet, preiswert, unaufgeregtes Fahrverhalten, viele Zusatzfeatures
am Sattel recht hart