Die beiden Flitzer ersetzen ihre gleichnamigen Vorgänger, die noch unter dem Einfluss der Sportartikelriesen Rossignol entstanden. Mit Pierer Mobility, unter dessen Dach die einstige US-Kultmarke erst 2021 schlüpfte, setzte ein Unternehmen den Fuß ins Rennrad-Geschäft, dessen Schwerpunkt im Bereich Elektromobilität liegt. Der Mutterkonzern will sich wieder aufs Kerngeschäft konzentrieren und investiert in die Marken Gasgas und Husqvarna. Felt wurde Ende 2023 an ein neu geschaffenes Konsortium verkauft, das sich um den Ex-Pierer-Vorstand Florian Burguet gruppiert. Die Modelle, die auf der Eurobike 2023 noch als Pierer-Prototypen bestaunt werden konnten, sollen jetzt unter der neuen Führung in den Handel kommen.
Den sportlichen Pol der neuen Linie besetzt in mittlerweile vierter Modellgeneration das neue FR, das betont schlank gezeichnet und als leichtes Berg-Rennrad konzipiert wurde. Eine grazile Silhouette, klare Linien und wenig Verspieltheit bestimmen das Gesamtbild. Mit einer betont aggressiven Sitzposition, quirligem Lenkverhalten und - seinem möglichst kurzen Radstand geschuldet - maximal Platz für 30-Millimeter-Reifen positioniert sich das FR klar als Straßen-Wettkampf-Rennrad alter Schule. Zwar können die Ausstattungsvarianten mit Carbon-Lenker und Aerofelgen die offensichtliche Schwäche des Rahmen-Sets etwas kaschieren. Doch auch, wenn das Marketing für das FR mit windschnittigen Profilen wirbt: Die einstige Aerodynamik-Kompetenz der Marke findet sich am Rahmen-Set höchstens in Ansätzen wieder. Das lässt Raum für Spekulationen, ob die Entwickler im Hintergrund noch an einem neuen AR tüfteln, mit dem die US-Marke vor Jahren Pionierarbeit bei aerodynamischen Rennrädern leistete und das stets zu den schnellsten Aero-Rennrädern seiner Zeit gehörte. Für die schnelle Flunder steht ein zeitgemäßes Update bislang noch aus.
Im Vordergrund des FR stehen niedriges Gewicht und hohe Steifigkeiten im Tretlager, die “Advanced”-Rahmen sollen in allen Qualitäten die 900-Gramm-Marke knacken. Wieviel Abzug für den ausschließlich mit Klarlack erhältlichen “Advanced Plus”-Rahmen veranschlagt wird, den es mit Shimano Dura-Ace- oder Ultegra-Ausstattung für 12ooo oder 8000 Euro gibt, teilt Felt nicht mit. Auch Komplettgewichte wurden nicht genannt. Das FR gibt sich betont wartungsfreundlich mit runder Standard-Stütze und einem T47-Gewinde-Tretlager; als Besonderheit ist der Rahmen für ein UDH-Schaltauge vorbereitet, was schon auf mögliche neue SRAM-Schaltgruppen mit dem von Mountainbike bekannten Standard hinweist. Zum Rahmen-Set gehört eine aerodynamische Lenker-Kombination, die an Komplettbikes ab 5000 Euro verbaut ist. Günstigere Modelle kommen mit klassischen Vorbauten und Lenkern von FSA, die sich sehr einfach einzeln austauschen lassen.
Komplettrad-Angebote gibt es mit allen Shimano-Gruppen bis hinab zur mechanischen 105 Zwölffach-Schaltung. Das Top-Modell mit Dura-Ace liegt bei knapp 12000 Euro. Interessant für den kleineren Geldbeutel: Ab 5ooo Euro gibt es eine elektrische Shimano 105 Di2-Schaltung und aerodynamische Carbon-Laufräder; wer schon schnelle Felgen besitzt, kann dem FR Advanced mit mechanischer 105 Zwölffach-Schaltung für 2999 Euro einen signifikant Anschub geben.
Ebenfalls ein Update bekommt das Endurance-Rennrad Felt VR. Der Vorgänger setzte mit besonders kleinen Übersetzungen, breiten Reifen und einer betont aufrechten Sitzposition bereits spannende Akzente im Endurance-Segment. Heute sind die auch am neuen VR montierten 32 Millimeter klassenüblicher Standard; mit bis zu 38 Millimetern erhöht das neue VR seinen Spielraum aber deutlich nach oben und bedient auch leichte Gelände-Ambitionen.
Angelehnt an die neue Formensprache wirkt auch das VR geradlinig und clean, das Auge bleibt am markanten Sitzknoten mit der elegant integrierten Sattelklemmung hängen. Im Sitzrohr steckt eine runde Stütze im Standardmaß 27,2 Millimeter und eine vibrationsdämpfende Hülse aus Elastomer; je nach Komfortanspruch und Fahrergewicht lässt sich der Rahmen auch mit einer dickeren 31,6-Millimeter-Stütze fahren. Die Sitzposition ist an Gelegenheitsradlerinnen und -radler und die Langstrecke adressiert, der Lenker sitzt drei Zentimeter höher als beim Race-Pendant FR. Auch der VR-Rahmen kommt mit T47A-Gewinde im Tretlager und dem UDH-Schaltauge, das direkt an der Steckachse aufgehängt ist. Weitere besondere Extras bietet der Rahmen nicht, Gewinde für eine Oberrohrtasche oder ein kleines Staufach sucht man vergeblich, Werkzeug und Ersatzschlauch müssen in die Sattel- oder Trikottasche.
Drei Preisklassen des VR bietet Felt an, den Anfang macht eine mechanische 105-Schaltung, mit der das Rad knapp 3000 Euro kostet. Mit elektronischer 105 werden 5000 Euro, mit Ultegra Di2 6000 Euro aufgerufen. Ausschließlich die Top-Version trägt auch die Carbon-Lenkereinheit, die auch am Race-Modell FR verbaut ist. Die neuen Modelle sind ab sofort kauf- beziehungsweise bestellbar, auf der Firmen-Webseite ist ein sehr dichtes Händlernetz für den deutschsprachigen Raum verzeichnet.