Test 201612 Marathon-Rennräder um 2.000 Euro

Unbekannt

 · 29.02.2016

Test 2016: 12 Marathon-Rennräder um 2.000 EuroFoto: Philipp Schieder
Test 2016: Marathon-Renner um 2.000 Euro – KTMs kleine Übersetzungen mit Bergkassetten bis 32 Zähnen

Noch nie waren Marathon-Rennräder so attraktiv wie heute: Sie sehen sportlich aus, fahren sich komfortabel und sind hochwertig ausgestattet. Im Test: zwölf neue Exemplare der beliebten Gattung zu Preisen um 2.000 Euro.

Dass Freizeitsportler eine andere Art Rennrad brauchen als leistungsorientierte Rennfahrer, ist unbestritten. Wer nicht unbedingt so schnell wie möglich fahren muss, sondern lieber länger und dafür ein wenig langsamer fahren möchte, freut sich zum Beispiel da­rüber, etwas aufrechter und damit bequemer zu sitzen und weniger durchgeschüttelt zu werden. Unser Test von zwölf aktuellen Marathon-Renn­rädern zeigt, dass inzwischen weitgehende Einigkeit darüber herrscht, wie so ein Rad beschaffen sein soll – und dennoch bleiben Unterschiede.

Die Testergebnisse dieser Marathon-Renner finden Sie unten als PDF-Download:

• Canyon Endurace CF 9.0
• Centurion Hyperdrive 4000
• Cube Attain GTC Pro Disc
• Felt Z5
• Focus Izalco Ergoride Ultegra
• Ghost Nivolet LC Tour 3
• Giant Defy Advanced 1 Ltd
• KTM Revelator 3500
• Lapierre Sensium 500
• Rose Xeon Team CGF-3000 (TOUR Testsieger)
• Specialized Roubaix SL4 Sport
• Trek Domane 4.3

Canyon Endurace CF 9.0
Foto: Philipp Schieder

Eine erste Orientierung leistet, natürlich, die Einordnung der Räder durch die Hersteller selbst: Sie firmieren meist unter dem Begriff "Endurance", zu deutsch Ausdauer. Ein Begriff, der verdeutlicht, dass die Auslegung als Sportgerät durchaus ernst genommen wird und es sich trotz aller Tricks für mehr Komfort um ein echtes Rennrad handelt. Manche Hersteller nennen es auch Marathon- oder Komfort-Rennrad. Doch egal, unter welchem Etikett das Rad verkauft wird – gemeint ist

in der Regel das Gleiche: Rahmen und Ausstattung sind auf die Bedürfnisse von Hobby­sportlern zugeschnitten. Die typischen ­Zutaten sind eine mal mehr, mal weniger entspannte, etwas aufrechtere Sitzposition, deutlich kleinere Übersetzungen als im Rennsport, meist 25 Millimeter breite Reifen statt der üblichen 23-er sowie, in den engen Grenzen der klassischen Diamantrahmenform, möglichst viel Federweg am Sattel und mitunter sogar an der Gabel, ohne dass ­aktive Federelemente wie beim Mountainbike eingebaut werden. Nicht der allererste, aber ein weithin bekannter Vorreiter für ­diesen Radtyp war das Modell Roubaix von Specialized – ein Rad, das bei seiner Einführung im Jahr 2004 wegen seiner "unsport­lichen" Auslegung noch belächelt wurde. Inzwischen ist es jedoch eines der Erfolgsmodelle der Amerikaner und jeder größere Rennrad-Hersteller hat mittlerweile eine ganze "Endurance"-Linie im Programm.

Unterschiedlich aufrecht

Die Sitzposition auf einem Rad ist das zweite wichtige Kriterium, welches wir heranziehen, wenn die Einordnung des Herstellers selbst nicht eindeutig ist. Die Sitzposition – also wie hoch und wie aufrecht beziehungsweise gestreckt man auf dem Rad thront – wird bestimmt durch das Verhältnis von Rah­men­höhe zu Rahmenlänge. ­Dieses wieder-um kann man aus­drücken als Quotienten der beiden Geo­metriemaße Stack (für die Höhe) und Reach (für die Länge; mehr dazu unter "So testet TOUR"). Dieser Quotient streut unter den auf dem Markt erhältlichen Rennrädern zwischen 1,36 (sehr gestreckt) und 1,60 (sehr aufrecht), was wir in unseren Einzelbeschreibungen im Balken "Sitz­position" visualisieren. Alles, was "links der ­Mitte" liegt, ­betrachten wir als Komfort­geometrie. Das in diesem Sinne mit Abstand komfortabelste Rad in unserem Vergleich ist das Domane von Trek, gefolgt von Canyon und Cube. Bei den Rädern von Ghost und KTM kann man sich streiten, in welche Kategorie sie nun fallen. Da beide Hersteller aber weder komfortablere noch sportlichere Geometrien anbieten, spricht auch nichts gegen eine Teilnahme an diesem Test.

Das dritte Kriterium für die Einordnung als Marathon- oder Langstreckenrad ist der Komfort, der durch Nachgiebigkeit bzw. echten Federweg erzielt wird. Mit der richtigen Teile-Wahl – bei Sattel, Lenker, Reifen – kann man da schon viel machen, doch auch konstruktiv steckt noch Poten­zial im Rennrad-Rahmen, und hier profilieren sich die Hersteller. Positive, weil ausnehmend effektive Beispiele in diesem Testfeld zeigen Canyon, Giant und Specialized mit eigens entwickelten, sehr nachgiebigen Sattelstützen. Auch an vielen Rahmen finden sich Elemente, die den Federkomfort erhöhen sollen – wobei deren Beitrag manchmal eher zweifelhaft ist. Mit einer Ausnahme: Die Rahmenkonstruk­tion Iso­speed des Trek Domane, bei der Sitz- und Oberrohr beweglich mit einem Kugellager verbunden sind, funktioniert sicht- und spürbar und resultiert in einem sehr guten Messwert.

Zuverlässige Begleiter

Zu Preisen um 2.000 Euro können Käufer gut funktionierende und langlebige Ausstattungen an den Rädern erwarten. Unsere aktuellen Testräder sind ausnahmlos mit den zuverlässigen, problemlosen Schaltsystemen von Shimano ausgestattet; Kompaktkurbel und Bergritzel mit sehr kleinen Gängen sind die ­Regel. Moderne Scheibenbremsen sind eine Option in dieser Klasse, viele Hersteller bieten beides an: Scheiben- oder Felgenbremse. Bei den Fachhandels-Marken ist Shimanos 105-Schaltung üblich; Versandhändler bieten die hochwertigere Ultegra, dazu hochwertigere Laufräder, Reifen und Anbauteile. Einen spürbar großen Unterschied machen die teuren Reifen, die man aber an anderen Rädern leicht nachrüsten kann.

Die hochwertiger ausgestatteten Räder funktionieren im Neu­zustand nicht anders als die ein­facheren, sind aber leichter, was sich spürbar positiv aufs Fahrverhalten auswirkt. In der Bewertung liegen sie damit naturgemäß vorn. Bei den Fachhandels­rädern finden sich Schwächen im Detail, wenn beispielsweise mit sehr einfachen Bremsen oder Reifen der Gesamtpreis fürs Rad niedrig gehalten werden soll. ­Indes: Alle Kandidaten sind im Wortsinn gute Räder, was sich auch in den Noten ausdrückt. Sowohl unter den Versendern als auch unter den Fachhandelsmarken sollte man sich daher vor allem an der Geome­trie ­orientieren. Denn hier liegen die wahren Unterschiede.

  Alle Artikel dieser Ausgabe finden Sie in TOUR 2/2016: Heft bestellen->  TOUR IOS-App-> TOUR Android-App->Foto: Markus Greber
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