Der Fokus des grundlegend überarbeiteten Addict liegt auf Komfort und Vielseitigkeit für lange Touren. Herzstück ist eine modifizierte Rahmengeometrie, wobei ein etwas größerer Stack (tatsächliche Rahmenhöhe) und minimal geringerer Reach (tatsächliche Rahmenlänge) Fahrerin oder Fahrer im Vergleich zum Vorgänger aufrechter im Sattel sitzen lässt. Für Rahmengröße 56 ist ein STR-Quotient als Kennzahl für die Sitzposition von 1,54 angegeben. Scott präsentiert dabei zwei Rahmenqualitäten: Die leichtere Carbonversion namens HMX bringe beeindruckende 740 Gramm auf die Waage, für die einfachere HMF-Variante ist kein Gewicht bekannt.
Der Fahrkomfort als oberstes Entwicklungsziel lässt sich zudem an modifizierten Rohrformen ablesen. Das verjüngte Sitzrohr, filigrane Oberrohr und tief ansetzende Sitzstreben sollen das Bike deutlich besser federn lassen. Der Schweizer Hersteller nennt gegenüber dem alten Modell ein Plus bei der Nachgiebigkeit von 50 Prozent. Gegenüber dem Addict RC gibt Scott eine Verbesserung um 25 Prozent an, wobei das leichte Wettkampfrad im TOUR-Test bereits mit einem hohen Heckkomfort punkten konnte. Passend dazu: Beide Plattformen teilen sich fortan dieselbe Carbon-Sattelstütze der hauseigenen Komponentenmarke Syncros, in dessen Aussparung ein optional erhältliches Rücklicht mit StZVO-Zulassung (54,95 Euro) passt.
Mit 35 Millimetern zeigte sich bereits der Vorgänger bei der maximalen Reifenfreiheit großzügig, nun passen noch etwas dickere Pneus durch Rahmen und Gabel. Offiziell lässt sich das Scott mit bis zu 38-Millimeter-Reifen fahren, womit es ins Revier von geländetauglichen Gravelbikes vorstößt. Specialized beispielsweise stattet das Crux ab Werk mit 38er Gummis aus. Noch bemerkenswerter: Bereits ab Werk rollt die Neuheit auf 34 Millimeter breiten Reifen von Schwalbe. Ein klares Indiz, dass sich das Scott nicht nur auf Asphalt heimisch fühlt, sondern auch Abstecher in leichtes Gelände erlaubt.
Passend zum Charakter eines vielseitigen Allroad-Bikes bietet das neue Addict Zusatzlösungen wie ein integriertes Staufach. Anders als bei der Konkurrenz sitzt der “Kofferraum” nicht auf der Oberseite des Unterrohrs, sondern ist oberhalb des Tretlagergehäuses integriert. In die Öffnung lässt sich ein sogenanntes “Safe-The-Day-Kit” stecken, das Pannen-Set zählt bei allen Modellversionen zur Serienausstattung. Durch die tiefe Positionierung bleibe das Handling des Addict ausgewogen, so Scott. Gleichwohl dürfte die Abdeckung bei Regen- oder Geländefahrten schnell verschmutzen.
In das vordere Rahmendreieck lässt sich eine eigens entwickelte Tasche von Syncros montieren. Das aufpreispflichtige Zubehör (64,95 Euro) biete ausreichend Platz für Regenjacke, Smartphone und Energieriegel. Ein einhändig bedienbarer Reißverschluss soll den Zugriff während der Fahrt erleichtern. Auf Aufnahmen für feste Schutzbleche verzichten die Schweizer. Dafür werden Hobbyschrauber den einheitlichen Schraubenstandard (T25) begrüßen, den Scott beim Addict RC einführte. Auch das Mini-Tool, das an allen Ausstattungsvarianten im linken Lenkerende versteckt ist, übernimmt das Addict vom fast namensgleichen Wettkampfrenner.
Zum Markstart ist das Addict in sechs Ausstattungsvarianten zwischen 2599 und 7499 Euro erhältlich. Vier Modelle (50, 40, 30, 20) basieren auf dem einfacheren HMF-Carbonrahmen, die beiden Top-Versionen (10, Premium) erhalten die leichtere HMX-Variante. Die Komplettradgewichte reichen laut Herstellerangabe von 7,4 bis 9,0 Kilogramm. Alle Spezifikationen zeichnen sich durch eine moderne und edle Optik mit (teil-)integrierten Leitungen aus. Bis auf das Addict Premium kommen alle Modelle mit zweiteiliger Lenker-Vorbau-Kombi, die Spielraum bei der Positionsanpassung lässt.
Die Schaltgruppen von Shimano (105, 105 Di2, Ultegra Di2, Dura-Ace Di2) oder SRAM (Force AXS) sind durchweg bergtauglich, indem sie im kleinsten Gang eine 1:1-Übersetzung (34/34 Zähne) erlauben oder wie beim Addict 10 sogar mit Untersetzung (33/36 Zähne) kommen. Für ambitionierte Fahrer wichtig: Über einen Powermeter verfügt nur das Force-Modell. Einen ausführlichen Einzeltest des neuen Marathon- bzw. Allroad-Bikes gibt es demnächst in TOUR 11/2025 oder auf www.tour-magazin.de.