Das Addict hört auf denselben Modellnamen wie der neue Leichtbau-Renner von Scott. Auch optisch besteht Verwechslungsgefahr mit dem Arbeitsgerät von Q36.5-Profi Tom Pidcock. Deutlicher werden die Unterschiede dafür auf der Straße und im TOUR-Labor. So präsentiert sich das Addict 30 als typischer Vertreter für die Langstrecke. Durch den langen Radstand und viel Gabelnachlauf zieht das Scott unaufgeregt seine Bahn und verzeiht ruckartige Lenkimpulse. Die Rahmengeometrie fällt für ein Endurance-Rennrad zwar vergleichsweise sportlich aus, dennoch lassen sich lange Touren unbeschwert genießen. Dazu trägt auch der gute Federkomfort der runden Alu-Sattelstütze mit langem Auszug bei.
Die Front präsentiert sich auf Holperpisten nicht ganz so geschmeidig. Die Serienversion dürfte allerdings etwas besser mit Unebenheiten umgehen, da Scott das Rad regulär mit einem geklemmten Carbonlenker listet. Am Testrad, das dank einer Reifenfreiheit von 35 Millimetern im Revier von feldwegtauglichen Allroadbikes wildert, war eine dünne Lenkzentrale aus Alu geklemmt. Da die Bremsleitungen teilintegriert unter dem Vorbau ins Steuerrohr geführt werden, erleichtert das Scott die Wartung.
Insgesamt wirkt das Rad souverän. Bei den kombinierten Steifigkeitswerten aus Rahmen und Gabel zählt das Addict zum besten Material, auch die Tretlagersteifigkeit lässt keinerlei Ansatz zur Kritik. Speziell schwerere Fahrer werden das zu schätzen wissen. Erfreulich für den Käufer ist der Aufbau mit Carbonlaufrädern, in der Klasse um 4000 Euro keine Selbstverständlichkeit. Vergleichbar ausgestattet werden bei der Konkurrenz mindestens 200 Euro mehr fällig. Da die Carbonfelgen der Eigenmarke Syncros jedoch relativ schwer sind, kann das Addict an der Waage nicht sonderlich davon profitieren.
Dennoch: Mit knapp über acht Kilogram hängt der Renner passabel am Gas, in steilem Gelände hilft die bergtaugliche Übersetzung. Das Addict 30, das mit festen Schutzblechen nachgerüstet werden kann, nimmt den Platz des Mittelklassemodells ein. Die teureren Ausstattungsvarianten kommen unter anderem mit vollintegriertem Cockpit, der Preissprung fällt mit mindestens 1200 Euro deutlich aus. Unter der Modellreihe Speedster bieten die Schweizer ein preiswertes Pendant mit Alu-Rahmen (999 bis 1799 Euro) an.