Toller RollerScott Addict 10 im Test

Jens Klötzer

 · 14.10.2025

Scott Addict 10 im TOUR-Test
Foto: Wolfgang Papp
Race, Endurance, Gravel: Wie gestalten sich die Entwicklungen in den Rennrad-Kategorien? In unserer Neuheiten-Vorschau auf 2026 präsentieren wir taufrische Modelle, die Aufschluss über die Trends der kommenden Saison geben. Hier im Fokus: das Scott Addict 10.

​Scotts Marathonrennrad Addict zählte bislang stets zu den sportlicheren Vertretern seiner Klasse. Nicht nur der Name weckte die Assoziation zum Wettkampf-Modell Addict RC. Auch optisch orientierte sich der Rahmen an den Formen des Leicht-Renners. Die Geometrie gestreckter als der Durchschnitt und das Fahrwerk straff abgestimmt, so sortierte sich das Rad bislang im Wettbewerb ein. Das ändert sich nun mit der neuesten Ausbaustufe, in der das Addict konsequenter auf den Einsatz auf Langstrecken und auf viel Komfort ausgerichtet wird. Der Fahrkomfort als oberstes Entwicklungsziel lässt sich an modifizierten Rohrformen ablesen. Das Addict wirkt eigenständig und hebt sich sichtbar vom sportlichen Bruder ab. Das verjüngte Sitzrohr, filigrane Oberrohr und tief ansetzende Sitzstreben sollen das Bike deutlich besser federn lassen. Hinzu kommen dickere Reifen, schon ab Werk rollen alle Ausstattungsvarianten des Addict auf ­voluminösen 34-Millimeter-Pneus. Bis zu 38 Millimeter lassen Rahmen und Gabel zu, womit sich das Rad auch abseits geteerter Straßen wohlfühlen soll. Die Geometrie ist ebenfalls überarbeitet und unterstreicht den Charakter als bequemes Touren-Rennrad.

​Scotts Marathonrennrad Addict zählte bislang stets zu den sportlicheren Vertretern seiner Klasse.Foto: Wolfgang Papp​Scotts Marathonrennrad Addict zählte bislang stets zu den sportlicheren Vertretern seiner Klasse.

​Weitere Rennrad- & Gravelbike-Neuheiten 2026 im Test

Scott Addict 10: Komfort spielt eine Rolle

Wer auf dem Addict Platz nimmt, findet eine Sitzposition vor, die selbst in der Kategorie der Endurance-Bikes als außerordentlich bequem auffällt: Der Lenker thront weit über dem Vorderrad und fast das gesamte Gewicht verlagert sich auf den Sattel. In Zahlen ausgedrückt erhöhte sich das Verhältnis von Stack zu Reach, das als Maß für eine gestreckte oder aufrechte Sitzposition gilt, deutlich von 1,54 auf 1,63.

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Wer auf dem Addict Platz nimmt, findet eine Sitzposition vor, die selbst in der Kategorie der Endurance-Bikes als außerordentlich bequem auffällt.Foto: Wolfgang PappWer auf dem Addict Platz nimmt, findet eine Sitzposition vor, die selbst in der Kategorie der Endurance-Bikes als außerordentlich bequem auffällt.

Damit rutscht das Rad im Spektrum seiner Kategorie vom sportlichen Ende ans komfortable. Dennoch wirkt das Addict gut ausbalanciert. Kraftvolle Beschleunigungsmanöver sind in dieser Position zwar nicht die große Stärke, aber wenn das Rad einmal rollt, vermittelt es viel Fahrspaß. Die Lenkung ist ausgewogen und keineswegs langweilig. Man kann mit dem Rad ­sowohl stundenlang geradeaus pedalieren, ohne der Fahrlinie viel Aufmerksamkeit widmen zu müssen, als auch zügig Kurven kratzen. Lebendig und berechenbar folgt das Addict der vorgegebenen Spur. Unebenheiten steckt das Fahrwerk auch in Schräglage gut weg, dennoch wirken schnelle Kurvenfahrten präzise und keineswegs teigig.

Fahren Wie auf einem Teppich

Tatsächlich bemerkenswert ist der Komfort des Rades. Kommt man von einem klassischen Straßenrennrad, fühlt sich die Fahrt auf dem Addict an, als würde es über einen flauschigen Teppich rollen. Einen Anteil daran hat sicherlich das Rahmen-Set mit der rückseitig ausgesparten Carbonsattelstütze, die es sich mit dem Addict RC teilt. Die Messwerte im TOUR-Labor bestätigen das, hier verdient sich das Addict die Bestnote. Auch an der Front federt das Rad ordentlich. Verstärkt wird der Eindruck von einem Sattel mit sehr nachgiebiger Schale sowie den Reifen, die selbst für die Kategorie der Endurance-Bikes breit aus­fallen und mit entsprechend wenig Luftdruck gefahren werden können. Dabei rollt es keineswegs zäh, im Gegenteil sogar außerordentlich gut. Das dürfte für alle Varianten gelten, denn Stütze und die Schwalbe-Reifen sind selbst bei der Einstiegsvariante montiert.

Antrieb und Rad harmonieren

Die neue SRAM Force passt auch hervorragend zum Anspruch eines Komfort-Renners.Foto: Wolfgang PappDie neue SRAM Force passt auch hervorragend zum Anspruch eines Komfort-Renners.

Die neue SRAM Force passt auch hervorragend zum Anspruch eines Komfort-Renners, nebenbei ist das Addict 10 die einzige Ausstattung mit einem Powermeter. Die Bedienung ist simpel, die Bremsen sind stark und die Bremsgriffe bequem. Das gilt auch für Sattel und den komfortablen Lenker, wir haben schon nach wenigen Kilometern den Eindruck, dass wir stundenlang ohne Schmerzen auf dem Rad verbringen könnten. Dazu gesellt sich ein passendes Getriebe; mit der leichten Untersetzung im ersten Gang sind auch lange Anstiege kein Problem. Um die Langstreckentauglichkeit zu unterstreichen, stattet Scott das Addict mit praktischen Helferlein aus: Ein Staufach im Unterrohr ist von der Unterseite zugänglich.

Clevere Lösungen: Im Staufach vor dem Tretlager findet sich ein Pannen-SetFoto: Wolfgang PappClevere Lösungen: Im Staufach vor dem Tretlager findet sich ein Pannen-Set

Es sitzt zwar direkt im Windschatten des Vorderrades und ist Wasser und Schmutz ausgesetzt, doch die Klappe mit Drehverschluss wirkt zumindest solide. Im vorderen Rahmendreieck lässt sich an zwei Schraubgewinden eine passgenaue Tasche befestigen, in die Aussparung der Sattelstütze passt ein Rücklicht. Beides wird als optionales Zubehör angeboten. Clever sind das serienmäßig mitgelieferte Minitool im Lenkerende und die Festlegung auf einen Schraubenstandard: Alle wichtigen Schrauben, von den Steckachsen über die Flaschenhalter bis zur Lenkerklemmung, sind mit einem Torx-Werkzeug zu bedienen. Den Einstieg markiert das Addict 50 für 2399 Euro mit mechanischer Shimano 105 und Alu-Laufrädern, das Gewicht wird mit neun Kilogramm angegeben. Carbonfelgen sind ab dem Addict 30 mit 105 Di2 Teil des Pakets (3799 Euro, 8,5 Kilogramm). Eine höhere Carbonqualität gibt es nur beim getesteten Addict 10 sowie dem Top-Modell Premium, das mit Dura-Ace-Schaltung und dem Carbon-Cockpit des Addict RC rund 7,4 Kilogramm wiegen soll. Dafür werden 7499 Euro fällig.

Scott Addict 10: Test-Note, Preis, Geometrie, Ausstattung, Messwerte, Vor- und Nachteile

Scott Addict 10: Test-Note, Preis, Geometrie, Ausstattung, Messwerte, Vor- und NachteileFoto: Wolfgang PappScott Addict 10: Test-Note, Preis, Geometrie, Ausstattung, Messwerte, Vor- und Nachteile
  • Preis: 6399 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 7,9 Kilo
  • ​Rahmengrößen: XXS, XS, S, M, L, XL, XXL
  • TOUR-Note: 1,7

​Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 515/560/180 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 617/378 Millimeter/1,63
  • Stack+/Reach+/STR+: 680/562 Millimeter/1,21
  • Radstand/Nachlauf: 1014/60 Millimeter

​Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: SRAM Force AXS /46/33, 10-36 Zähne) | Note: 1,0
  • Bremsen: SRAM Force HRD (160/160 Millimeter | Note: 1,0
  • Reifen: Schwalbe One 34 Millimeter | Note: 1,5
  • Laufräder: Fulcrum WIND 42 DB
  • Laufradgewichte: 1394/1803 Gramm

Messwerte

  • Gewicht Komplettrad: 7890 g | Note: 3,0
  • Fahrstabilität: ​8,15 N/mm | Note: 1,7
  • Komfort Heck: 70 N/mm | Note: 1,0
  • Komfort Front: 84 N/mm | Note: 2,3
  • Antritt/Tretlagersteifigkeit: 62 N/mm | Note: 1,0
tour/image_f4aee856104805202237179395248607Foto: TOUR

Scott Addict 10: Vor- und Nachteile

Vorteile

extrem komfortabel, viele Größen, ­Powermeter, clevere Zusatzlösungen

Nachteile

keine Tubeless-Bereifung ab Werk

So testet TOUR

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