Rennrad-TypenDas Endurance-Rennrad

Jens Klötzer

 · 18.09.2023

Das Endurance-Rennrad ist das “Gran Turismo” unter den Rennrädern. Es bietet viel Federkomfort und eine aufrechte Sitzposition.
Foto: Wolfgang Papp
Rennrad ist nicht gleich Rennrad: Die Industrie hat sich eine Vielzahl von Variationen ausgedacht, um verschiedensten Ansprüchen gerecht zu werden. Die Kategorien sind dabei nicht immer selbsterklärend, eindeutig definiert und trennscharf, was Laien vor Probleme stellt. TOUR erklärt die wichtigsten Rennrad-Gattungen, was sie ausmacht und was man damit machen kann. In diesem Artikel: Das Endurance-Rennrad.

Was ist ein Endurance-Rennrad?

Das Endurance-Rennrad ist das „Gran Turismo“ unter den Rennrädern. Es soll vor allem dann glänzen, wenn man lange im Sattel sitzt und ein langes Durchhaltevermögen gefragt ist. Deswegen sind sie, ihrer sportlichen Optik zum Trotz – vor allem eines: Möglichst bequem. Auf den Rädern sitzt man aufrechter, also rückenschonender als auf einem klassischen Wettkampf-Rennrad; breitere Reifen und nachgiebige Komponenten verleihen etwas Federkomfort, wenn jede Fahrbahnunebenheit schmerzt. Auch die Übersetzungen sind deutlich kleiner, so dass auch lange, steile Anstiege problemlos genommen werden können. Wegen dieser Ausrichtung sind die Endurance-Rennräder auch ideale Gefährte für Menschen, die wenig Zeit für Training haben oder gerade in den Sport einsteigen möchten. Auch ältere Personen kommen mit dem etwas kommoderen Ansatz oft besser zurecht als mit den sehr sportlich ausgelegten Wettkampf-Rennrädern.

Was macht die Rahmen von Endurance-Rennern besonders?

Die Plattformen von Endurance-Rädern sind in erster Linie optimiert auf hohen Komfort für Fahrerinnen und Fahrer. Das Steuerrohr ist etwas länger und das Oberrohr etwas kürzer als bei einer klassischen Rennrad-Geometrie, dadurch sitzt man etwas aufrechter. Meist sind besonders nachgiebige, weit ausziehbare Sattelstützen verbaut und die Sitzstreben tief am Sitzrohr angesetzt, damit die Stütze über eine möglichst große Länge flexen kann. Das bringt ein bis zwei Zentimeter Federweg am Sattel – deutlich mehr als bei allen anderen Rennrad-Kategorien. An der Front ist das Federvermögen weniger ausgeprägt, die starren Carbongabeln geben, wie bei Wettkampfrädern auch, kaum nach. Nur sehr vereinzelt findet man minimalistische Federsysteme am Vorbau wie beispielsweise beim Specialized Roubaix.

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Das Steuerrohr ist bei einem Endurance-Modell meist etwas länger, das Oberrohr dafür etwas kürzer. Die Folge ist eine entspannte Sitzposition.
Foto: Borchers

Wie fällt das Fahrverhalten aus?

Ein langer Radstand (1.000 Millimeter und mehr) bewirkt ein gutmütiges Lenkverhalten und guten Geradeauslauf. Im Vergleich zu Wettkampf-Rennrädern fahren sich die Endurance-Rennräder dadurch etwas sicherer und berechenbarer, sind aber behäbiger bei schnellen Richtungswechseln.

Unter Radstand ist der Abstand zwischen der Vorder- und Hinterradnabe gemeint. Beim Endurance-Rennrad liegt dieser meist bei 1000 Millimetern und mehr.Foto: Matthias BorchersUnter Radstand ist der Abstand zwischen der Vorder- und Hinterradnabe gemeint. Beim Endurance-Rennrad liegt dieser meist bei 1000 Millimetern und mehr.

Welche Reifen passen?

Das Fahrverhalten von Endurance-Rennrädern ist optimiert auf Reifenbreiten um 30 Millimeter, mit steigender Tendenz. Damit lassen sich auch schlechte Straßen unter die Räder nehmen, der Komfort ist höher als beim klassischen Straßenrad. Viele populäre Endurance-Räder kommen serienmäßig mit 32 Millimeter-Reifen und lassen Platz für geländetaugliche Pneus: Bei vielen lassen sich auch 35 Millimeter, vereinzelt bis 38 Millimeter breite Reifen problemlos montieren. Damit wildert das Endurance-Rennrad im Revier der Allroad- und Gravelbikes.

Moderne Endurance-Räder rollen auf 32 Millimeter breiten Reifen. Maximal lassen sich auch bis zu 40-Millimeter-Schlappen aufziehen.Foto: BorchersModerne Endurance-Räder rollen auf 32 Millimeter breiten Reifen. Maximal lassen sich auch bis zu 40-Millimeter-Schlappen aufziehen.

Was gibt es bei den Übersetzungen zu beachten?

Die Getriebe von Endurance-Rädern bieten eine große Bandbreite mit vergleichsweise kleinen Bergübersetzungen. Der Klassiker ist die Kompaktkurbel mit zwei Kettenblättern 50/34, vereinzelt gibt es auch kleinere, z.B. 48/32 oder 46/30. Die Ritzelpakete bieten ein sehr breites Gangspektrum (bis zu 36 Zähne), aber auch größeren Sprüngen zwischen den Gängen. Damit eignet sich die Ausstattung auch für weniger trainierte Fahrer und steile Anstiege.

Üblicherweise kommen Endurance-Räder mit bergtauglichen Übersetzungen. Dank Kompaktkurbel (50/34 Z.) und großem Ritzel (bis zu 36 Zähne) lassen sich auch steile Rampen bewältigen.Foto: Matthias BorchersÜblicherweise kommen Endurance-Räder mit bergtauglichen Übersetzungen. Dank Kompaktkurbel (50/34 Z.) und großem Ritzel (bis zu 36 Zähne) lassen sich auch steile Rampen bewältigen.

Welchen Zusatznutzen haben Endurance-Rennräder?

Meistens sind die Rahmen und Gabeln mit Gewinden für feste Schutzbleche ausgestattet, so eignet sich der Endurance-Renner auch als sportliches Reise- oder Pendlerrad. Eher selten sind Befestigungsmöglichkeiten für einen Gepäckträger oder kleine Taschen/Werkzeugboxen. Vereinzelt gibt es kleine Staufächer im Rahmen, in denen ein Pannenset untergebracht werden kann - zum Beispiel am Canyon Endurace oder Trek Domane.

Kleine Staufacher im Rahmen bieten Platz für ein Pannenset. Entweder am Oberrohr...
Foto: Matthias Borchers

Was kosten Endurance-Rennräder?

Endurance-Bikes gibt es in jeder Preisliga, im Vergleich zu den Wettkampf-Maschinen starten Endurance-Bikes aber deutlich günstiger. Es gibt bei preisaggressiven Herstellern bereits Angebote ab 1.000 Euro. Aber auch High-End-Ausstattungen mit Rennsporttechnik sind erhältlich, die Top-Modelle von Premiummarken können 10000 Euro und mehr kosten.

Was wiegen Endurance-Rennräder?

In den oberen Preisklassen ist der Unterschied zum Wettkampf-Renner nicht besonders groß: Die Ausstattungen sind vergleichbar, die Rahmen wiegen minimal mehr, der größte Gewichtsunterschied kommt durch die breiteren und robusteren Reifen zustande. Die leichtesten Endurance-Bikes können knapp über sieben Kilogramm erreichen (Leichtbau-Rennrad: bis 6,8 Kilogramm). Einsteiger-Bikes mit Aluminiumrahmen und preiswerter Ausstattung können bis zu neun Kilogramm wiegen.



Was sind typische Vertreter?

Canyon Endurace: sehr komfortabel und viel Auswahl

Canyon Endurace CFR Di2Foto: Matthias BorchersCanyon Endurace CFR Di2

Giant Defy: simpel und langlebig mit Auswahl von preiswert bis exklusiv >> hier erhältlich

Giant Defy Advanced 1Foto: GiantGiant Defy Advanced 1

Rose Reveal: Viel Rad fürs Geld >> hier erhältlich

Rose Reveal AL UltegraFoto: Matthias BorchersRose Reveal AL Ultegra

Specialized Roubaix: Mit Extra-Komfort am Lenker >> hier erhältlich

Specialized Roubaix SL8 ProFoto: SpecializedSpecialized Roubaix SL8 Pro

Trek Domane: Fast so vielseitig wie ein Gravelbike >> hier erhältlich

Trek Domane SLR 7Foto: Matthias BorchersTrek Domane SLR 7

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