Julian Schultz
· 28.12.2024
Scheibenbremsen, elektrische Schaltungen, Systemintegration: Vor allem neue technische Entwicklungen trieben die Preise für Rennräder innerhalb des letzten Jahrzehnts in schwindelerregende Höhen. Dass es auch anders geht, zeigten wir in einem Vergleichstest preiswerter Rennräder in der August-Ausgabe 2024. Klar, niedrige Gewichte unter sieben Kilogramm oder Aero-Optimierungen kann man hier nicht erwarten. Von den jüngsten Technik-Features schaffen es auch nicht alle in untere Preisklassen. Bemerkenswert aber ist, dass für nur zehn Prozent des Preises von Top-Modellen doch vollwertige Rennräder machbar sind, die hervorragend funktionieren und Fahrspaß vermitteln können.
Größter Dämpfer in der Preisklasse ist das hohe Gewicht der Räder. Mit dem Rose Blend Road rollte der günstigste Renner in diesem Jahr in unser Labor, es kostet 1199 Euro. Allerdings wiegt das gezielt für Rennrad-Einsteiger konstruierte Modell auch mehr als zehn Kilogramm. Davon abgesehen bietet es aber mit der Shimano Tiagra eine tadellos funktionierende Schaltung mit starken hydraulischen Scheibenbremsen und einem aufgeräumten Cockpit durchaus auch moderne Rennrad-Technik. Vom Fahrerlebnis eines Profi-Renners ist das Rose nicht nur durch das höhere Gewicht etwas entfernt. Auch die sehr aufrechte Sitzposition und das träge Lenkverhalten prädestinieren das Rad eher für gemütliche Touren.
Einen sportlichere Ausrichtung bietet das Radon R1 Tiagra, das nur 100 Euro teurer ist und auf dem zweiten Platz in diesem Ranking landet. Vor allem die Sitzposition auf dem Rad kommt einem Wettkampf-Modell ziemlich nahe. Allerdings bremsen auch hier das recht hohe Gesamtgewicht und speziell die schweren Laufräder.
Mit noch einmal 100 Euro Aufschlag teilen sich das Canyon Endurace 6 und das Giant Contend AR 2 zu je 1399 Euro den dritten Platz. Beide Modelle zeigen, dass es auch in dieser Preisklasse durchaus technische Unterschiede gibt. Das Canyon wiegt mit 9,5 Kilo gut 700 Gramm weniger als die Schwergewichte von Radon und Rose. Das Giant, ein Allroad-Modell, das sich problemlos auch über Feldwege treiben lässt, verdient sich mit seiner speziellen Carbon-Sattelstütze Bestnoten in der Komfortwertung, die auch zehnmal teurere Endurance-Modelle neidisch werden lassen.
Noch deutlich günstiger als die genannten Renner war in diesem Jahr nur das Graveler vom Lebensmittel-Discounter Lidl, welches wir auch als Testrad bestellten. Das Rad ist mit 699 Euro konkurrenzlos günstig. Der Einzeltest zeigte aber Erwartbares: Das Rad offenbart technische Schwächen und ist kein ernstzunehmender Konkurrent, weshalb wir es hier im Ranking nur erwähnen.