Fast zehn Jahre nach der Premiere rollt der deutsche Versandhändler und Fahrradbauer ein umfangreiches Update des Endurace aus. Die Grundtugenden ließen die Koblenzer unverändert: Eine relativ aufrechte Sitzposition und die bewährte Blattfeder-Sattelstütze wappnen die Top-Versionen CFR und CF SLX für die Langstrecke. Neu ist, dass die Aero-Optimierung nun auch im beliebten Marathon-Segment der Koblenzer angekommen ist.
Laut Canyon verbessert sich die Aero-Leistung im Vergleich zum Vorgänger um sieben Watt bei Tempo 45 km/h. Wieviel Watt der Fahrer insgesamt leisten muss, um den Luftwiderstand des CFR oder CF SLX zu überwinden, teilte der Versender nicht mit. Wesentlichen Anteil an der besseren Aerodynamik sollen das von Aeroad und Ultimate bekannte CP0018-Cockpit, integrierte Leitungen und schlankere Rohrformen haben. Durch die windschnittige Lenkereinheit konnte das Steuerrohr filigraner konstruiert werden. Zudem sind die Gabelscheiden in die Länge gezogen und das Unterrohr schlanker.
Zur Einordnung: Das bislang schnellste Canyon Ultimate im TOUR-Test, das CF SL 8 Aero, erzielte bei 45 km/h eine Aero-Leistung von 216 Watt. An diesen Wert dürfte das Endurace trotz konsequenter Optimierung nicht herankommen, da Canyon ein zentrales Anbauteil aus Komfortgründen weiterhin in den Rahmen steckt: die patentierte Blattfeder-Sattelstütze. Diese ist zwar weniger aerodynamisch als die Stütze im Ultimate, federt dafür aber deutlich besser. Zusammen mit einem 32 Millimeter breiten Hinterradreifen dürfte auch das neue Canyon Endurace wieder zu den komfortabelsten Straßenrädern auf dem Markt gehören. Mit der Möglichkeit, bis zu 35 Millimeter breite Reifen zu verbauen, kann das Rennrad noch komfortabler und vielseitiger werden. Es kratzt damit schon an der Kategorie der Allroad-Bikes, auch Ausflüge in leichtes Gelände sind damit drin.
Das neue Endurace kommt in acht Größen, die Menschen von 152 bis 200 Zentimetern Körpergröße abdecken sollen. In die beiden kleinsten Größen (3XS und 2XS) sind dabei kleinere 650B-Laufräder verbaut. Alle Modelle bekommen zudem eine neue Lenkereinheit, die sich um 15 Millimeter in der Höhe und 40 Millimeter in der Breite verstellen lässt. Die Lenkerenden lassen sich zudem abnehmen, so lässt sich das Rennrad leichter in einen Karton verpacken. Die Leitungen sind im Gegensatz zum günstigeren Endurace CF SL bei den SLX- und CFR-Varianten komplett ins Cockpit integriert.
Neu ist außerdem ein Staufach im Oberrohr des Rahmens; unter einer Kunststoffabdeckung ist Platz für ein Multitool, ein Pannenset für Tubeless-Reifen, eine CO2-Pumpe mit Kartusche und zwei Reifenheber. Die nützlichen Begleiter liegen dem Rad serienmäßig bei.
Bei unserem ersten Test auf der Straße begeistert das Canyon Endurace vor allem mit außergewöhnlichem Komfort. Das Zusammenspiel aus den breiten Reifen und der Blattfederstütze lässt das Rennrad buchstäblich über schlechte Straßen schweben - man könnte fast meinen, auf einem Gravelbike zu sitzen. Nur geht es auf der Straße zügiger voran, denn die Reifen überzeugen mit Rollwiderstand auf Top-Niveau. Auch am Berg fährt sich das Rad leichtfüßig wie ein Wettkampfrenner, denn die leichten Carbonfelgen von DT Swiss sind nicht nur aerodynamisch top, sondern lassen sich auch gut beschleunigen. Auch bei den Details gibt es an der von uns getesteten Top-Version kaum etwas auszusetzen, bis hin zum komfortablen, aber griffigen Lenkerband stimmt hier einfach alles. Etwas Übung erfordert lediglich die Beladung des Staufaches, da die Aussparung im Oberrohr relativ klein ist. Zudem nimmt die Neoprentasche, die die Koblenzer als “Tool Snake” bezeichnen, nicht jedes x-beliebige Mini-Tool und Pannenset auf sondern nur die schlanken, mitgelieferten Teile. Ein Kettennieter oder ein Ersatzschlauch, den man auf längeren Reisen besser dabei hätte, passen nicht mehr hinein.
Insgesamt stehen vom neuen Canyon Endurace acht Ausstattungsvarianten zur Verfügung, davon drei mit dem hochwertigen CFR-Rahmen und fünf in der Version SLX. Die wichtigsten Ausstattungsdetails und Preise aller Varianten, von teuer bis preiswert, in der Bildergalerie: