Julian Schultz
· 31.12.2024
Die Neuheit ist eine Rennmaschine in Reinkultur und abseits des Windkanals dem nominell schnelleren Boliden des österreichischen Herstellers leicht überlegen. Denn neben der exzellenten Aerodynamik profitiert das Storck in der Bewertung von einem bemerkenswert niedrigen Gewicht: Im Vergleich zum Vorgänger mit fast identischen Komponenten spart es 360 Gramm, gegenüber dem Simplon ist es sogar um 620 Gramm leichter. Wie kann das sein? “Wir haben andere Carbonfasern verwendet, außerdem die Technologie der Werkzeuge verbessert”, so Storck. Damit konnte das Gewichtsniveau bei Rahmen (1113 Gramm) und Gabel (476 Gramm) gehalten werden. Gegenüber dem Aerfast.4 fehlt der Neuheit zudem ein Powermeter, die leichten Tubolito-Schläuche helfen beim Gewichtstuning ebenfalls. Den Rest holt der Bolide über Sattelstütze, Cockpit und das kurze Lenkerband heraus.
Niedriges Gewicht, hoher Preis: Das leichteste Rennrad des Jahres ist zudem das exklusivste. Und den 1. Rang bei den komfortabelsten Rennern räumt es auch noch ab. Schmolke ruft für das Leggerissima TLO einen astronomischen Preis von 16500 Euro auf. Damit ist das 5,4-Kilo-Rad laut einer aktuellen Erfassung des ADAC sogar teurer als die günstigsten Kleinwagen von Dacia, Mitsubishi und Mazda.
Kurz vor dem Jahreswechsel schrieb das Leggerissima TLO von Schmolke Geschichte: Mit 5,4 Kilogramm war die Neuheit nämlich nicht nur das leichsteste Rennrad 2024, sondern setzte sich auch insgesamt an die Spitze der leichtesten Disc-Modelle im TOUR-Test. Der Kletterspezialist verwies damit das Benotti Fuoco Carbon Ultra (6,1 Kilo) und Giant TCR Advanced SL (6,5 Kilo) recht deutlich auf die weiteren Plätze. Beide Modelle wurden ebenfalls in diesem Jahr vorgestellt.
Größter Dämpfer in der Preisklasse ist das hohe Gewicht der Räder. Mit dem Rose Blend Road rollte der günstigste Renner in diesem Jahr in unser Labor, es kostet 1199 Euro. Allerdings wiegt das gezielt für Rennrad-Einsteiger konstruierte Modell auch mehr als zehn Kilogramm. Davon abgesehen bietet es aber mit der Shimano Tiagra eine tadellos funktionierende Schaltung mit starken hydraulischen Scheibenbremsen und einem aufgeräumten Cockpit durchaus auch moderne Rennrad-Technik. Vom Fahrerlebnis eines Profi-Renners ist das Rose nicht nur durch das höhere Gewicht etwas entfernt. Auch die sehr aufrechte Sitzposition und das träge Lenkverhalten prädestinieren das Rad eher für gemütliche Touren.
Enger geht’s kaum! Die Top-Drei der leichtesten Gravelbikes im Testjahr 2024 trennen lediglich 65 Gramm. Angeführt wird die Bestenliste von einer Neuheit: dem Checkmate SLR 8 von Trek. Das erste wettkampforientierte Geländerad der US-Amerikaner setzt sich mit 8155 Gramm an die Spitze. Der “Vorsprung” auf das zweitplatzierte Canyon Grail CF SLX 8 AXS ist allerdings verschwindend gering bzw. vernachlässigbar. Schließlich hing das Modell der Koblenzer nur fünf Gramm schwerer an der TOUR-Waage.
Der Komfort ist das wichtigste Qualitätskriterium bei einem modernen Gravelbike. Bei TOUR würdigen wir dies, indem die Federung 30 Prozent an der Endnote ausmacht. Am besten schlug sich in dieser Kategorie das Liv Devote. Die Fahrradmarke für Frauen schickte mit dem Advanced Pro das Top-Modell der überarbeiteten Plattform in den Test - und verdiente sich unter anderem wegen des sehr guten Komforts eine Top-Note. Die verjüngte Carbonstütze gibt auf dem Prüfstand um 11,5 Millimetern nach. Der Bestwert im Testjahr. Auch insgesamt federt kaum eine Konstruktion besser. Der geklemmte Carbonlenker ist etwas unnachgiebiger, nimmt Schlaglöchern aber ebenfalls den Schrecken.