Allroadbike mit Licht und RadarNeues Cannondale Synapse im Fahrtest

Julian Schultz

 · 23.05.2025

Das neue Cannondale Synapse lässt sich auf den ersten Blick kaum vom wettkampftauglichen SuperSix Evo unterscheiden.
Foto: Albert Gallego Rabert
Das Synapse von Cannondale bekommt einen modernen Anstrich und orientiert sich optisch am Race-Allrounder der US-Marke. TOUR konnte die sündteure Top-Version bereits fahren. Das Synapse Lab71 begeistert mit extremem Federkomfort und einer Fülle an bisher unüblichen Zusatzfunktionen. Doch selbst solvente Interessenten dürften enttäuscht sein: In Deutschland ist das Luxusmodell nicht verfügbar.

Dass Cannondale an einem neuen Rennrad arbeitet, war bereits seit vergangenem Spätsommer publik. Schließlich umrundete Lachlan Morton auf einem damals noch unveröffentlichten Bike sein Heimatland Australien. Satte 14.210 Kilometer spulte der Ex-Profi auf dem offenkundig langstreckentauglichen Modell ab, das die US-Amerikaner nun als Synapse präsentieren. Die neue Generation versteht sich als sportlich konzipiertes Allroadbike, das Elemente des SuperX (Gravel) und SuperSix Evo (Race) aufgreift und je nach Ausstattung mit jeder Menge Zusatzfunktionen aufwartet.

Ex-Profi Lachlan Profi fuhr das neue Synapse bereits bei seiner Rekordfahrt in Australien.Foto: Karter MachenEx-Profi Lachlan Profi fuhr das neue Synapse bereits bei seiner Rekordfahrt in Australien.

Die Basis ist ein Rahmen-Set aus Carbon, das seine Nähe zu den beiden Race-Plattformen für Gelände und Straße offen zur Schau stellt. Markante Beispiele sind das stark verjüngte Sitzrohr, die filigrane Sattelstütze oder der strömungsoptimiert Lenkkopf. Cannondale bietet das Chassis in zwei Qualitätsstufen an. Rahmen und Gabel der Basisversion sollen rund 1644 Gramm wiegen, das leichtere Rahmen-Set soll knapp 200 Gramm leichter sein. Zu Komplettradgewichten machten die US-Amerikaner keine Angaben. Das exklusive Top-Modell aus unserem Fahrbericht, das auf dem deutschen Markt jedoch nicht erhältlich ist, hing mit 8.040 an der Waage.

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Cannondale Synapse: Die wichtigsten Fakten

  • Gewicht Komplettrad: 8,0 Kilogramm (gewogenes Gewicht, Top-Version, Größe 56)
  • Gewicht Rahmen (Standard/Hi-Mod): unter 1150/1000 Gramm
  • Gewicht Gabel (Standard/Hi-Mod): 494/445 Gramm
  • Stack/Reach/STR: 590/387 Millimeter/1,52
  • Maximale Reifenfreiheit: 48/42 Millimeter (vorne/hinten)
  • Rahmengrößen: 44, 48, 51, 54, 56, 58, 61
  • Preise: 3499 bis 15799 Euro

Für die Luxusversion klingt das nach ziemlich viel Ballast. Vergleichbare Top-Räder wie das Canyon Endurace CFR, Giant Defy Advanced SL oder Specialized S-Works Roubaix SL8 sparen bis zu 960 Gramm. Im Gegensatz zum Cannondale verzichten die genannten Kandidaten aber auf elektronische Helferlein wie Lichtanlage und Warnradar, die dem Synapse weiter ein Alleinstellungsmerkmal im Endurance-Segment verschaffen. Die US-Marke vereint die Technik wie beim Vorgänger unter dem Oberbegriff “SmartSense”, hierzulande sollen künftig zwei Ausstattungsvarianten mit den praktischen Features und StVZO-Konformität angeboten werden.

Das Synapse Lab71 aus unserem Fahrbericht führt die neue Modellreihe an. Weil dem Frontlicht die StVZO-Zulassung fehlt, gibt es die sündhaft teure Ausstattungsvariante allerdings nicht in Deutschland.Foto: Matthias BorchersDas Synapse Lab71 aus unserem Fahrbericht führt die neue Modellreihe an. Weil dem Frontlicht die StVZO-Zulassung fehlt, gibt es die sündhaft teure Ausstattungsvariante allerdings nicht in Deutschland.

“Smartsense” in zweiter Generation

Das kompakte LED-Frontlicht von LightSkin bietet 400 Lumen bieten. “Das ist hell genug, um den ganzen Tag und bis in die Nacht hinein zu fahren”, so Cannondale. Für die internationale Variante, die unter anderem am getesteten Lab71-Modell montiert ist, ist einen Lichtstrom von 800 Lumen angegeben. Das LED-Rücklicht von Garmin hat ein Radar integriert, das vor herannahenden Fahrzeugen warnt. Die Warnsignale werden akustisch oder visuell über jeden modernen Fahrradcomputer mit ANT+ oder via Smartphone wiedergegeben. Unsere Tester hatten allerdings Mühe, die Radar-Funktion mit einem Computer von Wahoo zu nutzen. Insgesamt sollte man vor der Premierenfahrt etwas Zeit mitbringen, um die technischen Zusatzlösungen mittels zugehöriger App freizuschalten und an die eigenen Bedürfnisse anzupassen.

Der Akku wandert im Gegensatz zur alten Version des Synapse ins Unterrohr und soll bei maximaler Beleuchtungsstufe bis zu 12:45 Stunden durchhalten. Der Clou: Neben der Lichtanlage und dem Radar kann die Batterie bei Modellen mit SRAM AXS auch Umwerfer und Schaltwerk speisen. Zudem kann der Akku zu einer Powerbank umfunktioniert werden. Wirklich vollkommen wäre das Konzept, wenn der US-Hersteller die Neuheit mit einem integrierten Nabendynamo anbieten würde, der die Batterie und damit auch Schaltung & Co. mit Strom versorgt. Ein separates Laden wäre dadurch vom Tisch. Räder mit Schaltgruppen von Shimano kommen erst gar nicht in den Genuss der unüblichen Funktionen. Denn wie Cannondale mitteilte, ist “Smartsense” vorerst nur mit SRAM-AXS-Antrieben kompatibel.

Die zentralen Bestandteile des “Smartsense”-Systems sind ein Frontlicht von LightSkin sowie ein Rücklicht inklusive Radar von Garmin. Die Batterie kann Umwerfer und Schaltwerk von SRAM-Schaltungen mit Strom speisen.Foto: CannondaleDie zentralen Bestandteile des “Smartsense”-Systems sind ein Frontlicht von LightSkin sowie ein Rücklicht inklusive Radar von Garmin. Die Batterie kann Umwerfer und Schaltwerk von SRAM-Schaltungen mit Strom speisen.

Damit das Synapse für lange Strecken gewappnet ist, kommt der Renner mit marathontypischer Geometrie. Cannondale gibt für mittlere Rahmengröße einen STR-Quotient von 1,52 an. Die Sitzposition des Lab71-Modells fällt jedoch etwas sportlicher aus, da das Bike das rennmäßige Cockpit von teureren Versionen des SuperSix Evo übernimmt. Durch den langen Radstand und viel Gabelnachlauf ist das Synapse auf eine hohe Spurtreue getrimmt. Schnelle Richtungswechsel schmecken der Neuheit dagegen weniger. Neben der Rahmengeometrie liegt das auch an der Reifenwahl. Die Gummis von Vittoria, Modell Corsa Pro Control, rollen zwar exzellent. Beim Einlenken reagieren die Pneus mit eigenständigem Rillenprofil jedoch teigig und geben Fahrerin oder Fahrer ein undefiniertes Feedback.

Der Rahmen lässt Platz für bis zu 42-Millimeter-Pneus, an der Gabel ist sogar ein noch breiterer Reifen (48 Millimeter) möglich. Damit wildert das Synapse im Revier von geländetauglichen Spezialisten. Schon mit der Serienbereifung nimmt das Cannondale viele Untergründe unter die Reifen, der Vittoria dehnt sich über den voluminösen Carbonfelgen von Reserve auf 34 Millimeter aus. Das integrierte Staufach inklusive Transporttasche und Montagepunkte für feste Schutzbleche runden das Konzept eines modernen Allroadbikes ab.

Ungewöhnlich für ein nominelles Straßenrad ist am Lab71 die Getriebewahl, schließlich ist das Bike mit der Gravel-Version der SRAM Red AXS mit nur einem Kettenblatt (44 Zähne) und riesiger Kassette (10-46 Zähne) aufgebaut. Die Übersetzung reicht für viele Fahrsituationen aus, ambitionierte Fahrer könnten sich allerdings einen dickeren Gang wünschen. Für steile Anstiege steht ein “Notfallritzel” bereit.

Cannondale Synapse: Ausstattungen und Preise

Für den deutschen Markt bietet Cannondale vorerst vier Ausstattungsvarianten an, die durch die Ausstattung mit Shimano-Schaltgruppen ohne Lichtanlage und Warnradar auskommen müssen. Da SRAM kurz vor dem Update der beiden Schaltgruppen Force und Rival steht, dürften bald jedoch Räder mit “Smartsense” folgen. Das Basismodell mit mechanischer 105 und einfachen Alu-Laufrädern kostet 3.499 Euro. Für den Aufbau mit Carbonlaufrädern muss man mindestens 7.899 Euro einkalkulieren. Das vorerst teuerste Modell mit elektronischer Ultegra ist hierzulande für 9.199 Euro erhältlich - und damit immer noch “günstiger” als das Lab71. Dem Top-Modell hängt die US-Marke das gigantische Preisschild von 15.799 Euro um.


Synapse Carbon 5

700 U Synapse Crb 5 - PYWFoto: Cannondale
  • Antrieb/Schaltung: Shimano 105 (2x12; 50/34, 11-36 Z.)
  • Bremsen: Shimano 105 (160/160 mm)
  • Reifen: Vittoria Zaffiro Pro (32 mm)
  • Laufräder: DT Swiss R 470/Shimano RS 470 (Alu)
  • Smart Sense: nein
  • Preis: 3499 Euro

Synapse Carbon 4

700 U Synapse Crb 4 - MRDFoto: Cannondale
  • Antrieb/Schaltung: Shimano 105 Di2 (2x12; 50/34, 11-34 Z.)
  • Bremsen: Shimano 105 (160/160 mm)
  • Reifen: Vittoria Rubino Pro (32 mm)
  • Laufräder: DT Swiss R 470 (Alu)
  • Smart Sense: nein
  • Preis: 4499 Euro

Synapse Carbon 2

700 U Synapse Crb 2 - GRYFoto: Cannondale
  • Antrieb/Schaltung: Shimano Ultegra (2x12; 50/34, 11-34 Z.)
  • Bremsen: Shimano Ultegra (160/160 mm)
  • Reifen: Vittoria Rubino Pro (32 mm)
  • Laufräder: DT Swiss ERC 45 (Carbon)
  • Smart Sense: nein
  • Preis: 7199 Euro

Synapse Carbon 1

700 U Synapse Crb 1 - TUBFoto: Cannondale
  • Antrieb/Schaltung: Shimano Ultegra (2x12; 50/34, 11-34 Z.)
  • Bremsen: Shimano Ultegra (160/160 mm)
  • Reifen: Vittoria Corsa Pro Control (32 mm)
  • Laufräder: Reserve 42/49 TA (Carbon)
  • Smart Sense: nein
  • Preis: 9199 Euro

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