“Das Adlar richtet sich an Bikepacker, Entdecker und Radreisende” - so beschreibt Wilier die Zielgruppe der Neuvorstellung. Damit ist klar: Ein Vollblut-Sportler ist der jüngste Spross der italienischen Traditionsschmiede nicht. Überhaupt hat das Rad, bis auf den gebogenen Lenker, kaum noch etwas mit dem klassischen Wettkampf-Rennrad gemein, mit dem der Markenname historisch und bis heute eng verbunden ist. Schon bei der Geometrie geht Wilier unübliche Wege und orientiert sich eher am Mountainbike als am Straßenrad. Das lang gezogene Rahmendreieck (in mittlerer Größe ist das Oberrohr etwa zwei Zentimeter länger als üblich) wird kombiniert mit einem sehr kurzen Vorbau und einem Lenkwinkel von lediglich 70 Grad - das ist selbst für Gravelbikes außergewöhnlich flach. Der Radstand beträgt schon in Größe XS 1030 Millimeter und wächst für die XL-Version auf über 1100 Millimeter. Damit wird eine ausgeprägte Laufruhe angestrebt, die das Rad auch schwer beladen auf heftigen Trails in der Spur halten soll.
Die Gabel baut auffällig hoch und kann durch eine Federgabel mit bis zu 40 Millimetern Federweg ersetzt werden, ohne dass sich die Lenkgeometrie signifikant verändert. Am Rad verbaut ist der Ritchey Comp Corralitos-Lenker. Der spezielle Lenker hat wenig Drop - also eine recht komfortable Unterlenkerposition - und ist weit ausgestellt (24° Flare) und breit, was bessere Kontrolle in schwierigem Gelände bedeutet.
Auch bei der Bereifung sind eher Mountainbike-Abmessungen angedacht: Ab Werk rollt das Adlar auf 45 Millimeter dicken Pneus, Luft ist für bis zu zwei Zoll (52 Millimeter) breite Mountainbike-Schlappen. Um den Platz zu schaffen, wurde das Sitzrohr im unteren Bereich extrem abgeflacht und mit einem kühnen Schwung versehen. Ein Umwerfer lässt sich an dieser Konstruktion nicht mehr befestigen, das Adlar kann nur mit Einfach-Antrieben gefahren werden. Das Sitzrohr soll hier auch als kleines integriertes Schutzblech dienen, wobei es den Fahrer kaum vor Nässe und Dreck schützen dürfte. Montagepunkte für vollwertige Fender, die speziell für dieses Rad als Zubehör angeboten werden, sind aber an Bord - ebenso wie ein integrierter Kabelkanal für ein Dynamolicht in der Gabel.
Wirklich innovativ erscheint aber das Beladungskonzept. Laut Hersteller verträgt der Carbonrahmen eine Zuladung von bis zu 35 Kilogramm und wurde dafür an neuralgischen Stellen verstärkt. Zwei passende, optional zukaufbare Gepäckträger für vorne und für hinten stützen sich auf den Steckachsen ab und belasten den Rahmen nicht zusätzlich. Komplettiert wird das aufpreispflichtige Paket mit einem maßgeschneiderten Set aus vier Taschen aus der renommierten italienischen Schneiderei Miss Grape, die allerdings ebenfalls einen Aufpreis bedeuten. Die üblichen Montageösen auf dem Oberrohr, unter dem Unterrohr sowie an den Gabelscheiden (drei je Seite) sind natürlich ebenfalls vorhanden.
Das Wilier Adlar ist ab September in drei Ausstattungsvarianten erhältlich. Die Preise beginnen bei 3700 Euro mit der Shimano GRX 1x11-Gruppe; mit der neuen GRX Zwölffach-Schaltung kostet das Rad glatt 4000 Euro. Die Top-Version trägt eine elektronische SRAM Rival eTap AXS-Schaltung und kostet 4800 Euro. Das “Bikepacking-Set” aus zwei Gepäckträgern und vier Taschen kostet stattliche 600 Euro Aufpreis.