Seit einigen Jahren gibt der französische Sportartikelriese auch im Rennradmarkt mächtig Gas, was nicht nur am Sponsoring des Profi-Teams AG2R sichtbar wird. Auch bei den in den Fachmärkten erhältlichen Rädern muss die Branche den Discounter mittlerweile ernst nehmen. Denn neben konkurrenzlos günstigen Preisen bieten die Franzosen inzwischen mitunter richtig gute Qualität, wie jüngere Tests der Räder in TOUR zeigen. Auf den ersten Blick scheint auch das GRVL 900 eine Sensation zu sein: ein Gravelbike mit Titanrahmen und Markenkomponenten, das mit 2999 Euro so viel kostet wie die günstigsten Rahmen-Sets in diesem Vergleich. Bei näherem Hinschauen staunt der Fachmann noch mehr, denn der Rahmen besteht aus renommierten italienischen Dedacciai-Rohren und wird, glaubt man dem Sitzrohr-Sticker, sogar in Italien geschweißt.
Bei der Verarbeitung jedoch werden die Sparmaßnahmen sichtbar. Ungleichmäßig geschuppte Schweißnähte an Rohrknoten und Zugausgängen oder stellenweise Grate zeugen davon, dass es bei der Herstellung schnell gehen muss, nachbearbeitet wurde offensichtlich kaum. So ist der Rahmen zwar gerade und stabil, aber eben nicht besonders schön gebaut – und dazu ziemlich schwer: Mit fast zwei Kilogramm nimmt er nach dem Chirp Chirp den vorletzten Platz bei der Gewichtswertung ein. Das Komplettrad reißt mit zwar funktionalen, aber nicht sonderlich leichten Komponenten der unteren Mittelklasse die Zehn-Kilo-Marke deutlich.
Eine sportliche Gangart liegt dem Triban ohnehin wenig, denn die Sitzposition fällt extrem aufrecht aus, auch wenn man den serienmäßig nach oben montierten Vorbau umdreht. Für gelegentliche Touren und Ausflüge passen die Ausrichtung und Komponenten, das Rad fährt stoisch geradeaus und lässt sich kaum aus der Ruhe bringen, hohe Steifigkeitswerte geben ein sicheres Fahrgefühl auch bei höherem Tempo. Lob verdient der relativ gute Komfort am Sattel, die anderen Räder fahren sich spürbar härter.
Auch die Ausstattung funktioniert klaglos und ordentlich, meckern kann man dennoch im Detail: Das Elffach-Getriebe wartet mit großen Gangsprüngen auf, billige Bremsscheiben verzögern spürbar weniger bissig als es die Shimano-GRX-Bremsen könnten, die Hutchinson-Reifen wirken weniger geschmeidig als die hochwertigen Pneus an den anderen Bikes. Austauschwürdig sind auch der sehr rutschige Eigenmarken-Sattel und das glatte Lenkerband. Das alles kann die Preissensation aber kaum schmälern – wenn man darüber hinwegsieht, dass vergleichbar gute Aluminiumrahmen trotzdem noch günstiger und leichter sind.