Julian Schultz
· 20.10.2022
Specialized präsentiert mit dem Diverge STR erstmals ein vollgefedertes Gravelbike. Neben dem bekannten Future-Shock-System am Lenker verbaut der US-Hersteller nun auch zwischen Oberrohr und Sitzrohr ein Dämpfungselement. TOUR konnte die Neuheit bereits testen.
Fehlenden Innovationsgeist kann man der Entwicklungsabteilung aus Morgan Hill nicht vorwerfen. Rund fünf Jahre tüftelten die US-Amerikaner an ihrer Gravel-Neuheit, genauer gesagt an dem teilintegrierten Federsystem am Heck. “Es waren wortwörtlich Blut, Schweiß, Tränen und Überstunden - gespickt mit nagendem Zweifel, ob es die Technologie jemals über die Ziellinie schafft”, sagt Chefentwickler Luc Callahan.
Die Technologie besteht aus einem hydraulischen Dämpfer, der mit einem sogenannten Framepost innerhalb des Sitzrohrs am Specialized Diverge STR verbunden ist. Dadurch sollen Erschütterungen abgefedert werden, ohne dass der Fahrer seine Sitzposition verändert. Bis zu 30 Millimeter Federweg erlaubt das System, das je nach Gewicht, Größe oder Untergrund eingestellt werden kann. Während der Fahrt durch einen dreistufigen Drehregler am Dämpfer oder in der Werkstatt durch einen Wechsel des Frameposts. Je zwei dieser Carbon-Rohre zählen zum Lieferumfang, insgesamt bietet Specialized neun Härtegrade an.
Das Konzept geht auf - und wie. Bei einer ersten Testfahrt über Schotter- und Waldwege brachte das Specialized nichts aus der Ruhe. Steinchen, Äste oder Schlaglöcher werden mühelos geschluckt. Im Sattel sind kaum Vibrationen zu spüren. Im Zusammenspiel mit den 42 Millimeter breiten Serienreifen wird fast alles abgeglättet, was dem Diverge STR in den Weg kommt. Die Rahmengeometrie ist vom bisherigen Diverge - das Specialized weiter im Programm haben wird - bekannt. Die Sitzposition fällt relativ entspannt aus. In einem kleinen Fach im Unterrohr lassen sich Ersatzschlauch und Werkzeug verstauen.
Allerdings drücken das hohe Gewicht und die Preise auf die Euphoriebremse: Unser Diverge STR Expert (Größe 56) mit MTB-Schaltgruppe von SRAM (GX Eagle, 1x12; 30, 11-50 Zähne) bringt 9,5 Kilo auf die Waage und kostet bereits 7500 Euro. Die Versionen Pro und S-Works sind zwar um bis zu ein Kilo leichter, mit Preisen von 9500 und 15000 Euro jedoch auch extrem teuer.