Die Newcomer versprechen mit dem Juniper nicht nur ein Gravelbike, “das einen echten Kick im Alltag” geben soll. Gjovalin Pepaj und Sven Hecker, die beiden Gründer mit Background im Maschinenbau, erheben außerdem den Anspruch, mit Sciu komplett klimaneutral zu handeln. So werde unter anderem der CO2-Fußabdruck mit einem Aufforstungsprogramm unterstützt. Die Hanseaten kooperieren dafür mit der Organisation Prima Klima, die weltweit Waldprojekte unterstützt. Sciu veranschlagt für die Herstellung eines Komplettrads mit Carbonrahmen einen CO2-Ausstoß von 250 Kilogramm. Zum Vergleich: Bei der Produktion eines Autos fallen tonnenweise CO2 an.
Die Naturverbundenheit drückt sich auch im englischen Modellnamen des Gravelbikes aus. Das Juniper (dt.: Wacholder) soll ähnlich vielseitig wie die Gewürzpflanze sein und die Spielart eines reise- und langstreckentauglichen Gefährts beherrschen. Die Sitzposition ist extrem aufrecht, mit einem STR-Quotienten von 1,67 liegt das Sciu am oberen Ende der Skala. Die federnde Carbonstütze, deren Klemmung ordentlich Drehmoment erfordert, und hochwertige Schwalbe-Reifen unterstützen das hohe Komfortniveau. Durch die große Reifenfreiheit bis 53 Millimeter ist das Sciu für schroffes Gelände gewappnet.
Zudem lobt unser Testfahrer ausdrücklich den bequemen Carbonlenker: Dank ausgestellter Lenkerenden lässt sich das Bike auch auf Holperpisten gut kontrollieren. Kleines Manko: Die einteilige Lenker-Vorbau-Einheit gehört nicht zur Serienausstattung des Juniper 5, das laut Herstellerangabe mit einer einfachen Alu-Kombi von SQlab ausgestattet ist. Der Gravel-Lenker vom Ergonomiespezialisten hat 25 Millimeter Rise und einen Flare von 14°. Das bedeutet, der Lenker geht von seiner Mitte aus 25 Millimeter nach oben, um auf langen Strecken mehr Komfort zu bieten. Die ausgestellten Lenkerenden bieten mehr Kontrolle in anspruchsvollem Gelände.
Bemerkenswert ist das relativ niedrige Gewicht des Rahmen-Sets, das trotz zahlreicher Gewindeösen für Schutzbleche, Gepäckträger und Taschen nur 1.700 Gramm wiegt. Chassis von vergleichbaren Bikepacking-Spezialisten sind teilweise mehrere 100 Gramm schwerer. Einfache Alu-Laufräder von Syntace trüben etwas den Fahrspaß, mit insgesamt 8,5 Kilogramm lässt das fahrstabile Juniper aber durchaus eine flottere Gangart zu. Die relativ niedrigen Steifigkeiten des gesamten Rahmen-Sets, das entgegen dem Nachhaltigkeitsgedanken in China produziert wird, fallen im Gelände weniger ins Gewicht. Schwerere Fahrer dürften sich dennoch eine etwas fahrstabilere Basis wünschen.
Ungewöhnlich sind die langen 175-Millimeter-Kurbelarme des Einfach-Antriebs von SRAM. Im Vergleich zum Rennrad-Standardmaß (172,5 Millimeter) fällt die Trittfrequenz etwas niedriger aus, woran sich unser Testfahrer nach wenigen Kilometern gewöhnt hat. Jedoch empfand er den sogenannten Toe Overlap, bei dem der Schuh bei eingeschlagenem Vorderrad in Berührung kommt, als störend.
Das Juniper 5 mit Force AXS ist das Mittelklasse-Modell und für 4.499 Euro erhältlich. Die Basis- und Top-Version schalten ebenfalls elektronisch mit Antrieben von SRAM, die High-End-Variante bekommt außerdem einen Satz Carbonlaufräder spendiert. Die Preise: 3599 Euro für das Juniper 3 mit Rival AXS und 6799 Euro für das Juniper 7 mit Red AXS.