Radtypen im TestDas Cyclocross-Rad Canyon Inflite CF SLX 7

Jens Klötzer

 · 18.10.2024

Radtypen im Test: das Cyclocross-Rad Canyon Inflite
Foto: Skyshot GmbH / Markus Greber
Allroadrenner, Gravelbike und Crosser im TOUR-Vergleich: Die sehr speziellen Ansprüche an ein Wettkampf-Cyclocross-Rad erfüllt das Canyon Inflite mustergültig. Alltagstauglich ist es dafür nur eingeschränkt.

Wenn man mit dem Rennrad auch mal über einen Feldweg brettern wollte, war noch vor zehn Jahren ein Cyclocrosser erste Wahl. Weil die Interessensgemeinschaft dafür damals wie heute groß war, hatte fast jeder Radhersteller eines im Programm, viele waren alltagstauglich hergerichtet, mit breiten Übersetzungen, komfortablen Geometrien und Vorbereitungen für Schutzbleche und Gepäckträger. Das waren im Grunde Vorläufer heutiger Gravelbikes, die mit den Wettkampfgeräten der Profis bis auf Namen und Reifen wenig gemein hatten. Insofern ist das Gravelbike als Kategorie schon ein Gewinn, weil es bessere Orientierung im Markt bietet. Das Cyclocross-Rennrad rutschte zurück in seine Wettkampfnische, heute bedienen nur noch wenige Hersteller überhaupt dieses Segment.

Canyon Inflite: Cyclocross-Bike von Mathieu van der Poel

Einer davon ist Canyon aus Koblenz, der den sechsmaligen Querfeldein-Weltmeister Mathieu van der Poel als besonders prominenten Crossprofi mit dem Inflite ausstattet. Mit Blick auf die Laborwerte macht das Rad alles richtig: Es ist leicht, ausreichend steif und komfortabel, besonders die leichten Laufräder stechen heraus; es wiegt 800 Gramm weniger als das gleich teure Giant. Die Note von 1,8 ist für ein Rad mit der günstigen Komponentengruppe Sram Rival sensationell gut. Schon auf den ersten Metern wird klar, wie sehr sich das Konzept von den beiden anderen unterscheidet. Die Sitzposition ist ausgesprochen sportlich, die Lenkung reagiert spontan auf jede kleinste Bewegung.

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Das ist auf engen und technischen Kursen von Vorteil und macht auf Anhieb Spaß. Auf gemütlichen Touren mit längeren Geradeauspassagen jedoch wird die Lust bald zur Last und das nervöse Fahrverhalten nervt auf Dauer. Auch grobes Geläuf erfordert viel Konzentration und gut zupackende Hände, weil sich das Rad von jedem Kiesel aus der Spur bringen lässt. Die vom Reglement in der Breite begrenzten Reifen wirken für heutige Verhältnisse im Gelände fast absurd schmal; der hohe Druck, der nötig ist, um Durchschläge zu verhindern, ist der Fahrsicherheit nicht zuträglich. Auch bei hohem Tempo auf der Straße fehlt die Laufruhe. In schnell gefahrenen Kurven macht sich der höhere Schwerpunkt bemerkbar – das Tretlager sitzt fast zwei Zentimeter höher als bei Giant und Parlee, um Bodenkontakt mit Kurbeln und Kettenblatt zu vermeiden.

Auflagefläche: Der markante Knick im Oberrohr ist keine Design-Spielerei. Wird das Rad im Wettkampf getragen, soll es damit sicher und bequem auf der Schulter liegen.Foto: Matthias BorchersAuflagefläche: Der markante Knick im Oberrohr ist keine Design-Spielerei. Wird das Rad im Wettkampf getragen, soll es damit sicher und bequem auf der Schulter liegen.

Cyclocross-Bikes: Perfekt abgestimmt

Das klingt nach Gemecker, doch im Grunde ist das Canyon ein exzellentes Rad – für den Zweck, für den es bestimmt ist. Dann passt auch die Übersetzung mit Einfach-Kurbel und Rennrad-Kassette, die nur einen schmalen Geschwindigkeitsbereich abdeckt, darin aber sehr fein abgestimmt ist. Leichte Berggänge und schnelle Rollergänge fehlen komplett, was die Tauglichkeit für Tourenfahrten enorm einschränkt. Dass Befestigungsösen für Schutzbleche oder Gepäck ebenso fehlen, sei nur der Vollständigkeit halber erwähnt.

Das alles wird Cyclocross-Enthusiasten weniger stören als vielmehr freuen, ebenso wie der markante Knick im Oberrohr, der mehr als nur Wiedererkennungswert hat. Er ist gezielt so geformt, damit sich das Rad gut schultern und tragen lässt, wenn es zu Fuß über Hindernisse wie Treppen oder Barrieren geht. Dass das Crossrad vom Gravelbike so gründlich verdrängt wurde, hat damit auch etwas Gutes: Nie waren Querfeldeinräder so gut auf ihre Disziplin abgestimmt wie heute.



Das Canyon Inflite CF SLX 7 im Detail

  • Preis: 4499 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 8,1 Kilo
  • Rahmengrößen: XS, S, M, L, XL, XXL (Testgröße gefettet)
  • TOUR-Note: 1,8
Das ist das Canyon Inflite CF SLX 7Foto: Skyshot GmbH / Markus GreberDas ist das Canyon Inflite CF SLX 7

Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 537/565/147 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 583/389 Millimeter/1,50
  • Stack+/Reach+/STR+: 633/557 Millimeter/1,14
  • Radstand/Nachlauf: 1015/64 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: SRAM Rival AXS (1x12; 40, 10-36 Z.) | Note: 2,0
  • Bremsen: SRAM Rival (160/140 mm) | Note: 1,5
  • Reifen: Schwalbe X-One R 33 mm (eff.: 33 mm) | Note: 1,0
  • Laufräder: DT Swiss CRC 1600 Spline
  • Laufradgewichte: 1467/1864 Gramm (vorne/hinten)

Messwerte

  • Fahrstabilität: 8,24 N/mm | Note: 1,7
  • Komfort Heck: 123 N/mm | Note: 2,0
  • Komfort Front: 74 N/mm | Note: 2,0
  • Antritt/Tretlagersteifigkeit: 59 N/mm | Note: 1,3

Stärken und Schwächen

  • Plus: leicht, wendiges Fahrverhalten, spritzig im Antritt
  • Minus: eingeschränktes Übersetzungsspektrum, schmale Reifen, nervöser Geradeauslauf

Stärken, Schwächen und weitere Details des Canyon Inflite CF SLX 7Foto: TOURStärken, Schwächen und weitere Details des Canyon Inflite CF SLX 7

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