Mit seinem WM-Coup hatte Matej Mohoric wohl ebenso wenig gerechnet wie dessen Ausrüster Merida. Gleich bei seinem ersten Rennen auf Schotter kürte sich der Slowene zum Weltmeister und bescherte dem taiwanesischen Hersteller unverhoffte Schlagzeilen. Schließlich triumphierte der Bahrain-Victorious-Profi auf einem getarnten Silex, das nun offiziell präsentiert wurde.
Kurioserweise adressiert Merida die zweite Version des Gravelbikes weniger an Rennfahrer, sondern hebt den abenteuertauglichen Charakter der Neuheit hervor. Die markanteste Änderung betrifft die Rahmengeometrie: Durch einen kürzeren Stack (607 Millimeter) und längeren Reach (412 Millimeter) sitzt man gestreckter als beim Vorgänger. Beim fünf Jahren alten Ur-Modell saß der Lenker noch extrem hoch, wodurch das Vorderrad in steilem Terrain schon mal den Bodenkontakt verlieren konnte. Da der Radstand länger (1082 statt 1061 Millimeter) und der Lenkwinkel flacher (69,5 statt 71 Grad) wurde, dürfte das neue Silex wie an der Schnur gezogen über Schotterpisten rollen.
Wie bisher wird das Gravelbike entweder mit Carbon- oder Alu-Rahmen erhältlich sein. Die Variante aus Carbon wiegt laut Herstellerangaben 1220 Gramm, die Version aus Alu ist 680 Gramm schwerer. Das leichteste Carbon-Modell (Silex 10K) wiegt 8,4 Kilogramm, ist derzeit aber noch nicht in Deutschland erhältlich. Lie leichteste Alu-Version bringt 9,8 Kilogramm auf die Waage. Die Plattformen teilen sich viele Anschraubpunkte für Taschen oder Schutzbleche. Die Carbon-Modelle bekommen eine magnetische Flaschenhalterung von Fidlock spendiert, die Alu-Modelle lassen sich mit einem Gepäckträger nachrüsten. Bereits ab Werk wird die maximale Reifenfreiheit von 45 Millimetern ausgereizt.
Damit das Silex auch unter voller Zuladung schnell verzögert, setzt Merida auf große Bremsscheiben mit 180 Millimetern Durchmesser. An Gravelbikes sind standardmäßig 160 Millimeter verbaut. Kühlrippen, wie sie auch an den Wettkampfrädern Reacto und Scultura zum Einsatz kommen, sollen unter Volllast zudem einem Überhitzen vorbeugen. Die Brems- und Schaltleitungen werden bei allen Ausstattungsvarianten über die Steuersatzkappe ins Rahmeninnere geführt. Auch die Kabel einer optionalen Dynamo-Vorderradnabe verlaufen integriert.
Merida bietet zum Markstart zwei Carbon- und drei Alu-Modelle an. Zu einem späteren Zeitpunkt sollen zwei High-End-Modelle folgen.* Interessantes Detail: Das Silex 8000 taucht bereits in der Preisliste auf (5499 Euro), konnte laut Merida aber noch nicht vorgestellt werden, da “die Parts noch unter Embargo” stehen. Ist das ein Anzeichen, dass Shimano nach der mechanischen Zwölffach-GRX demnächst auch eine elektronische GRX-Variante mit zwölf Ritzeln präsentiert?
Die verfügbaren Ausstattungsvarianten kommen mit mechanischen Gruppen von Shimano (GRX oder Sora) und Einfach- oder Zweifach-Kurbeln. Insgesamt setzen die Taiwaner bei Laufrädern, Lenker und Sattelstütze auf wartungsfreundliche und robuste Technik. Dadurch bleiben die Preise - im Gegensatz zu manch anderem Konkurrenten - im Rahmen: Die Carbon-Modelle kosten zwischen 2349 bzw. 3249 Euro, die Alu-Flotte ist zwischen 1349 und 2599 Euro erhältlich.
*In einer ersten Version hatten wir das Silex 10K als weitere Ausstattungsvariante gelistet. Laut Merida ist das Top-Modell in Deutschland vorerst nicht erhältlich.