Mission? Da war doch was? Genau! Der Modellname stand im Portfolio von Merida einst für ein puristisches Geländerad, das für den Wettkampfeinsatz konzipiert war. Die neue Plattform soll nun in dessen Fußstapfen treten, indem es sich an rennorientierte Fahrer und Fahrerinnen richtet. Seine medienwirksame Race-Premiere hat das Mission bereits hinter sich: Bei der Gravel-Weltmeisterschaft nutzte Straßenrad-Profi Matej Mohoric das Rahmen-Set als Basis und holte Bronze. Kurios: Vor zwei Jahren pilotierte der Slowene mit dem Silex (hier geht’s zum TOUR-Test) das nominelle Bikepacking-Modell auf den ersten Platz.
Inspiriert wurde das Mission laut Herstellerangabe aber nicht etwa vom fast gleichnamigen Cyclocross-Rad Mission CX, sondern vom Scultura Endurance GR, das sich im TOUR-Test als vielseitiges Allroad-Bike herausstellte. Die Rahmengeometrie des neuen Gravelbikes ist deshalb auch ans Straßenrad angelehnt. Die Sitzposition fällt sportlich aus, im Vergleich zum Scultura Endurance GR oder Silex sitzt man deutlich gestreckter. Für eine mittlere Rahmengröße nennt Merida einen STR-Quotienten von 1,46. Zudem soll ein tieferer Schwerpunkt das Handling in schnellen, kurvenreichen Passagen erleichtern.
Das Chassis basiert auf sogenanntem CF4-Carbon, wobei der Rahmen 1110 Gramm und die Gabel 500 Gramm wiegen sollen. Merida spendiert nur den High-End-Straßenboliden wie dem Reacto 9000 (hier geht’s zum TOUR-Test) eine höherwertigere Carbonqualität. Die Folge ist ein bemerkenswertes Gesamtgewicht von 7,6 Kilogramm für das Top-Modell namens Mission 10K, das an der Waage zusätzlich von einer exklusiven Ausstattung profitiert. Die günstigeren Basisversionen reißen die Neun-Kilo-Marke.
Trotz der Ausrichtung als Rennmodell kommt das Mission mit einem integrierten Staufach im Unterrohr, das sich per Fidlock-Verschluss bedienen lässt und Platz für ein Pannen-Set bietet. Damit auf holprigem Terrain nichts klappert, zählt eine Innentasche zum Lieferumfang. Das von Merida bekannte Mini-Tool, das unter dem Sattel Platz findet, gibt es dagegen nicht bei allen Modellen. Die beiden Top-Versionen 9000 und 10K kommen - vermutlich aus Gewichtsgründen - ohne das Werkzeug aus. Relativ untypisch für die Race-Kategorie sind die Aufnahmen für feste Schutzbleche. Mit Schmutzfängern reduziert sich die ohnehin knapp bemessene maximale Reifenfreiheit von 40 auf 35 Millimeter.
“Wir sehen darin den idealen Kompromiss zwischen großzügiger Reifenfreiheit für den High-Speed-Einsatz im Gelände und einer schlanken Silhouette, wie wir sie alle aus der Welt des Straßenradsports kennen”, so die Taiwaner über den vergleichsweise geringen Platz für breitere Gummis. Die schmale Bereifung ist allerdings kein Alleinstellungsmerkmal, Race-Gravelbikes rollen meist auf dünneren Gummis. Das Trek Checkmate (hier geht’s zum Test) beispielsweise ist ab Werk sogar nur mit nominell 38-Millimeter-Pneus ausgestattet.
Das Mission ist ab sofort in fünf Ausstattungsvarianten zwischen 2299 und 8999 Euro erhältlich. Die Modelle 10K, 9000 und 6000 kommen mit top-aktuellen 1x13-Schaltgruppen von SRAM (Red XPLR, Force XPLR und Rival XPLR), an die Versionen 7000 und 4000 sind Zweifach-Schaltgruppen von Shimano (GRX Di2 und GRX 400) geschraubt. Wie es sich für ein modernes Gravelbike gehört, ist der Rahmen UDH-kompatibel. Leichte Carbon-Laufräder von Reynolds oder Zipp stecken ab der Ausstattungsvariante 7000 in Rahmen und Gabel. Ein One-Piece-Cockpit aus Carbon, das über mehr Flare als die bekannte Straßen-Version namens Merida Team SL verfügt, kommt ebenfalls ab dem 7000er Modell zum Einsatz.