Koga Roqa AllroadIm Spannungsfeld zwischen Straßenrenner und Gravelbike

Jens Klötzer

 · 12.02.2024

Das ist das Koga Roqa Allroad
Foto: Matthias Borchers
Mit dem Koga Roqa will der Hersteller zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Es kann, je nach Bereifung, als Gravelbike oder Langstrecken-Rennrad dienen. Unser Test der Allroad-Variante klärt, ob das gelingt.

Fast schien es, als hätte sich die traditionsreiche Marke Koga komplett vom Rennlenker verabschiedet. Mehrere Jahre beschränkte sich das Programm auf Alltags- und Reiseräder, viele davon mit Elektroantrieb. Im vergangenen Jahr jedoch meldete sich das Unternehmen aus dem niederländischen Heerenveen, das in diesem Jahr sein 50. Jubiläum feiert, mit sportlicheren Rädern zurück. Der spektakulär designte Aero-Renner Kinsei sollte nur der Startschuss für eine neue Rennrad-Offensive sein. Der zweite Teil des Comebacks widmet sich eher den Genussfahrern, denn das Roqa, das auf der Eurobike im vergangenen Sommer erstmals gezeigt wurde, will vor allem mit Komfort und Vielseitigkeit punkten.

Koga Roqa Allroad: Geländegängige Variante im Test

Seit Januar ist die Neuheit im Handel, in insgesamt vier Ausstattungsvarianten. Ein Preistipp ist die Version mit mechanischer Shimano 105 für 2999 Euro, das Top-Modell kommt mit elektronischer Ultegra und Carbonfelgen für 4799 Euro. An den angebotenen Ausstattungsvarianten sieht man auf den ersten Blick, um was es den Entwicklern bei dem Rad geht: Neben drei straßenbereiften Varianten gibt es auch eine mit 40 Millimeter breiten Geländepneus; je nach Reifenwahl kann das Roqa also auf der Straße oder im Gelände eingesetzt werden. Die geländegängige Allroad-Variante haben wir zum Test eingeladen.

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Der Beiname Allroad ist dabei fast irreführend, denn mit den üppigen Schlappen geht das Rad schon als waschechtes Gravelbike durch. Platz wäre gar für mehr, bis zu 45 Millimeter sind vom Hersteller zugelassen für das Rahmen-Set, das gilt allerdings nur für die getestete Variante mit Einfach-Antrieb ohne Umwerfer. Im Gegensatz zum aufsehenerregenden Kinsei wirkt das Design des Koga Roqa Allroad zurückhaltend und schnörkellos. Das Rad ist simpel aufgebaut, eine runde Sattelstütze und der geklemmte Lenker bedeuten vergleichsweise wenig Schwierigkeiten bei Wartung und Einstellung. Uns fällt es zunächst schwer, am Rad irgendeine Besonderheit auszumachen, doch bei eingehender Beschäftigung zeigt das Roqa durchaus Charakter.

Neben drei straßenbereiften Varianten gibt es auch eine mit 40 Millimeter breiten Geländepneus; je nach Reifenwahl kann das Roqa also auf der Straße oder im Gelände eingesetzt werden.Foto: Matthias BorchersNeben drei straßenbereiften Varianten gibt es auch eine mit 40 Millimeter breiten Geländepneus; je nach Reifenwahl kann das Roqa also auf der Straße oder im Gelände eingesetzt werden.

Konsequent unentschlossen

Das beginnt mit der Rahmengeometrie, denn wer auf dem Rad Platz nimmt, findet eine äußerst komfortabel-aufrechte Sitzposition vor, wie sie nur wenige andere Räder am Markt bieten. Das lange Steuerrohr und die hohe Gabelkrone heben den Lenker weit übers Vorderrad, das erlaubt entspanntes Fahren und eine gute Übersicht. Die Kontaktpunkte Lenker und Sattel sind auf Anhieb bequem, für ausgedehnte Touren ist das Roqa wie gemacht, für sportliche Ambitionen eher weniger. Auffällig sind die vielen Gewindeösen am Rahmen: Auf dem Oberrohr gibt es allein drei für eine Tasche, unter dem Unterrohr zwei weitere für eine Werkzeugbox. Hinzu kommen Gewinde für Schutzbleche sowie einen vollwertigen Gepäckträger am Hinterbau, alles lässt sich ohne Bastelei oder Adapter sicher am Roqa festschrauben.

Für die Fender ist selbst über den breiten Gravelpneus noch üppig Platz, als Reise- und Pendlerrad ist das Roqa damit prädestiniert. Den Parcours durch unser Testlabor meistert das Rad ohne Kritik, das Rahmen-Set ist steif und angemessen komfortabel, auch am Lenker bietet das Roqa etwas Federkomfort. Das Gewicht geht für die Ausstattung mit Alu-Cockpit und den breiten Reifen völlig in Ordnung. Im Praxistest beschleunigt der Renner überraschend gut, was an den relativ leichten Alu-Laufrädern von Mavic liegt. Zwar lenkt sich die Allroad-Variante mit den breiten Stollenreifen für unser Empfinden etwas träge und neigt bei zackigen Richtungswechseln dazu, in die Kurve zu kippen. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig, aber fahrbar.

Gut vorbereitet: Viel Platz, solide Befestigungspunkte: Das Roqa nimmt problemlos feste Schutzbleche und Gepäckträger auf.Foto: Matthias BorchersGut vorbereitet: Viel Platz, solide Befestigungspunkte: Das Roqa nimmt problemlos feste Schutzbleche und Gepäckträger auf.

Koga Roqa Allroad: Straßenrad oder Gravelbike?

Mit Straßenreifen, je nach Ausstattungsvariante sind 28 oder 32 Millimeter montiert, wirkt das Fahrverhalten besser abgestimmt und das Gesamtkonzept schlüssiger. Im Spannungsfeld zwischen Straßenrenner und Gravelbike würden wir das Roqa daher eher als Rad für die Straße verorten, mit dem Extra, dass sich für gelegentliche Touren oder für die Wintermonate auch mal breite Geländereifen montieren lassen. Eine Kaufempfehlung würden wir deshalb eher für eine der straßenlastig ausgestatteten Varianten aussprechen. Das liegt weniger an den leicht ersetzbaren Reifen als am SRAM-Apex-Antrieb mit einem Kettenblatt, der das Gangspektrum unnötig einschränkt: Auf der Straße wären kleinere Gangsprünge, im Gelände leichtere Berggänge wünschenswert.

Besser ins Gesamtkonzept passen die Antriebe mit Zweifach-Kurbel, wie sie bei den Ausstattungsvarianten mit Straßenbereifung angeboten werden; sie schaffen eine größere Bandbreite und engere Abstufungen. Zwar lässt sich die Reifenfreiheit dann nicht mehr ganz ausreizen. Bis 38 (Shimano 105 und Ultegra) beziehungsweise 42 Millimeter (SRAM Rival AXS) dürfte aber für die meisten Ansprüche völlig ausreichend sein. Wer mehr Gummi braucht, sollte nach einem “echten” Gravelbike Ausschau halten.

Zum Roqa passen schmale Straßenreifen besser. Die Freiheit, dicke Reifen plus Schutzbleche bei Bedarf montieren zu können, ist aber ein echter Mehrwert. - Jens Klötzer, Testleiter

Das Koga Roqa Allroad

  • TOUR-Note: 2,2
  • Preis: 3599 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 8,7 Kilo
  • Rahmengrößen: XS, S, M, L, XL
Das ist das Koga Roqa AllroadFoto: Matthias BorchersDas ist das Koga Roqa Allroad

Geometrie

  • Sitz- / Ober- / Steuerrohr: 511 / 555 / 164 Millimeter
  • Stack / Reach / STR: 607 / 376 Millimeter / 1,61
  • Stack+ / Reach+ / STR+: 662 / 556 Millimeter / 1,19
  • Radstand/Nachlauf: 1035/63 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung (3,0): SRAM Apex XPLR AXS (1x12; 42, 10-44 Z.)
  • Bremsen (1,5): SRAM Apex (160/160 mm)
  • Reifen (1,5): Continental Terra Trail 40 mm (eff.: 40 mm)
  • Laufräder: Mavic Allroad SL
  • Laufradgewichte: 1559/2100 Gramm (vorne/hinten)

Messwerte

  • Fahrstabilität (1,7): 8,11 N/mm
  • Komfort Heck (1,7): 117 N/mm
  • Komfort Front (2,3): 87,6 N/mm
  • Antritt/Tretlagersteifigkeit (1,0): 60 N/mm
Stärken, Schwächen und weitere Details zum Koga Roqa AllroadFoto: TOURStärken, Schwächen und weitere Details zum Koga Roqa Allroad

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