Die Berliner Marke Kocmo (gesprochen “Kosmo”) erarbeitete sich in nunmehr 30 Jahren mit unprätentiösen, aber hochwertigen und bezahlbaren Titanrädern eine treue Fangemeinde. Ein spannender Hintergrund der Räder war bis zum Ukraine-Krieg die Rahmenfertigung in Russland, doch das Konzept brach quasi über Nacht in sich zusammen. Heute kommen die Rahmen von einem etablierten Zulieferer aus Fernost; der Qualität tue das keinen Abbruch, verspricht Kocmo-Chef André Pfeil. Im Gegenteil seien Lieferfähigkeit und Zuverlässigkeit sogar besser geworden. Auch bestimmte moderne Fertigungstechniken beherrschten die Asiaten besser.
Unser Testrad Daytona RS ist einer der jüngsten Neuzugänge und ein sportlicher Ableger des Gravelbikes Daytona-X. Die wesentlichen Unterschiede zum Erfolgsmodell sind eine deutlich gestrecktere Sitzposition, die aber immer noch tourentauglich ist, und komplett in Cockpit und Rahmen versteckte Bremsleitungen. Auf diverse Ösen für Schutzbleche und Taschen wird dennoch nicht verzichtet, dafür ist das RS nur noch mit elektronischen Schaltungen kompatibel. Außerdem wird das neue Modell mit einem Tretlager mit T47-Gewinde und dem UDH-Ausfallende von SRAM aktualisiert, bei dem das Schaltwerk direkt an der Steckachse fixiert wird und kein spezielles Schaltauge nötig ist. Diese Neuerungen soll demnächst auch das Daytona-X erhalten.
Der Bruder RS liegt mit seinem extrem langen Radstand und ausgewogener Lenkgeometrie auch bei hohem Tempo fantastisch auf der Piste; mit dem schmalen Lenker fühlt man sich wie auf einem Aero-Rennrad. Die voluminösen 45er-Reifen federn dabei ruppige Passagen ordentlich weg, und die Fuhre bleibt stoisch in der vorgegebenen Spur; Rahmen und Gabel böten sogar noch Luft für einige Millimeter breitere Reifen. Für die sportliche Gangart könnten die Sprünge zwischen den Gängen der SRAM-Eagle-Kassette manchem Schotterpiloten zu groß sein, dafür bietet das Getriebe auch für schwerstes Gelände noch Reserven.
Der gezeigte Aufbau ist aber nur als Beispiel zu verstehen, ebenso wie der recht hohe Preis. Der ist zum Teil der auffälligen Farbgebung geschuldet, die durch ein aufwendiges Anodisierungsverfahren entsteht. Das wirkt erfrischend anders, kostet aber leider bis zu tausend Euro extra. Deutlich günstiger ist die Maßrahmen-Option: Dafür sind gerade einmal rund 400 Euro fällig. Kein Wunder, dass sich gut ein Drittel der Kunden dafür entscheidet. Kocmo bietet zum Maßnehmen ein Bikefitting im Hauptquartier in Stahnsdorf bei Berlin an; auch Rohrformen, Anschläge und Lagerstandard lassen sich dann individuell konfigurieren.