Gravelbikes unter 2000 Euro im TestDas Megamo Jakar - mit Mullet-Setup

Julian Schultz

 · 22.04.2025

Das Megamo Jakar 20
Foto: Wolfgang Papp
Niedriger Preis, viel Leistung? Diese Frage steht im Mittelpunkt unseres umfangreichen Tests von Gravelbikes unter 2000 Euro. Insgesamt 13 Räder für Sport und Abenteuer treten zum Vergleich an. Hier: das Megamo Jakar 20.

Die spanische Marke Megamo hat hierzulande bislang wenig Bedeutung, zumindest für Fans des Rennlenkers. Bei elektrifizierten Mountainbikes sitzt die Firma bereits fester im Sattel. Immerhin ist der Standort am Stadtrand von Girona, dem Rennrad-Mekka in Spanien, beste Inspirationsquelle, auch gute Straßenräder und Gravelbikes zu bauen. Das Test­Debüt bei TOUR feierte Megamo im vergangenen Jahr mit dem Alu-Gravelbike West, das inzwischen nur noch mit Carbonrahmen angeboten wird. Das Jakar ist nun das einzige Aluminium-­Bike im Gravel-Portfolio und wird als Allrounder beworben, der von der Tagestour bis zum epischen Bikepacking-Abenteuer alles bewältigen soll. Das Megamo Jakar wirkt eigenständig und fällt besonders durch seine frische Lackierung auf, es ist aber alternativ auch in drei deutlich dezenteren Farbvarianten zu haben. Mit offensiv zur Schau gestellten Schweißnähten verbirgt das Jakar sein Grundmaterial nicht, dennoch wirkt der Rahmen sauber verarbeitet. Bei Sitzposition und Handling zählt es zu den sportlichen Kandidaten im Test; der Lenker ist vergleichsweise tief platziert, das Lenkverhalten ausgewogen, die Reifen sind schnell – das lädt zu sportlicher Gangart ein. Auf der Straße und schnellen Forstwegen käme fast Rennrad-Feeling auf, doch leider nervt ein wesentliches Ausstattungsdetail, wenn der Speed hoch gehalten werden soll.

Offenes Geheimnis: Das Rahmenmaterial zeigt sich an deutlich sichtbaren, unverschliffenen Nähten, die aber sauber ausgeführt sind.Foto: Wolfgang PappOffenes Geheimnis: Das Rahmenmaterial zeigt sich an deutlich sichtbaren, unverschliffenen Nähten, die aber sauber ausgeführt sind.


Megamo Jakar mit Mullet-Setup

Der Einfach-Antrieb mit monströser Eagle-Kassette von SRAM passt für unsere Begriffe nur in seltenen Spezialfällen zur Grundidee des Gravelbikes. Wer ein einfach bedienbares Getriebe mit krasser Untersetzung sucht, könnte mit der Konfiguration zufrieden sein. Beim Dahinrollen in der Ebene oder an leichten Steigungen sind die Gangsprünge, welche die Mountainbike-Abstufung mit sich bringt, aber schlicht zu groß. Das größte Ritzel, das mit 52 Zähnen und in Verbindung mit dem 40er-­Kettenblatt eine deut­liche Untersetzung ­ermöglicht, braucht man allenfalls in Gefilden, in denen man mit einem ungefederten Gravelbike mit Rennlenker kaum noch unterwegs sein möchte. Man könnte das Jakar mit bis zu 50 Millimeter breiten Reifen für anspruchsvolles Gelände zwar noch etwas „aufbohren“, doch selbst an langen, verblockten Anstiegen und mit Gepäck ist das Riesenritzel lediglich ein Notanker, denn die Kette mahlt darauf hörbar und man wird so langsam, dass man umzukippen droht.

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Übertrieben: Die riesige Kassette bietet einen extrem leichten Berggang, aber auch extrem große Sprünge zwischen den Gängen.Foto: Wolfgang PappÜbertrieben: Die riesige Kassette bietet einen extrem leichten Berggang, aber auch extrem große Sprünge zwischen den Gängen.

Umrüsten wäre möglich, der Rahmen besitzt eine Zugführung für einen Umwerfer und am runden Sitzrohr lässt sich eine Schelle montieren. Stellt man den Aufwand dagegen, würden wir eher zum 200 Euro günstigeren, aber kaum schlechter ausgestatteten Jakar 30 raten, das ab Werk mit 2x10-Getriebe kommt. Davon abgesehen bereitet das Rad durchaus Fahrspaß, und es kann auch mit alltagstauglichem Zubehör aufgerüstet werden: Gewinde für Schutzbleche und einen Gepäckträger sind vorgesehen. Aufnahmen für Gabelgepäckträger oder die Werkzeugbox unter dem Tretlager, sowie eine integrierte Kabelführung fürs Dynamolicht, wie sie bei den meisten anderen Rädern im Test üblich sind, fehlen dem Rad allerdings.

Carbonbikes ab 2.299 Euro

Neben dem erwähnten Jakar 30 ist noch eine Variante mit Flatbar für 1.299 Euro sowie eine mit Schutzblechen und Gepäckträger für 1.899 Euro erhältlich, die allerdings nur Akkubeleuchtung mitbringt. Daneben bietet Megamo noch zwei Carbon-Gravelbikes: Das West mit komfortabler Ausrichtung ab 2.299 Euro, sowie das sportlichere Race-Gravelbike Silk ab 3.499 Euro.



Megamo Jakar 20: Infos & Test-Note

  • Preis: 1899 Euro >> hier erhältlich
  • Gewicht Komplettrad: 11 Kilo
  • Rahmengrößen: XS, S, M, L, XL (Testgröße gefettet)
  • TOUR-Note: 2,6
Das Megamo JakarFoto: Wolfgang PappDas Megamo Jakar

Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 536/575/170 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 601/389 Millimeter/1,54
  • Stack+/Reach+/STR+: 655/577 Millimeter/1,14
  • Radstand/Nachlauf: 1.050/69 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: SRAM Apex Eagle (1x12; 40, 10-52 Z.) | Note: 2,5
  • Bremsen: SRAM Apex (160/160 mm) | Note: 2,0
  • Reifen: WTB Riddler TR 45 mm (eff.: 42 mm) | Note: 2,0
  • Laufräder: Fulcrum Rapid Red 900/Blackjack Ready
  • Laufradgewichte: 2.055/2.609 Gramm (v./h.)

Messwerte

  • Gewicht Komplettrad: 10.950 Gramm | Note: 5,0
  • Fahrstabilität: 9,4 N/mm | Note: 1,0
  • Komfort Heck: 170 N/mm | Note: 2,7
  • Komfort Front: 75 N/mm | Note: 2,0
  • Antritt/Tretlagersteifigkeit: 66 N/mm | Note: 1,0

Vor- und Nachteile des Megamo Jakar 20

  • Plus: ausgewogenes Fahrverhalten, simple Schaltlogik
  • Minus: MTB-Kassette mit großen Gangsprüngen, keine Gewinde an Gabel und ­Unterrohr

tour/image_2dceab6db1de733043d73e29aa9704c0Foto: TOUR

Alle 13 Räder des Vergleichstests


So testet TOUR

Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote): Für die Bewertung zählt das gewogene Komplett­radgewicht in der einheit­lichen Testradgröße ­56–57 Zentimeter. Wir weisen zur ­Orientierung auch die Laufradgewichte aus. Die Notenskala ist so gelegt, dass die Note 1,0 technisch erreichbar ist: Für Gewichte unter 7,5 Kilogramm vergeben wir die Bestnote.

Komfort Heck (20 Prozent): Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahr­bahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute ­Noten be­deuten auch eine ­ordentliche Fahr­dynamik, die sich auf schlechten Straßen und im Gelände positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.

Komfort Front (10 Prozent): Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.

Frontsteifigkeit (10 Prozent): Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern aus­reichend fahrstabile Rahmen.

Tretlagersteifigkeit (10 Prozent): Verrät, wie stark der Rahmen bei harten ­Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit ­einer realitätsnahen Auf­spannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.

Schaltung (5 Prozent): Die Schalteigen­schaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen das Gangspektrum, aber beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.

Bremsen (5 Prozent): Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Brems­körper, ­Belägen und Scheiben be­wertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie reagieren sie bei Hitze oder Nässe, wie lang sind die Bremswege?

Reifen (5 Prozent): Bewertet werden Roll­widerstand und Grip – soweit bekannt aus einem ­unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahr­eindrucks. Die Reifenbreite hat auf die Bewertung keinen Einfluss, denn das ist eher eine Frage persönlicher Präferenzen.

Lack (5 Prozent): Der TOUR-Lacktest simuliert Steinschlag und erlaubt eine Aussage über die Haltbarkeit der schützenden Deckschicht. Ein Meißel simuliert Steinschlag oder Kettenschlagen. Beginnend bei zehn Zentimetern Höhe, wird um je zehn Zentimeter gesteigert, bis der Lack nachgibt oder die maximale Fallhöhe von 50 Zentimetern erreicht ist.

Wartung/Einstellung (5 Prozent): Bewertet wird, wie einfach sich ein Rad warten und einstellen lässt. Notenabzüge gibt es beispielsweise für benötigte Spezialwerkzeuge, besonders aufwendige Detaillösungen, herstellergebundene Komponenten oder Wartungsarbeiten, die sich nur in Fachwerkstätten durchführen lassen.

Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozent­angaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.

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