Für viele Mountainbiker ist der Name Santa Cruz so etwas wie ein Synonym für lässige Sportgeräte aus dem Premium-Segment. Soulige Werbekampagnen prägen das Image, und aus dem Downhill-Worldcup ist das kalifornische Label nicht mehr wegzudenken. Kein Wunder also, dass man auf den Trails und in den Bikeparks dieser Welt viele Santa-Cruz-Bikes zu Gesicht bekommt. Das Stigmata mit Federgabel hat gerade einmal halb so viel Federweg wie das erste Bike des Hauses von 1994 und wird als „Off-Road-Speedbike“ angepriesen. Bewährte Merkmale, wie ein super funktionierendes Staufach, hohe Service-Freundlichkeit und einen ausgezeichnet verarbeiteten Rahmen mit lebenslanger Garantie, übernimmt das Gravelbike von seinen Mountainbike-Geschwistern. Leider gilt das auch für den gesalzenen Preis, in dessen Licht das zweckmäßige, aber nüchterne Ausstattungspaket wenig Glanz ausstrahlt.
Wie bei Pivot müssen Kunden hier für einen ausoptimierten Carbonrahmen mit gutem Ruf eben den einen oder anderen Euro extra zahlen. Drei Flaschenhalter und Schutzbleche finden am Stigmata Platz. Ansonsten muss der Amerikaner ohne weitere Anschraubpunkte auskommen. Dank der ebenfalls angebotenen XXL-Größe finden bei Santa Cruz auch hochgewachsene Fahrer eine passende Option. Selbst in der Geometrietabelle ist zu erkennen, dass die Santa-Entwickler Mountainbike-Fans sind. Sie kombinieren den längsten Reach im Test mit einem kompakten Steuerrohr und schaffen damit eine gestreckte Sitzposition. Tourenfahrern, die nicht dauerhaft im Angriffsmodus durch die Gegend schießen, empfehlen wir, das Cockpit hochzubocken. Dann nämlich passt die Ergonomie auf langen Fahrten erstaunlich gut. Eine schlanke Carbonsattelstütze und ein gepolsterter Sattel erhöhen den Sitzkomfort. Ein Kettenblatt mit 42 Zähnen hält auch bei schnellen Fahrten mit, und die große MTB-Kassette hilft mit einem Kriechgang aus, wenn das Laktat in die Beine schießt.
Ist das Stigmata einmal auf Tempo gebracht, ist es kaum noch aufzuhalten. Abgeklärt und zielstrebig zieht das Bike voran. Neben dem großen Radstand zeichnet der 69 Grad flache Lenkwinkel für die hohe Laufruhe verantwortlich. Durch die gemäßigte Kettenstrebenlänge fällt es noch leicht, das Vorderrad den Bordstein hochzulupfen, wirklich viel Spieltrieb entfaltet das Stigmata jedoch nicht. Im Vergleich zu den deutlich kürzeren sowie steileren Konkurrenten von Radon und Alutech fährt es wie auf Schienen durchs Gelände. Trotz kurzem Vorbau gibt sich das Lenkverhalten merklich träger und das beherrschte Bike braucht beherzte Manöver, um aktiv zwischen Hindernissen hindurchzuwuseln. Cool bleiben, draufhalten und drüber reiten: So funktioniert das Santa Cruz am besten. Die Rockshox Rudy Base nimmt grobe Schläge zuverlässig auf, ist aber wenig sensibel für kleine Unebenheiten. Auf einer Vielzahl von Wegen bringt die einfache Federgabel kaum einen Vorteil, der nicht auch mit nochmals breiteren Tubeless-Reifen kostengünstiger zu erreichen wäre. Im Gegenteil: Die Gabel lässt sich nicht blockieren und wippt im Wiegetritt.
Sowohl für die Verve im Uphill als auch das Handling im Downhill ist es ein dickes Plus, dass das Gesamtgewicht im grünen Bereich bleibt. Als einziges Bike mit Federgabel unterbietet das Stigmata die magische Zehn-Kilo-Marke. Das verdankt es neben dem leichten Chassis und der starren Stütze den Laufrädern, welche auf der Waage trotz Aluminiumfelgen auf Augenhöhe mit den Carbon-Modellen an Giant und Marin landen. So schafft es Santa Cruz, Geometrie- und Fahrwerksreserven mit einem sportlich-leichten Charakter zu vereinen – ein Konzept mit Potenzial! Spätestens wenn Gravelbiker bereit sind, noch mehr Geld in die Hand zu nehmen, finden sie im Stigmata einen erstklassigen Untersatz.
leichter, schön verarbeiteter Rahmen mit lebenslanger Garantie, hohe Laufruhe, angenehme Sitzposition
geringer Spieltrieb, schmucklose Ausstattung