Carbon und Alu dominieren als Werkstoffe für Rennräder und Gravelbikes, Stahl und Titan gedeihen nur noch in Nischen – und dennoch geht gerade von Titan eine ungebrochene Faszination aus, weshalb wir 2024 Rennräder und Gravelbikes aus dem edlen Metall getestet haben. Als besonders erinnerungswürdig erwies sich das Vamoot RCS des US-Spezialisten Moots. Würden wir einen Preis fürs Aussehen vergeben, hätte ihn sich das langstreckentaugliche Straßenrad mehr als verdient. Neben dem edlen und langlebigen Werkstoff punktet das Bike mit seiner betörenden Anmutung. Allein die akkurat gesetzten Schweißnähte am handgefertigten Rahmen lassen die Herzen von Technik-Fans höherschlagen – und decken den Mantel des Schweigens über Schwächen bei den Steifigkeitswerten.
Dass Markus Storck schnelle Räder bauen kann, hat er mit dem Aerfast.4 bereits unter Beweis gestellt. Mit dem Nachfolger, der im vergangenen Frühjahr auf den Markt kam, sollte es aber noch eine Stufe höhergehen: Das Aerfast.5 strebte den Allzeitrekord im TOUR-Windkanaltest an. Wie beim vorigen Modell hat es zwar erneut nicht ganz gereicht, das Simplon Pride II (199 Watt) vom Thron zu stoßen. Der aerodynamisch optimierte Bolide ist mit 201 Watt für 45 km/h aber in Schlagdistanz und war im Testjahr das schnellste Rennrad. Dass das Storck das Zeug zum neuen Spitzenreiter hat, zeigte eine Vergleichsmessung: Mit schmälerem Cockpit würde das Aerfast.5 den Rekord des Simplon knacken. Laut Hersteller soll die Lenker-Vorbau-Einheit demnächst im Online-Shop verfügbar sein. Das Cervélo S5 (202 Watt), Canyon Aeroad und Storck Aerfast.4 (beide 204 Watt) komplettierten 2024 das Feld der schnellsten Spezialisten.
Wenn selbst die Kollegen unseres Schwestermagazins BIKE von einem Rad mit Rennlenker schwärmen, dann muss es etwas Besonderes haben. Die Rede ist vom Backroad FF, das den sportlichen Charakter eines Straßenrads ins Gelände transferiert. Neben dem steifen Rahmen-Set mit rennmäßiger Geometrie loben die Tester vor allem die ergonomisch geformte Lenker- Vorbau-Einheit. Schließlich stellt das 380 Millimeter schmale Cockpit eine willkommene Abwechslung zu den teils überbreiten Steuerzentralen an vielen Gravelbikes dar. Wenn das sogar eingefleischte Biker wertschätzen, dann haben die Bocholter definitiv etwas richtig gemacht.
Knapp ein Jahr führte das Specialized S-Works Tarmac SL8 die neue Rangliste als bestes Wettkampfrad bei TOUR an. Dann musste es sich wie schon in unserem früheren Testverfahren den Spitzenplatz mit dem Canyon Aeroad CFR Di2 teilen. Auch die vierte Generation besinnt sich auf seine Stärke: die erstklassige Aero-Performance. Mit 204 Watt zählt der Bolide aus Koblenz zum schnellsten Material und hält das Tarmac (209 Watt) auf Distanz. Gleichzeitig profitiert das Aeroad von einem etwas niedrigeren Gesamtgewicht (7040 Gramm). Vom Fabelwert des US-Konkurrenten (6550 Gramm) ist es damit weiter ein gutes Stück entfernt. Macht aber nichts, da sich das Canyon auch sonst keine nennenswerten Schwächen bei Steifigkeiten und Komfort leistet. Zudem ist es gegenüber dem Tarmac auch fairer kalkuliert: 10.000 Euro sind natürlich sehr viel Geld, dennoch ist das Aeroad aber fast ein Drittel günstiger als der US-Konkurrent.
Mit 3499 Euro ist das Nuroad zwar kein Schnäppchen, doch das Preis-Leistungs-Verhältnis ist konkurrenzlos gut. Selbst Versandhändler schielen längst nach Waldershof und müssen anerkennen, dass die Fachhandelsmarke in vielen Segmenten ein äußerst attraktives Portfolio vorhält. Das neue Gravelbike punktet mit einem hochwertigen Carbonrahmen und top-aktueller Ausstattung. Während andere Hersteller zu diesem Preispunkt einfache Alu-Laufräder verbauen, stecken im C:62 Race leichte Carbonlaufräder. Auch für den funkbasierten 2x12-Antrieb oder den schnellen Reifen muss man bei der Konkurrenz einen Aufpreis von mehreren Hundert Euro einkalkulieren. So gesehen ist das Nuroad also doch ein Schnäppchen und verdient sich in unserer Auflistung den Platz als Geheimtipp. Und wer es nicht mit dem Gravelbike hält: Auch straßentaugliche Modelle wie das Litening Aero überzeugen seit geraumer Zeit mit einem attraktiven Gesamtkonzept.
Das neue Leggerissima TLO von Schmolke führt im Testjahr 2024 mit weitem Abstand die Wertung für das leichteste Rad an. Mit 5400 Gramm liegt es rund drei Kilogramm unter dem Durchschnittsgewicht aller getesteten Bikes. Das Geheimnis des Carbonspezialisten aus Konstanz liegt nicht etwa in einem ultraleichten Rahmen-Set (1127 Gramm), sondern in der Ausstattung mit exklusiven Tuning-Komponenten. Allein die Lenker-Vorbau-Einheit wiegt nur knapp 220 Gramm und stellt damit einen Rekord auf. Das Leichtbauwunder, das sich die TOUR-Bestnote von 1,3 auch dank des extrem hohen Federkomforts sichert, hat allerdings seinen Preis: Mit 16.500 Euro ist es nur etwas für Liebhaber. Die Top drei der leichtesten Räder 2024 komplettieren das Benotti Fuoco Carbon Ultra (6127 Gramm) und Giant TCR Advanced SL (6520 Gramm).