Das Gravelbike Nuroad stellt für Cube eine wichtige Plattform dar: Nach eigener Aussage ist es innerhalb der Rennrad-Sparte das mit Abstand meistverkaufte Modell der Oberpfälzer. Darüber hinaus steht der Name in den vergangenen Jahren für Testsiege – zuletzt in TOUR 9/2025; bei dem Vergleich von Rädern unter 2000 Euro konnte Cube mit dem Nuroad als einzige Marke ein Rad mit Carbonrahmen beisteuern. Der vor einem Jahr erneuerten Kohlefaser-Version folgt nun ein umfangreiches Update des günstigeren Alu-Rahmen-Modells. In Anbetracht der aggressiven Preispolitik, mit der Cube der Konkurrenz das Leben schwermacht, hat auch dieses Rad wieder das Potenzial zum Bestseller. Als Interessent sollte man im Cube-Portfolio jedoch genau hinschauen: Das Update des Nuroad HPA, ein Akronym für High Performance Aluminium, erstreckt sich lediglich auf die Modellversion Race und die von uns getestete Top-Version SLX. Für alle günstigeren Varianten bleibt der bisherige Aluminiumrahmen im Programm.
Optisch sind die beiden geländetauglichen Neuheiten vom Nuroad C:62 inspiriert, erst auf den zweiten Blick geben sie sich als Modell mit Aluminiumrahmen zu erkennen. Im Gegensatz zu den günstigeren HPA-Versionen sind die Schweißnähte nun sauber verschliffen; auch die markante Formgebung von Steuerrohr und Sattelknoten sieht stark nach Carbon aus. Die Bremsleitungen bzw. Schaltzüge sind teilintegriert und werden unter dem Vorbau ins Steuerrohr geführt; am alten Rahmen-Set liegen die Kabel noch frei. Neu sind außerdem der UDH-Standard für moderne SRAM-Schaltgruppen sowie zusätzliche Gewindeösen für Gepäck. Großgewachsene dürfen sich über eine neue Rahmenhöhe freuen: In XXL taugt das neue Nuroad auch für Piloten um zwei Meter Körperlänge. Allerdings sollten sie das maximale Fahrergewicht von 100 Kilogramm beachten.
Die Rahmengeometrie des neuen Alu-Modells orientiert sich am Vorgänger; auf den Alu-Rädern sitzt man also weiterhin etwas komfortabler als auf den Nuroad-Carbonmodellen. Weil außerdem ein recht kurzer, nach oben weisender Vorbau montiert ist und der Lenker zu den Griffen hin kaum Vorbiegung hat, sitzt es sich in Bremsgriffhaltung auf dem SLX ausgesprochen komfortabel. Der Unterlenker lässt eine echte aerodynamische Haltung kaum zu, dafür ist der Bogen nicht tief genug. Wer die klassische Rennradposition weniger gewohnt ist, dürfte diese Form schätzen – besonders im Gelände vermeidet sie ein kopflastiges, unsicheres Fahrgefühl.
Überhaupt ist das Rad für wenig erfahrene Schotterradler und auf eine sichere Fahrt im Gelände abgestimmt. Ein flacher Lenkwinkel und der lange Radstand halten es gut in der Spur, in engen Kurven und winkeligen Trails wirkt es dafür manchmal etwas sperrig. Dass es unsportlich fährt, können wir aber nicht behaupten. Für seine Preis- und Gewichtsklasse hängt es durchaus gut am Gas; dank der auf jedem Geläuf leicht rollenden, griffigen Schwalbe-Reifen macht auch eine sportliche Gangart viel Spaß. Nur die Getriebeabstufung bringt uns Rennradler hin und wieder aus dem Takt: Die sehr breit gefächerte 10-51-Kassette aus Shimanos Montainbike-Programm ist für den typischen Gravel-Einsatz doch etwas grob abgestuft; auf flachen Rollerpassagen fehlt uns oft der richtige Gang. Dafür bietet das Ritzelpaket unendliche Reserven an steilen Anstiegen: Wenn die Untersetzung von 40-51 zu schwer wird, ist schieben nicht mehr viel langsamer.
Viel Wert legt Cube auf Praktikabilität und Zusatznutzen. Das Rad ist ausgesprochen wartungsfreundlich, für die wesentlichen Einstellungen werden nur drei Innensechskantschlüssel benötigt. Die Leitungen verlaufen nur teilweise im Rahmen, was Montagearbeiten erheblich vereinfacht. Wie bei den Cube-Modellen Agree und Attain lässt sich unter anderem eine Tasche an Gewinden im hinteren Rahmendreieck befestigen, Montagepunkte für Schutzbleche gibt es ebenfalls. Da überrascht es eher, dass Ösen für Gepäckträger an der Gabel fehlen. Die Nachrüstoption für eine Lichtanlage mit integriertem Kabelkanal dürften viele Interessenten aber wichtiger finden, auch wenn eine Frontleuchte weiterhin nur am Lenker montiert werden kann. Für 1599 Euro ist die FE-Version mit Schutzblechen, Dynamolicht und Seitenständer ein Kauftipp, sie kostet gegenüber dem Basismodell nur 100 Euro Aufpreis.
Ansonsten würden wir die Wahl hauptsächlich von der Übersetzung beziehungsweise dem Terrain abhängig machen: Wer viel im Flachen fährt, sollte die Race-Variante des Nuroad vorziehen. Für 300 Euro weniger gibt es dann einen GRX 2x12-Antrieb mit Umwerfer. Die Gangsprünge sind feiner und mit der eingesparten Summe können Alu-Sattelstütze und -Lenker durch Carbonteile ersetzt werden. Allerdings ist das Rad mit schlechteren Bremsen konfiguriert, die GRX 610 ohne Servo-Wave-Technologie sind spürbar weniger bissig als die hochwertigeren GRX 820 an unserem Testrad.
preiswert, solide ausgestattet, wartungsfreundlich
grob gestuftes Getriebe, nur 100 Kilogramm zulässiges Fahrergewicht