Gravelbikes sind und bleiben einer der Trends in der Rennradwelt. Sind sie ein Spleen für wenige – oder im Vergleich zum Cyclocross-Rad die bessere Alternative für viele? TOUR sucht nach Antworten.
Ob es am Begriff liegt, dass Gravelbikes so schwer zu fassen sind? Rennräder, mit denen man auf Schotter (englisch: Gravel) fahren kann, gibt es schließlich schon seit Jahrzehnten. Sie heißen Crossräder und sind im Rennradmarkt eine feste, gemessen an den Verkaufszahlen aber recht überschaubare Größe. Mancher Skeptiker wittert deshalb im Hype um das Gravelbike schlichtweg den Versuch der Radhersteller, alten Wein in neuen Schläuchen zu verkaufen.
Doch ganz so einfach darf man es sich mit der neuen Gattung nicht machen. Crossräder sind in erster Linie Sportgeräte für eine sehr spezielle Form von Radrennen, bei der sich die Fahrer eine Stunde lang am Anschlag mit wechselnden Untergründen und Schikanen herumschlagen, die mitunter sogar zum Absteigen und Schultern des Rades zwingen. Frage an alle Besitzer von Crossrädern: Wie oft sind Sie in den letzten Jahren mit Ihrem Rad auf der Schulter durch den Wald gejoggt? Vermutlich nicht allzu oft.
Genau an diesem Widerspruch setzen Gravelbikes an. Viele Hersteller interpretieren die neue Gattung als universell einsetzbares Zwischending zwischen klassischem Wettkampf-Crosser und Straßenrad. Typische Merkmale sind Scheibenbremsen, breite und dabei nicht allzu stark profilierte Reifen, ein breites Übersetzungsspektrum, eine gemäßigte, tourentaugliche Sitzposition und ein etwas längerer Radstand. Auch Schutzbleche lassen sich an vielen Gravelbikes problemlos nachrüsten. Dem typischen Tun der meisten Hobbyradsportler werden die Räder damit besser gerecht als die puristischen Crossrenner, von denen nur ein verschwindend kleiner Teil je eine Rennstrecke sieht. Die meisten werden vielmehr als robuste Trainingsgeräte für den fliegenden Wechsel zwischen Straße, Wald- und Feldwegen genutzt.
Im Grunde verhält sich das Gravelbike zum Crossrad damit so wie das Marathonrennrad zur wettkampforientierten Straßenmaschine. Auch hier fiel den Herstellern irgendwann auf, dass sie ihre Räder an einem Großteil der Zielgruppe vorbei produzieren. Die anfängliche Kritik, dass Marathonrenner ja gar keine echten Rennräder seien, ist längst verstummt, die Kategorie heute nicht mehr aus dem Markt wegzudenken. Geht es nach den Wünschen der Fahrradhersteller, dann wiederholen die Gravelbikes nun diese Erfolgsgeschichte.
Den gesamten Test und die Testergebnisse dieser Modelle finden Sie unten im Download-Bereich als PDF: