Vorweg: Der Allroad hat kürzlich ein Modellupdate erhalten. Das 2024er-Modell wird ohne zusätzliche Kosten mit Shimanos GRX820-Gruppe geliefert. Durch die 2-fach-Kurbel ist das zusätzliche Ritzel bei diesem Upgrade weniger wichtig. Die verbesserten Bremsen erfordern weniger Kraftaufwand und sind somit ein Vorteil. Die Endurance-Geometrie bleibt unverändert, was zu einer halb-sportlichen Sitzposition führt, ähnlich wie beim Merida Silex 700.
Das Gewicht des Fahrrads ist neutral bis leicht hecklastig und der Sitzwinkel von 73,5 Grad sorgt für angenehmen Komfort. Im Gegensatz dazu sieht es am Lenker des Corratec Allroad C2 anders aus. Ähnlich wie beim Bulls Machete sollte man die Arme offroad nie gestreckt halten, sondern eine Linie zwischen Vorderradnabe, Griffen, Schultern und Kopf bilden.
Das ist bedauerlich, denn das Fahrverhalten des Fahrrads ist so sanft und ausgewogen, dass selbst Gravel-Anfänger damit gut zurechtkommen sollten. Bei genauerer Betrachtung der Übersetzungsmöglichkeiten und Reifenwahl wird deutlich: Das Vollcarbonrad ist wahrscheinlich nicht für anspruchsvolle Trails und Rampen konzipiert. Obwohl es über 22 Gänge verfügt, sind weder der kleinste noch der größte Gang extrem übersetzt. Die Abstufungen sind dafür fein, ebenso wie die eher schmalen Reifen. Wenn man besonders ruppiges Terrain außer Acht lässt, bleiben nur noch die günstigen Bremsscheiben und der weit ausgestellte Lenker als echte Kritikpunkte übrig: Die Handpositionierung ist zu innenrotiert und der lange Schaltweg am linken Hebel ohne Umgreifen kaum machbar. Mit einem weicheren Lenker mit weniger Flare wär das Fahrrad sicher unter den Top 3 gelandet.
Beim Allroad passt vieles zusammen. Es rollt dank Reifen, Übersetzung und gemäßigter Position einfach richtig gut, auf festen Wegen fühlt man sich auch länger wohl. Je ruppiger es wird, desto mehr büßt es davon ein, da hilft auch wenig Luftdruck nicht. Ein eher zivilisierter Top-Allrounder sozusagen.