Auf AbenteuerkursCanyon Grizl CF 7 im Test

Jens Klötzer

 · 08.10.2025

Das Canyon Grizl CF 7
Foto: Wolfgang Papp
Das Canyon Grizl wurde überarbeitet, um sich klarer vom Grail abzugrenzen. Wie schlägt es sich im TOUR-Test?

Es gab nicht viel, was man dem bisherigen Canyon Grizl ankreiden konnte: Ein wahrer Gelände-Alleskönner; komfortabel, praktisch und tourentauglich, mit vielen Ösen zur Gepäckbefestigung. Dank reichlich Platz für breite Reifen auch geeignet für schwereres Gelände, und gleichzeitig sportlich genug, um auch ambitionierten Fahrern Spaß zu bereiten. Doch mit dem parallel angebotenen Race-Gravelbike Grail, dem man ebenfalls die Fähigkeit mitgab, mit Gepäck auf Tour zu gehen, wies das Abenteuer-Gravelbike eine große Schnittmenge auf. Es überrascht deshalb nicht, dass die Koblenzer mit einer Runderneuerung des Grizl versuchen, die beiden Geländerenner besser voneinander abzugrenzen und Käuferinnen und Käufer gezielter anzusprechen.



Klickverschlüsse - Im Staufachdeckel klemmt ein kleines ToolFoto: Wolfgang PappKlickverschlüsse - Im Staufachdeckel klemmt ein kleines Tool

Weil die Ansprüche dennoch sehr unterschiedlich sein können, hat Canyon gleich mehrere Versionen und Zu­satz­­ausstattungen im Angebot. Beim Grizl wird zukünftig unterschieden in puristische „Original Graveller“ und reiselustige „Escape“-Varianten. Letztere kommen mit einem neuen, multifunktionalen Cockpit, das an einem mittigen Bügel eine Lenkertasche integrieren kann und mehr Griffpositionen bieten soll, sowie breit gefächerter Mountainbike-Übersetzung. In beiden Produktgruppen gibt es Varianten mit einer integrierten Dynamo-­Lichtanlage samt Pufferakku, der auch als Powerbank dient, genannt „ECLIPS“. Das Konzept ist vergleichbar mit der „Unsupported“-Version des Rose Backroad und nutzt zum Teil die gleichen Komponenten. Hinter dem Zusatz „RIFT“ verbergen sich zudem zwei Modelle mit Feder­gabel. Klingt kompliziert? Ist es auch, doch dazu später mehr. Zunächst konzentrieren wir uns auf die eigentliche Plattform: Eingeladen haben wir mit dem Grizl CF 7 ein preislich attraktives Mittelklasse-Modell ohne zusätzlichen Schnickschnack.

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Schon bei der Sitzprobe wird die neue Stoßrichtung des Grizl deutlich: Das Rad gibt mit einem (noch) komfortabler geschnittenen Rahmen und kurzem Vorbau eine betont aufrechte Sitzposition vor, der Lenker sitzt fast zwei Zentimeter höher als beim Vorgängermodell. Wer eine sportliche Position bevorzugt, sollte gleich einen Vorbauwechsel planen oder um das Grizl einen Bogen machen.

Hohe Front, breiter Lenker

Auch der extrem breite Lenker wirkt gewöhnungsbedürftig, wenn man vom Straßenrennrad kommt. Dabei sind die 44 Zentimeter in Bremsgriffhaltung am Testrad in Größe M sicherlich noch Gewöhnungssache. Die 50 Zentimeter an den Lenkerenden dagegen muss man schon mögen – zumal wir ob der aufrechten Position öfter geneigt waren, in den Unterlenker zu greifen. Fahrdynamisch wurde das Rad auf extrem stabilen Geradeauslauf getrimmt. Ein flacherer Lenkwinkel und mehr Radstand verleiten dazu, Hindernisse oder Löcher einfach wegzubügeln, statt sie spielerisch zu umkurven. Insgesamt kommt uns das Rad im leichten Terrain wenig handlich vor. Seine Stärken offenbart das Grizl dann auf schwierigen Geländeabfahrten: Dort liegt das Rad wie ein Brett und lässt sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Auch steile, verblockte Bergaufpassagen meistert die neue Geometrie besser, weil sich die Fuhre nicht so leicht aus dem Gleichgewicht bringen lässt. Mit Gepäck beladen dürfte das eine Entlastung sein.

Die optionale Rahmentasche ­findet fast von selbst ans UnterrohrFoto: Wolfgang PappDie optionale Rahmentasche ­findet fast von selbst ans Unterrohr

Dass der Fokus in der Entwicklung nicht auf Messwerten lag, zeigt sich im Testlabor. Weniger Gewicht? Fehlanzeige. Das Testrad ist mit knapp zehn Kilogramm das schwerste Carbon-Grizl, das seit seiner Einführung 2021 in die Redaktion rollte. Mehr Komfort? Auch nicht. Wobei die Federstütze, die mit Ausnahme des Einstiegsmodells in allen Varianten montiert ist, ohnehin zu den komfortabelsten gehört. Bei den sonstigen Eigenschaften leistet sich das Rad, wie von Canyon gewohnt, keine Schwächen. Ungewohnt finden wir hingegen so manche Sparmaßnahme bei der Ausstattung. Die einfache GRX-Kurbel treibt das Gewicht, die günstigen Bremsscheiben holen nicht alles aus den Shimano-Stoppern heraus. Zwar ist der Preis des Rades, verglichen mit den Wettbewerbern, konkurrenzfähig, aber beileibe kein Schnäppchen.

Auf der Habenseite: ein neues Staufach im Unterrohr sowie ein erweitertes Zubehör-Sortiment mit Schutzblechen, Taschen und Gepäckträgern für Front und Heck. Zusammen mit den eingangs erwähnten Ausstattungsvarianten lässt sich so das Wunschrad in einem Rutsch bestellen – zumindest theoretisch. Praktisch fällt manch spannende Konfigura­tion unter den Tisch. Wer beispielsweise die integrierte Dynamo-­Lichtanlage nützlich findet, aber mit dem exaltierten Lenker der Escape-Version fremdelt, muss zwangsläufig zum 7999 Euro teuren Top-Modell mit SRAM Red AXS-Gruppe greifen – nicht gerade ein Alltagsrad. Auch die mit DT Swiss für das Grizl entwickelte Federgabel und die Lichtanlage schließen sich aus. Weil die Verkabelung im Rahmen nicht bei allen Varianten vorbereitet ist, wird Nachrüsten aufwendig. Auch Fans von Zweifach-Kurbeln schauen in die Röhre: Mangels Umwerfersockel sind am Grizl nur noch Einfach-Antriebe möglich.

Das Canyon Grizl CF 7Foto: Wolfgang PappDas Canyon Grizl CF 7

​Canyon Grizl CF 7: Test-Note, Preis, Geometrie, Ausstattung, Messwerte, Vor- und Nachteile

  • Preis: 2699 Euro
  • Gewicht Komplettrad: 10,0 Kilo
  • ​Rahmengrößen: 2XS, XS, S, M, L, XL, 2XL
  • TOUR-Note: 2,3

​Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 520/575/158 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 616/394 Millimeter/1,66
  • Stack+/Reach+/STR+: 657/553 Millimeter/1,19
  • Radstand: 1080 Millimeter

​Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: Shimano GRX 610/822 (1x12, 40, 10-45 Z.) | Note: 2,5
  • Bremsen: Shimano GRX 400 | Note: 1,5
  • Reifen: Schwalbe G-One RX 45 Millimeter | Note: 1,0
  • Laufräder: DT Swiss Gravel LN
  • Laufradgewichte: 1903/2645 Gramm (v./h.)

Messwerte

  • Gewicht Komplettrad: 9990 g | Note: 4,0
  • Fahrstabilität: ​8,29 N/mm | Note: 1,7
  • Komfort Heck: 89 N/mm | Note: 1,3
  • Komfort Front: 99 N/mm | Note: 1,7
  • Antritt/Tretlagersteifigkeit: 56 N/mm | Note: 1,7
BewertungFoto: TOUR

​Canyon Grizl CF 7: Vor- und Nachteile

Vorteile

komfortabel, viele Größen, viel optionales Zubehör

Nachteile

relativ schwer, behäbiges Fahrverhalten

So testet TOUR

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