Erstes Mal E-Rennrad"Berg ist verschwunden”

Kristian Bauer

 · 22.12.2025

Erstes Mal E-Rennrad: "Berg ist verschwunden”Foto: Wolfgang Papp
TOUR-Redakteur Kristian Bauer mit E-Unterstützung am Schäftlarner Berg
​Das E-Rennrad polarisiert, das ist in der TOUR-Redaktion nicht anders als im echten Leben. Während die Testredakteure sich des Themas aber mit professioneller Neutralität annehmen, meiden andere Kollegen die Dinger wie der Teufel das Weihwasser – bis jetzt: TOUR-Redakteur Kristian Bauer und seine Eindrücke vom ersten Mal und von einem verschwundenen Berg.

​Man muss das so offen sagen: Ich habe große Vorurteile gegenüber dem E-Rennrad – in der Redaktion bin ich als E-Bike-Feind verrufen. Ich finde es super, dass E-Bikes im Alltagsverkehr Autos ersetzen, aber wenn Sport zu Motorsport wird und die Berge geflutet werden von motorisierten Fahrzeugen, freut mich das nicht. Der Auftrag, ein E-Rennrad zu testen, löst bei mir keine Freude aus. Aus ästhetischen Gründen habe ich mich für das Rose Reveal Plus entschieden, ein filigranes Rad, und nicht für einen dieser „Panzer“ mit riesigem Motor im Tretlager.



Klassische Rennrad-Silhouette: Rose Reveal Plus 105Foto: Wolfgang PappKlassische Rennrad-Silhouette: Rose Reveal Plus 105

Als ich mit meinem Kollegen zur Testrunde aufbreche, dauert es nur wenige Meter bis zur ersten Erkenntnis: Das Rad geht ab wie die Sau. Ohne es zu wissen, habe ich die höchste Unterstützungsstufe eingeschaltet und das Rad katapultiert mich nach dem Start an der grünen Ampel förmlich nach vorne. Dass der Schub so stark ist, hätte ich nicht erwartet. Ich schalte auf eine niedrigere Stufe und es fühlt sich etwas natürlicher an – mühelos rollen wir zu zweit den ansteigenden Fahrradweg hinauf. Dass es bergauf geht, merkt man gar nicht mehr. Bergab liegt das Rad gut auf der Straße und auch hier bin ich froh, dass ich nicht mit einem dicken Motor im Tretlager unterwegs bin.

Mit Ruhepuls bergauf

Auf dem Rose-E-Rennrad rolle ich mit Ruhepuls bergauf, als ob ich gerade im Flachen wäreFoto: Wolfgang PappAuf dem Rose-E-Rennrad rolle ich mit Ruhepuls bergauf, als ob ich gerade im Flachen wäre
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Der Anstieg bei Schäftlarn ist ein Klassiker im Münchener Süden. Hunderte Male bin ich den kleinen Berg mit Druck gefahren und habe es genossen, für kurze Zeit am Anschlag zu kurbeln. Ich habe auch gelernt, mir die Kräfte einzuteilen, denn wenn man zu schnell in die Steigung fährt, geht einem schon an der zweiten Kurve die Luft aus. Es ist ein unbezahlbares Gefühl, den Körper zu spüren, wenn man an der Leistungsgrenze den Berg hochdrückt. Im höhenmeterarmen München ist der Schäftlarner Berg ein Geschenk fürs Rennradtraining. Auf dem Rose-E-Rennrad rolle ich mit Ruhepuls bergauf, als ob ich gerade im Flachen wäre. Der Berg ist verschwunden. Ich bin in der mittleren Stufe unterwegs und es fühlt sich an, als ob der Motor schiebt – oder doch nicht? Bei 32 km/h kann es eigentlich nicht sein; offensichtlich ist der Motor so gut geregelt, dass er nahezu nahtlos anschiebt und wieder aufhört zu unterstützen.

Ein ausgereiftes E-Rennrad

TOUR-Redakteur Kristian Bauer auf E-RennradFoto: Wolfgang Papp

Ich liebe es, auf einer langen Geraden zurück nach München nochmal mit Druck zu fahren – auf der leicht abfallenden Straße kommt man schnell auf 40 km/h – weit entfernt von jeder erlaubten Motorunterstützung. Am Ende fühlt es sich fast wie eine normale Fahrt auf meiner Hausrunde an – nur der Berg ist verschwunden und das ist schade. Für mich ist und bleibt das Rennrad ein Sportgerät, ich will meinen Körper beim Sport spüren. Das Rose Reveal Plus ist ein ausgereiftes E-Rennrad, das durch niedriges Gewicht und guten Antrieb überzeugt. Ich hoffe trotzdem, dass meine Gesundheit so gut bleibt, dass ich noch lange keine Motorunterstützung brauche. Ich will nicht, dass die Berge verschwinden!

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