Wie lange hält der Akku? Wie können Sie die Akku-Laufzeit verlängern? Und worauf müssen Sie im Falle eines Austauschs achten? Antworten gibt's im Akku-Guide für E-Rennräder.
Lithium-Ionen-Akkus haben eine eingeschränkte Lebensdauer, das ist spätestens seit Bestehen des Smartphones keine neue Erkenntnis. Doch bis ein neuer Handy-Akku fällig wird, erlaubt der Mobilfunkvertrag meist schon das Upgrade auf ein neues Modell. Das erspart dem Kunden die Investition. Auch bei den Lithium-Ionen-Akkus in E-Bikes ist die Lebensdauer begrenzt, doch hier muss man für Ersatz tief in die Tasche greifen: 600 bis 800 Euro werden fällig, wenn der ausgelutschte Energiespeicher gegen einen frischen ersetzt werden muss.
Wann der Tausch fällig wird, hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab: "Die Batteriealterung setzt sich aus der kalendarischen Lebensdauer und der Zyklenlebensdauer zusammen. Allein durch die Lagerung verliert der Akku nach
und nach an Kapazität", erklärt Dr. Jochen Mähliß, Experte für Energiespeicher der Batteryuniversity GmbH in Karlstein.
Ladezyklen zählen
Thomas Huber von Radl-Huber in München weiß aus Erfahrung, dass die Batterien etwa fünf, manchmal bis zu sieben Jahre halten. Arne Sudhoff von Derby Cycle rechnet eher in Ladezyklen: "Bei normaler Nutzung liegt die Lebensdauer bei ungefähr 1.100 Ladezyklen. Das entspricht erfahrungsgemäß einer Lebensdauer von etwa sechs Jahren." In diesem Stadium wird man mit seinem E-Bike allerdings schon lange keine großen Sprünge mehr machen können. Denn nach 500 vollen Ladezyklen oder ungefähr zwei Jahren darf man nur noch mit einer Kapazität von etwa 60 Prozent rechnen, so die Hersteller. Doch wie kommt es denn zur Erosion der Batterieleistung? Mit der Zeit finden in den Batteriezellen chemische Zersetzungsprozesse statt. Das eigentliche Problem liegt im Aufbau des Lithium-Ionen-Akkus. Vereinfacht erklärt: In einem Akku wandern Lithium-Ionen zwischen Anode und Kathode,
also Plus- und Minus-Pol, hin und her. Mit der Zeit oxidieren die Elektroden und verlieren ihre Fähigkeit, die Lithium-Ionen, die für den Strom-fluss notwendig sind, zu speichern.
Die Zelloxidation wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst – zum Beispiel durch die Umgebungstemperatur und den Ladezustand. Darin steckt auch eine gute Nachricht: Die Halbwertszeit eines Lithium-Ionen-Akkus lässt sich beeinflussen! Je nach Pflege des Stromspeichers und Nutzungsverhalten fällt der Kapazitätsschwund unterschiedlich stark aus. Stichwort Außentemperatur: Akkus wollen kühl und trocken gelagert werden. Bei Temperaturen über 30 Grad läuft der Verfall des Energieträgers im Zeitraffer ab. Ebenso wenig mögen es die Batterien frostig: Wenn’s im Keller im Winter Minus-Grade hat, dann sollte man für den Akku ein wohltemperiertes und sicheres Plätzchen andernorts finden.
Lebensdauer des Akkus steigern
Aber nicht nur bei der Lagerung, auch im Einsatz können E-Bike-Besitzer etwas dafür tun, dass der vorbestimmte Verfall etwas langsamer vonstatten geht: Zwar passt das Batterie-Management darauf auf, dass der sicherheitskritische Bereich nicht erreicht wird. Aber "Radfahrer sollten ihren Akku trotzdem möglichst nicht komplett entladen. Und wenn man nicht die maximale Reichweite oder -höhe benötigt, ist es auch sinnvoll, den Akku nicht komplett aufzuladen", empfiehlt Dr. Jochen Mähliß. Wer darauf achtet, den Akku nicht unter zehn Prozent Restkapazität ent- und nicht über 90 Prozent aufzuladen, kann die Lebensdauer erheblich steigern: Der Batterie-Experte spricht sogar von "verdoppeln". Vorsicht ist auch geboten, wenn die Batterie durch Sturz oder Unfall beschädigt wurde. Akkus mit sichtbaren Schäden sollte man umgehend zum Händler bringen, der die Funktionsfähigkeit überprüfen kann.
Sinkt die Kapazität des Akkus, wirkt sich das unmittelbar auf die Reichweite und -höhe aus. Wenn Sie mit Ihrem Rad im Neuzustand beispielsweise 80 Kilometer schaffen, sind bei 60 Prozent nur noch 48 Kilometer drin. Wenn Sie’s genau wissen wollen, müssen Sie sich auch hier an Ihren Händler wenden. Ein gutes Fachgeschäft hat ein Diagnosegerät, mit dem sich der Akku-Zustand überprüfen lässt. Sie müssen selbst entscheiden, bei welcher
Restkapazität Sie die Batterie tauschen möchten.
Vorsicht beim Akku-Tausch
Da der Akku das teuerste Ersatzteil am E-Bike ist, liegt es nahe, im Internet nach günstigen Angeboten zu suchen. Tatsächlich werden manche Akku-Modelle dort zu Schnäppchenpreisen angeboten. Außerdem finden sich Firmen, die einen Austausch einzelner Zellen oder Zellblöcke anbieten. Eine gute Idee? Ein klares "Nein!" kommt dazu von den Bike- und Motorenherstellern. Der Grund: Jeder Lithium-Ionen-Akku benötigt ein intelligentes elektronisches Batterie-Management-System, das die Batterie daran hindert, ihren sicheren Arbeitsbereich zu verlassen. Es schützt vor Überlastung durch Überhitzung und Tiefentladung. Außerdem ermittelt es die Batteriekapazität, den aktuellen Ladezustand, die Restbetriebszeit, und es speichert Daten zum Lebenszyklus. Der Einsatz von billigen und nicht passenden Akkus kann daher am Ende besonders teuer werden. Viel sinnvoller – und günstiger – ist es also, die Halbwertzeit des Akkus durch fachgerechte Handhabung zu verlängern.