Liv Langma Advanced Pro 1Neue Generation mit deutlich mehr Fahrstabilität

Julian Schultz

 · 11.08.2024

Liv Langma Advanced Pro 1: Neue Generation mit deutlich mehr Fahrstabilität
Foto: Skyshot GmbH / Markus Greber
Das neue Liv Langma will Leichtbau mit Aerodynamik vereinen und damit das ideale Rad für ambitionierte Rennfahrerinnen sein. Wir haben das Mittelklassemodell ausprobiert.

Vor sieben Jahren debütierte das Liv Langma, jetzt rollt die Frauenmarke des Branchenriesen Giant die dritte Generation an den Start: als Wettkampf-Allrounder für ambitionierte Radsportlerinnen. Wie beim entsprechenden Männermodell, dem Giant TCR, sollen moderne Fertigungstechnik, Aerotuning und Systemintegration das Rad leichter, schneller und fahrstabiler machen. Ob das auch für das Langma Advanced Pro 1 aus dem mittleren Preissegment gilt, soll der TOUR-Test herausfinden.

Fast 240 Kilometer am Stück: Klingt nach einer Etappe bei einem Profirennen? Nicht ganz. Die XXL-Distanz diente unserer Testerin für einen vielschichtigen Fahreindruck vom neuen Liv. Benannt nach dem tibetischen Namen des Mount Everest, nimmt das Rad folgerichtig die Rolle des bergtauglichen Modells ein – neben dem aerodynamisch optimierten EniLiv und dem komfortorientierten Avail. Beide Modelle haben die Taiwaner in den vergangenen Monaten ebenfalls überarbeitet.

Liv Langma Advanced Pro 1: Plus an Fahrstabilität

Bei einem Rad für die Berge fällt der Blick selbstredend aufs Gewicht. Mit 7610 Gramm erzielt das Advanced Pro 1 ein ordentliches Ergebnis, aber die vergleichsweise schweren Anbauteile machen sich doch bemerkbar. Alleine Shimanos 105 Di2 wiegt rund 300 Gramm mehr als eine Top-Schaltgruppe. Auch ist der 941 Gramm schwere Rahmen etwas weniger aufwendig gefertigt als der des Top-Modells, der sich unter anderem durch eine exklusivere Carbon-Qualität auszeichnet. Laut Hersteller spart der High-End-Rahmen etwa 150 Gramm.

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Shimanos 105 Di2 ist leider etwa 300 Gramm schwerer als eine Top-Gruppe.Foto: LivShimanos 105 Di2 ist leider etwa 300 Gramm schwerer als eine Top-Gruppe.

Einen der Hauptkritikpunkte am Vorgängermodell hat Liv indes eindrucksvoll behoben: Das Rahmen-Set ist insgesamt deutlich verwindungssteifer, wovon das Langma auf schnellen Talfahrten oder in Sprintsituationen profitiert. Unsere Testfahrerin, die Abfahrten laut eigener Aussage eher gemütlich angeht, fühlte sich entsprechend wohl und stellte bergab mehrere persönliche Rekorde auf.

Unterstützt wird das Plus an Fahrstabilität durch ein gutmütiges, ruhiges Lenkverhalten. Die Sitzposition ist sportlich, aber nicht überstreckt. Beim Komfort erzielt das Liv zwar keine Bestwerte, dank der voluminösen Tubelesspneus rollt man aber komfortabel über Unebenheiten im Asphalt. Die 25-Millimeter-Serienreifen wölben sich auf den breiten Felgen schon auf effektive 29 Millimeter. Mit Platz für bis zu 33 Millimeter breite Reifen ist das Rad zudem für Abstecher auf Schotterpisten gewappnet. Der Sattel, dem wir beim alten Modell einen unangenehmen Druck bescheinigten, fiel unserer Fahrerin bei ihrem Granfondo nicht negativ auf.

Keine Gesamtnote möglich

Mangels Windkanaltest können wir über die aerodynamische Qualität noch keine Aussage treffen (und keine Gesamtnote ermitteln). Liv verspricht für das Top-Modell mit schnellen Vollcarbonlaufrädern von Cadex eine Verbesserung um knapp zwölf Watt. Das alte Advanced Pro 1 benötigte 234 Watt Tretleistung, um bei 45 km/h den eigenen Luftwiderstand zu überwinden. Sollte sich die Verbesserung bestätigen, läge das Langma in etwa im Bereich vergleichbarer Race-Allrounder um 220 Watt.

Der 340 Millimeter breite Alu-Lenker, der damit das UCI-Mindestmaß unterbietet, kommt Fahrerinnen mit schmalen Schultern entgegen.Foto: LivDer 340 Millimeter breite Alu-Lenker, der damit das UCI-Mindestmaß unterbietet, kommt Fahrerinnen mit schmalen Schultern entgegen.

Als Spezialist für Frauenrennräder denkt Liv auch an Details, die Frauen schätzen: Der 340 Millimeter breite Alu-Lenker, der damit das UCI-Mindestmaß unterbietet, kommt Fahrerinnen mit schmalen Schultern entgegen. Kürzere Kurbeln berücksichtigen geringere Körpergröße und kürzere Beine: An das Testrad in Größe XS sind mit 160 Millimetern die kürzesten Kurbeln von Shimano geschraubt. Die neue Plattform umfasst drei Modellreihen, wobei das 4799 Euro teure Testrad den Platz in der Mitte einnimmt. An der Spitze steht das exklusive Advanced SL; das Arbeitsgerät des Profiteams Liv AlUla Jayco kostet jedoch mehr als das Doppelte wie das Advanced Pro 1. Die günstigste Version mit mechanischer Schaltung ist für 2799 Euro erhältlich.

Durch meine Leidenschaft fürs Gravelbiken bin ich eher selten auf der Straße unterwegs. Doch das neue Langma ist das am besten passende Rad, mit dem ich bislang gefahren bin. - Sandra Schuberth, Online-Redakteurin


Das Liv Langma Advanced Pro 1 im Detail

  • Preis: 4799 Euro >> hier erhältlich
  • Gewicht Komplettrad: 7,6 Kilo
  • Rahmengrößen: XXS, XS, S, M, L (Testgröße gefettet)
Liv Langma Advanced Pro 1Foto: LivLiv Langma Advanced Pro 1

Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 419/505/121 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 533/361 Millimeter/1,48
  • Stack+/Reach+/STR+: 577/530 Millimeter/1,09
  • Radstand/Nachlauf: 975/69 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: Shimano 105 Di2 (2x12; 52/36, 11-34 Z.) | Note: 1,0
  • Bremsen: Shimano 105 (160/140 mm) | Note: 1,5
  • Reifen: Giant Gavia Course 0 25 mm (eff.: 29 mm) | Note: 2,0
  • Laufräder: Giant SLR 1 40
  • Laufradgewichte: 1233/1719 Gramm (vorne/hinten)

Messwerte

  • Fahrstabilität: 8,81 N/mm | Note: 1,3
  • Komfort Heck: 142 N/mm | Note: 2,3
  • Komfort Front: 145 N/mm | Note: 2,3
  • Antritt/Tretlagersteifigkeit: 68 N/mm | Note: 1,0

Vor- und Nachteile

  • Plus: erstklassige Fahrstabilität, durchdachte Details
  • Minus: relativ schwer

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