Die besten Race-Allrounder im TestDas Van Rysel RCR Pro

Das Van Rysel RCR Pro
Foto: Matthias Borchers
13 der weltbesten Wettkampf-Rennräder stellen sich dem ultimativen TOUR-Test in Windkanal, Labor und Praxis. Hier nehmen wir das Van Rysel RCR Pro genauer unter die Lupe.

Das Konzept

Mit erstklassiger Aerodynamik und einem Gewicht von weniger als sieben Kilogramm legte das RCR Pro einen Einstand nach Maß hin. 18 Monate später hat sich das Van Rysel beim französischen AG2R-Team seine ersten Meriten in der World Tour verdient, bekommt zur neuen Saison dennoch einen aerodynamisch optimierten Boliden zur Seite gestellt. Das neue RCR-F, als Prototyp bereits bei der Tour de France 2024 im Einsatz, soll noch schneller als der Wettkampf-Allrounder sein.

Im Labor

Aero-Tuning: Das Van Rysel profitiert von schnellen Swiss-Side-Laufrädern und Conti-Reifen.Foto: Matthias BorchersAero-Tuning: Das Van Rysel profitiert von schnellen Swiss-Side-Laufrädern und Conti-Reifen.

Angesichts der starken Gesamtperformance des RCR Pro eine durchaus überraschende Entscheidung. Schließlich zählt das Arbeitsgerät von Felix Gall & Co. mit 208 Watt bereits zu den schnellsten Rennmaschinen. Trotz der vergleichsweise konventionellen Rohrformen, wodurch die Waage bei 6,9 Kilogramm stehen bleibt. Schneller und leichter sind in diesem Testfeld nur zwei Räder. Das RCR-F soll zwar weitere 13 Watt einsparen, dürfte angesichts voluminöser Rohre und flächiger Formen aber mehrere Hundert Gramm schwerer ausfallen.

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Fahrerlebnis

Das Van Rysel RCR ProFoto: Matthias BorchersDas Van Rysel RCR Pro

Die Eigenmarke des Sportartikelgiganten Decathlon zieht damit eine klare Trennlinie zu unserem Testrad, das sich auf verschiedenen Kursen wohlfühlt. Das flinke Multitalent ist jedoch nicht ganz frei von Schwächen. Kritikwürdig sind der geringe Komfort an Sattel und Lenker, zudem gibt es fahrstabilere Modelle als das Van Rysel. Rennerprobte Fahrer werden sich daran weniger stören als Hobbysportler.

Das gibt´s fürs Geld

Einen erfrischend schnörkellosen Aufsteiger; der mag zwar weniger charismatisch sein als andere Kandidaten, aber es gibt prominente Beispiele in diesem Test, die offenbaren, dass spektakuläres Design allein und fünfstellige Preise nichts über die Qualität aussagen. Vor kurzem war die getestete Ausstattungsvariante, die sich mit 9000 Euro vom vermeintlichen Image einer Discounter-Marke abgrenzt, nicht verfügbar. Ab März soll es Nachschub geben.

Van Rysel RCR Pro: Infos & Test-Note

  • Preis: 8999 Euro >> hier erhältlich
  • Gewicht Komplettrad: 6,9 Kilo
  • Aerodynamik: 207 Watt
  • Rahmengrößen: 2XS, XS, S, M, L (Testgröße gefettet)
  • TOUR-Note: 1,9

Geometrie

  • Sitz-/Ober-/Steuerrohr: 482/555/147 Millimeter
  • Stack/Reach/STR: 559/385 Millimeter/1,45
  • Stack+/Reach+/STR+: 596/563 Millimeter/1,06
  • Radstand/Nachlauf: 985/58 Millimeter

Ausstattung

  • Antrieb/Schaltung: Shimano Dura-Ace Di2 (2x12; 52/36, 11-34 Z., PM) | Note: 1,0
  • Bremsen: Shimano Dura-Ace (160/140 mm) | Note: 1,0
  • Reifen: Conti Aero 111 TR 26 mm (eff.: 25 mm) Conti Grand Prix 5000 S TR 28 mm (eff.: 29 mm) | Note: 1,0
  • Laufräder: SwissSide Hadron 500
  • Laufradgewichte: 1093/1504 Gramm (vorne/hinten)

Messwerte

  • Gewicht Komplettrad: 6900 Gramm | Note: 2,0
  • Luftwiderstand: 207 Watt | Note: 1,3
  • Frontsteifigkeit: 7,8 N/mm | Note: 2,0
  • Tretlagersteifigkeit: 55 N/mm | Note: 2,0
  • Komfort Heck: 237 N/mm | Note: 3,7
  • Komfort Front: 104 N/mm | Note: 3,0

Vor- und Nachteile des Van Rysel RCR Pro

  • Plus: schnell, leicht, relativ günstig
  • Minus: harte Sattelstütze, weniger fahrstabil als Konkurrenten
Stärken, Schwächen und weitere Details des Van Rysel RCR ProFoto: TOURStärken, Schwächen und weitere Details des Van Rysel RCR Pro

Alle 13 Räder des Vergleichstests

So testet TOUR

Gewicht (25 Prozent der Gesamtnote): Für die Bewertung zählt das gewogene Komplett­radgewicht in der einheit­lichen Testradgröße ­56–57 Zentimeter. Wir weisen zur ­Orientierung aber auch die Laufradgewichte aus. Die Notenskala ist so gelegt, dass bei einem mittleren Streckenprofil von 1000 Höhenmetern pro 100 Kilometern die physikalische Wirkung von Gewicht und Aerodynamik für die Durchschnittsgeschwindigkeit vergleichbar ist. Zur Orientierung: Die aerodynamische ­Optimierung des Rades kann auf solch einer Strecke bis zu knapp vier Kilogramm Gewicht kompensieren. Gleichzeitige Bestnoten in Gewicht UND Aerodynamik schließen sich aus, aber es gibt Rennräder, die einen sehr guten Kompromiss finden. Ist die Strecke bergiger als unsere Referenzstrecke, nimmt die Bedeutung des Gewichts zu, ist die Strecke flacher, wird die Aero­dynamik wichtiger.

Luftwiderstand (25 Prozent): Dynamisch gemessen im Windkanal, mit TOUR-Dummy, drehenden Rädern, bewegten Beinen und über ein großes Spektrum von Anströmwinkeln. Verdichtet zu einer Aerodynamik-Note für typische Umweltbedingungen.

Frontsteifigkeit (10 Prozent): Wichtige Größe für die Lenkpräzision und das Vertrauen ins Rad bei hohem Tempo, ermittelt im TOUR-Labor. Es wird eine Gesamtsteifigkeit am fahrfertig montierten Rahmen-Set ermittelt, also inklusive Gabel. Die Steifigkeitswerte werden gedeckelt. Ziel sind nicht unendlich steife, sondern aus­reichend fahrstabile Rahmen.

Tretlagersteifigkeit (10 Prozent): Verrät, wie stark der Rahmen bei harten ­Tritten, zum Beispiel im Sprint, nachgibt. Diese Messung findet ebenfalls im TOUR-Labor statt, mit ­einer realitätsnahen Auf­spannung, bei der sich der Rahmen wie im Fahrbetrieb verformen kann.

Komfort Heck (10 Prozent): Ein Maß für die Nachgiebigkeit bei Fahr­bahnstößen, gemessen im TOUR-Labor. Es wird ein Federweg bei Belastung der Sattelstütze gemessen. Der Messwert korreliert sehr gut mit den Fahreindrücken und dem Komfortempfinden. Gute ­Noten be­deuten auch eine ­ordentliche Fahr­dynamik, die sich auf schlechten Straßen positiv auf die Geschwindigkeit auswirkt.

Komfort Front (5 Prozent): Analog zum Heck wird die Verformung des Lenkers unter Last ermittelt. Eine gute Note bedeutet viel Federkomfort, was die Hände auf langen Touren entlastet. Starke Sprinter, die viel Steifigkeit wünschen, sollten aber eher auf einen steifen Lenker achten.

Schalten (5 Prozent): Die Schalteigen­schaften werden im Fahrtest ermittelt. Bewertet wird nicht der Preis oder die Qualitätsanmutung einzelner Komponenten, sondern ausschließlich die Funktion des gesamten Getriebes. Dabei spielen beispielsweise auch die Zugverlegung, die Qualität der Züge und die montierte Kette eine Rolle.

Bremsen (5 Prozent): Ähnlich wie beim Schalten zählt auch hier der Test auf der Straße, es fließen zusätzlich die Erfahrungen aus unseren unzähligen Tests von Bremsen mit in die Bewertung ein. Dabei wird nicht das Bauteil selbst, sondern die Funktion als Zusammenspiel von Brems­körper, ­Belägen, Felgen bzw. Scheiben und Zügen sowie Zugverlegung be­wertet: Wie gut lassen sich die Bremsen modulieren? Wie standhaft sind die Bremsen, wie lang sind die Bremswege?

Reifen (5 Prozent): Bewertet werden Roll­widerstand und Grip – soweit bekannt aus einem ­unserer unabhängigen Reifentests oder anhand des Fahr­eindrucks.

Die Gesamtnote wird arithmetisch aus den prozentual unterschiedlich gewichteten (Prozent­angaben in Klammern) Einzelnoten gebildet. Sie bringt vor allem die sportlichen Qualitäten des Rades zum Ausdruck.

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